Konzert für Harfe und Orgel in der Kirche St. Martin Fein abgestimmter Dialog überzeugt

Mit einem Konzert für Harfe und Orgel stellte sich das Duo Linda und Tim Reinschmidt unlängst in der Konzertreihe Kirchenkonzerte in St. Martin in der Offenbacher Straße in Dietzenbach vor. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (red) – Mit einem Konzert für Harfe und Orgel stellte sich das Duo Linda und Tim Reinschmidt unlängst in der Konzertreihe Kirchenkonzerte in St. Martin vor. Die frisch vermählten jungen Künstler spielten mit jugendlichem Schwung, und vor allem überzeugte ihr fein abgestimmter Dialog. Die Orgel an ihrem Platz auf der Empore, die Harfe hingegen unten vor dem Altar positioniert, bedeutete eine besondere Herausforderung, die sich zu Gunsten einer optimalen Klangwirkung in der gut besuchten Kirche auszahlte. Die Kombination Harfe und Orgel ist selten anzutreffen, entsprechend wenig Originalliteratur steht zur Verfügung.

Das von Linda Reinschmidt kommentierte Programm begann mit einem Concerto des Spaniers Pedro José Blanco, eines der wenigen Stücke im Original für Harfe und Orgel. Das einsätzige Stück mit dreiteiligem Aufbau entspricht dem typischen Rokoko-Geschmack aus der Zeit des Komponisten. Den heiter-concertanten Wechsel zwischen den Solopartien und den quasi orchestralen Gegenpartien erfüllten die beiden Musiker mit einem ruhig dahingleitenden und fein artikulierten Anschlag an der Harfe und abwechslungsreicher Orgelregistrierung. Mit in sich ruhender Tonführung folgte als Orgelsolo das Kyrie aus Johann Seb. Bachs Orgelmesse, eine komplex angelegte Komposition aus kanonisch verlaufenden Mittelstimmen, gegen die sich die Melodiestimme (Cantus) abhebt.

Himmlische Menschenstimme bereichert Duo

Bei den folgenden Stücken erwies sich die Möglichkeit der „romantischen“ Orgelregistrierung, vor allem im Einsatz mit der „Voix céleste“, empfunden als himmlische Menschenstimme, als besonders bereichernd für das Duo. So wirkte das „Intermezzo on Crimond“ des Schotten Arnold Richter teils sphärisch, teils bodenständig, erzeugt durch scheinbar leicht fließende Arpeggien der Harfe im Dialog mit den „Himmelsregistern“ der Orgel. Ähnlich das Schlußstück „Irischer Segen“ von Bob Chilcott, ein Chorwerk umtransponiert von Tim Reinschmidt. Die Umarbeitung von Beethovens erstem Satz der Mondscheinsonate war ein beeindruckendes Klangerlebnis. Die Mittelstimme der Triolen wurden von der Harfe gespielt, der Bass im Orgelpedal wirkten ebenso wie die Oberstimme in der Orgel als Klammer, wodurch der Klang allerdings etwas dick geriet gegenüber der Klavierversion, die gerade in der Oberstimme feinere Akzentuierungen fordert. Als sehr gut gelungene Transposition erwies sich Otto Mallings „Christi Einzug in Jerusalem“. Einen Höhepunkt bildeten die beiden Solostücke für Harfe von John Thomas und Claude Debussy. The Ministrel’s Adieu“ des Walisers Thomas, den Abschied eines Minnesängers an seine Heimat, ein schwermütiger Dreiertakt ähnlich einer Sarabande trug die Künstlerin gekonnt sensibel vor, mal volltönig intoniert, mal nur ein hauchdünnes Wispern. Die schnellen Figuren kamen leicht, nicht gehetzt, ganz ähnlich wie bei Debussys „Première Arabesque“, die sich auf der Harfe wie ein elegant französisches Wasserspiel anhörten oder eine impressionistische Blumenwiese von Monet suggerierten, schöner noch als im Original für Klavier. Mit Dietrich Buxtehudes Orgelpräludium in C-Dur, ein Exemplar norddeutscher Barockmusik brachte Tim Reinschmidt die Orgel zum vollen Klang, unterbrochen mit einer raffiniert registrierten Zwischenfuge, die eine Oktave höher erklang und so die barocke Verspieltheit überzeugend kontrastierte. „Erlaubte“ Putti im protestantischen Barock!

Der lange Beifall wurde mit einer Zugabewiederholung belohnt.