Großer Andrang bei der Jobbörse „Ausbildung to go“ Für junge Arbeitssuchende zählt der erste Eindruck

Leo Sibilla (links) und Abokor Abdinur schauen bei der „Ausbildung to go“ auf der Pinnwand nach weiteren Ausbildungsplätzen bei Firmen, die selbst nicht anwesend sind. Foto: Schempp

Dietzenbach (zts) –  Bei der Jobbörse „Ausbildung to go“ in den Räumen der ProArbeit kamen junge Arbeitssuchende mit Firmen aus der Region in Kontakt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Der Andrang war groß, die Vermittlung dennoch oft nicht einfach.

Das Treffen mit Ausbildungsbetrieben ist für Abokor Abdinur wie ein Date mit einer tollen Frau. „Ich muss mich ja präsentieren“, sagt der 21-Jährige auf dem Weg ins kommunale Jobcenter der ProArbeit lachend. Das karierte Hemd gebügelt, die Haare sitzen. Schließlich möchte Abdinur in den Gesprächen mit den Betrieben einen guten Eindruck hinterlassen. Dabei geht es natürlich nur ums Professionelle. Der 21-Jährige sucht, wie 200 weitere Jugendliche an diesem Tag, auf die Schnelle noch einen Ausbildungsplatz.

Dafür ist Abdinur gemeinsam mit zehn weiteren Teilnehmern der Maßnahme „Sofort Aktiv“ der MainArbeit aus Offenbach nach Dietzenbach gekommen. Sie ist gerichtet an SGB-II-Empfänger unter 25 Jahren und dauert in der Regel so lange, bis der Arbeitsuchende eine Ausbildung gefunden hat, erklärt Abdinur. Ihm schwebt die Arbeit als Elektroniker vor, alternativ auch als Schreiner. „Das Handwerk inspiriert mich, weil man das Ergebnis sofort sehen kann und so Erfolgserlebnisse hat“, schwärmt er sichtlich motiviert, bevor die „Sofort Aktiv“-Gruppe das Gebäude der ProArbeit betritt. Dort heißt es erst einmal Schlange stehen im Flur. Nach und nach darf die Gruppe eintreten. Ein Security-Mitarbeiter signalisiert kurz darauf den Einlass-Stop – zu viele Menschen auf dem Stockwerk.

Der schmale Flur ist ein „Nadelöhr“ für die mehreren Hundert Teilnehmer und trotz Koordination durch die Mitarbeiter und kontrolliertem Einlass ein „bisschen problematisch“, räumt „Ausbildung to go“-Leiter Klaus Schulmeyer von ProArbeit ein.

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Nichtsdestotrotz freut er sich über die rege Teilnahme an der Ausbildungsbörse, die in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und der IHK jedes Jahr im Wechsel mit der MainArbeit Offenbach stattfindet. Diesmal gingen 1000 Einladungen an Arbeitssuchende, rund 200 wurden zu der Veranstaltung erwartet. Von ihnen schaffen es nach Schulmeyers Erfahrung 25 Prozent, somit etwa 50 Teilnehmer, dank der Börse in Firmen unterzukommen. „Wir bieten Arbeitgebern eine Plattform, Auszubildende zu finden und den jungen Leuten gleichzeitig die Chance, auf den Weg zu kommen“, erklärt der Ausbildungsplatzvermittler. „Der Markt ist zur Zeit sehr gut.“

25 Firmen, größtenteils aus Offenbach – darunter die Stadtwerke Holding (SOH) und das Sana Klinikum – stellen sich an diesem Tag vor. In Dietzenbach ansässige Unternehmen wie Projahn, eine Firma für Präzisions- und Handwerkszeug, haben kurzfristig abgesagt: Die letzten offenen Stellen wurden kurzfristig belegt.

Die Schwierigkeit bei der Vermittlung sieht Klaus Schulmeyer – neben den falschen Vorstellungen des Berufs mancher Arbeitssuchenden – bei einer begrenzten Anzahl an Alternativen, sollte das Passende zunächst nicht dabei sein. „Einen Mechatroniker kann man nicht ins Büro setzen.“ Schulmeyer rät den jungen Erwachsenen, immer einen Plan B bereit zu halten. Mit dem technologischen Wandel seien auch die Anforderungen in technischen Berufen gestiegen. Oftmals würden Firmen außerdem höhere Schulabschlüsse fordern als die jungen Erwachsenen sie vorweisen können.

Letzteres ist auch eine Hürde für den 18-jährigen Leo Sibilla. Er ist mit Abokor Abdinur aus Offenbach gekommen und möchte Eventmanager werden. „In meinem Bereich gibt es hier nix. Viele Unternehmen wollen außerdem jemanden mit Fachabitur oder Abi“, sagt Sibilla enttäuscht, nachdem er eineinhalb Stunden lang auf der „Ausbildung to go“ unterwegs war. Sibilla absolvierte die Mittlere Reife. Weiter zur Schule zu gehen, kommt für ihn nicht infrage: „Ich will arbeiten.“ Zwischen 60 und 70 Betrieben schickte er bereits seine Unterlagen. 30 Absagen musste er verbuchen.

Der 18-Jährige gibt aber nicht auf. „Ich werde weiter Bewerbungen schreiben. Es gibt genug Stellen, zur Not muss ich umziehen.“ Einen Betrieb finden und sich dort wie zu Hause fühlen, ist auch Abokor Abdinurs Ziel für die Zukunft. Er möchte sich weiterbilden und Verantwortung übernehmen. Bis dahin trägt er sein gebügeltes Hemd zum nächsten Date.