Siebtklässler erhalten Geschichtsunterricht im historischen Museum Freude an der Chemie wecken

Die Schüler haben im Garten des historischen Museums die Eigenschaften von Seife und Wasser erkundet.

Dietzenbach –  „Es klappt endlich!“ Was fröhlich durch den Garten des historischen Museums hallt, sind die Begeisterungsrufe von Anton und seinen Kameraden. In einem Experiment ist es ihnen gelungen, eine Büroklammer in einer Schüssel mit Wasser zu versenken.

Die 23 Siebtklässler der Ricarda-Huch-Schule Dreieich sind kurz vor den Sommerferien im Rahmen ihrer Aktionstage für ein besonderes Projekt nach Dietzenbach gekommen. Auf dem Programm des Besuchs in Museum und Außengelände steht nicht nur das Thema „Waschen früher“. Der Live-Geschichtsunterricht mit echten Exponaten wird am Ende mit einer Lektion in Chemie abgerundet. Zusammengestellt hat den Unterricht abseits des Klassenzimmers die Lehrerin Myriam Andres. In einer eher ungewöhnlichen Kombination lehrt sie Geschichte und Chemie; im Dietzenbacher Museum hat sie in Kooperation mit der Museumsleiterin Maria Polatowski-Ruprycht schon manches Projekt angeboten.

Zunächst geht es für die Jungen und Mädchen an die Waschvorgänge früherer Zeiten. Auf einer Exponaten-Insel sind Utensilien wie Kochkessel, Wäschestampfer und Bürsten ausgebreitet. Ein altertümliches Bügeleisen, Wannen und Seifen runden die kleine Ausstellung ab.

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Dabei erschließt sich manches von selbst, andere Gegenstände machen die Schüler dagegen ratlos. So müssen Lehrerin und Museumschefin etwa erst einmal die Funktion des Wäschestampfers, der die Lauge durch die Wäsche treiben soll, erklären.

„Das ist echt harte Arbeit“, folgern entsprechend Mayleen und Sude. Ganz unbekannt ist den beiden Schülerinnen das Gerät allerdings nicht. Vieles von dem schweren Alltag der Hausfrau haben sie bereits von den Großmüttern erfahren. Etwa Erzählungen über den Waschtag, den die Frauen, oft mithilfe der Kinder, alle paar Wochen bewältigen mussten. Dabei wurde zuerst die Wäsche sortiert und in einer Wanne mit Seife und Soda eingeweicht. Nachdem die Seifenlauge im Waschkessel gut heiß war, kamen die schmutzigen Kleidungsstücke zum Kochvorgang hinein. Anschließend schrubbte die Hausfrau auf dem Waschbrett mit Kernseife die Hosen, Hemden und Kleider, ebenso war es üblich, sie mit einem Wäschestampfer im Waschzuber kräftig zu bearbeiten. Damit war die körperlich anstrengende Tätigkeit aber noch lange nicht beendet, musste doch die Kleidung mehrfach mit klarem Wasser ausgespült und ausgewrungen werden.

Nach intensivem Staunen über Zeiten, als es noch nicht darum ging, in einfacher Weise die Waschmaschine zu bestücken und am Temperaturrad zu drehen, sind im Museumsgarten die Prozesse an der Reihe, die sowohl früher als auch heute noch für wirklich reine Wäsche sorgen. Mit der Kunstfigur „Tensido“ begibt sich der Ricarda-Huch-Nachwuchs auf eine experimentelle Reise. Dabei erschließen sie sich auf ganz praktische Weise die Eigenschaften von Seife und Wasser, vor allem aber von Tensiden, also Substanzen mit Wirkung auf die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten. Unterschiedliche Lösungen wie Kernseife, Schampon oder Waschmittel stehen zur Verfügung. So sind Chandu und Charlotte fleißig dabei, eine Seifenlösung mit Pfeffer zu verstärken. Das vermische sich ganz gut, lautet schließlich das Urteil. „Die Lösung würde im Ernstfall wohl gut in den Stoff eindringen und den Schmutz besser lösen“, folgern die Schülerinnen.

„Mir geht es mit dem Aktionstag auch darum, Freude an der Chemie zu wecken“, sagt Myriam Andres. Auch Museumsleiterin Polatowski-Ruprycht hebt den praktischen Aspekt des Outdoor-Klassenzimmers hervor. „So gelingt es uns, Geschichte greifbar zu machen und daraus zu lernen.“ Einen Ausflug zum Dietzenbacher Geschichtstempel unternahm an diesem Tag ebenso eine siebte Klasse der Marienschule, die sich etwa mit dem Thema „Hauswirtschaft früher“ beschäftigte.

Von Barbara Scholze