Maitanz-Erlös kommt dem Feuerwehrnachwuchs zu Gute Geldsegen für die Dietzenbacher Löschratten

Mitglieder der Dietzenbacher Kinderfeuerwehr demonstrierten ihr Können unter anderem mit einem alten Spritzenwagen. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – In der Walpurgisnacht, der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, fliegen der Sage nach, gruselige Hexen zum Blocksbergim Harz um sich zu versammeln.

Dort tanzten sie ihre Teufelstänze, rezitierten das Hexen-Einmal-Eins, sprachen grausame Flüche über Menschen aus und brauten stinkende magische Tränke. Aus Furcht und zum Schutz vor den Hexen entzündete man große „Maifeuer“ und tanzte um sie herum, bis sie abbrannten und der Morgen anbrach. Mit der Zeit verflog dieser schaurige Aberglaube, doch der schöne Brauch mit dem nächtlichen Beisammensein ist bis zum heutigen Tag erhalten. Heute tanzen die Menschen nicht mehr um das Feuer, sondern um einen Maibaum, der schon immer für Fruchtbarkeit stand.

Kein Dietzenbacher glaubt heute mehr an Hexen, jedenfalls wurden auch dieses Jahr keine fliegenden Exemplare um das Capitol gesichtet und im Ballsaal waren nur angenehme Gerüche vom Essen aus der Küche der Ratsstube zu vernehmen.

Die Dietzenbacher Bürger feierten diesen traditionswürdigen Abend wie immer mit einem großen Ball, dem „Tanz in den Mai“. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Gruppe Sandy-Showband. Eröffnet wurde der Abend traditionell mit einem Walzertanz. Viele Paare nutzten auch gleich die Gelegenheit und betraten die Tanzfläche. Dabei zeigten sich unterschiedliche Vorlieben. Während das eine Paar den Walzer traditionell rechts herumtanzt, bevorzugen andere Paare die gespiegelte Variante. Diesmal war aber wirklich für jeden Tänzer etwas dabei. Die gesamte Palette der Standardtänze wie Slowfox oder Cha-Cha-Cha, Quickstep oder Tango, langsamer Walzer oder Foxtrott, durfte getanzt werden. Besonders kuschelig wurde es bei Stevie Wonders Welthit „I just call to say I love you“, der als Rumba getanzt wird.

Erneut konnte sich Erster Stadtrat Dieter Lang über einen neuen Besucherrekord freuen und er dankte den Anwesenden für den großen Zuspruch, den der „Tanz in den Mai“ jedes Jahr findet. Das Capitol war festlich geschmückt und traditionell thronte eine schöne große Birke als Maibaum in der Mitte des Saals. „Dieser Baum wurde heute Morgen von mutigen, starken Menschen aus den Tiefen des Dietzenbacher Dschungels geholt“, scherzte Lang bei der Begrüßung der Gäste. Die beiden mutigen Männer waren übrigens Gottfried Kuzelka und Heinz Walter Scherping.

Traditionell war dieser Abend in Dietzenbach eine Benefizveranstaltung. Während in den vergangenen Jahren die großen Sportvereine SC Steinberg, SG Dietzenbach und TG Dietzenbach Spenden entgegennahmen, konnte sich dieses Jahr die Dietzenbacher Kinderfeuerwehr freuen, die damit ihre Jugendausbildung fördern möchte. Und das zeigten die Kinder dem Publikum eindrucksvoll. Sie demonstrierten den Ernstfall zuerst mit einem alten Spritzenwagen, dem Original Löschmaterial und einem Miniaturnachbau eines echten Einsatzfahrzeugs. Das kam beim Publikum sehr gut an und die Kinder erhielten für ihren Einsatz den gebührenden Applaus.

„Es gibt kein passendes Ausbildungsmaterial für unsere 20 Jüngsten“, erklärten Hagen Denz, Leiter der Kinderfeuerwehr und Oliver Schuster Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr. „Die Kinder können die Praxis nicht an den großen Geräten üben, denn die Materialien wie die Schläuche und die Verbindungen sind einfach zu unhandlich und zu schwer.“ Deshalb soll ein kindgerechtes Feuerwehrauto mit kindgerechter Ausrüstung gebaut werden, mit dem die Kinder den Einsatz im Ernstfall sehr gut üben können. Ein Holzmodell wurde bereits von Feuerwehrmann Christian Boos gebaut (wir berichteten). Das fertige Modell soll dann sogar über einen richtigen Elektroantrieb verfügen. Dass sie die Theorie beherrschen und nun bereit für die praktische Ausbildung sind, zeigten Jeremy Horn (9) und Maxi Marek (8): „Wir haben schon gelernt, wie man welches Feuer löscht“, erklärten die beiden Feuerwehrkinder. „Fettiges Feuer darf man nur mit Schaum löschen, auf keinen Fall mit Wasser.“ Als weiteren Höhepunkt des Abends zeigte Leo Rauch, Artist beim Zirkus Chicana, eine sehr anspruchsvolle und beeiindruckende Jonglage mit Bällen, Keulen und Ringen. Rauch hat vor drei Jahren mit dem Jonglieren begonnen und übt nahezu täglich bis zu fünf Stunden.

Mit einem Stück aus „Tarzan“ begeisterte die 1. Dietzenbacher Tanzgarde schließlich das Publikum.

Spannend wurde es, als Lang den offiziellen Höhepunkt des Abends, die Spendenaktion, eröffnete. Wie im vergangenen Jahr hatten sich wieder viele Vereine und Clubs, wie die Volksbank Dreieich, der Lions-Club Dietzenbach, die Tanzschule Senkbeil, der Obst- und Gartenbauverein Dietzenbach oder zahlreiche Sportvereine mit dem Kauf von Eintrittskarten beteiligt. Allein durch den Verkauf sind über 5.000 Euro eingegangen. Über 2.000 Euro konnten durch Werbung in den Programmheften eingesammelt werden. Je 1.000 Euro spendeten das Autohaus Brass und die Volksbank Dreieich, so dass sich die Kinderfeuerwehr über insgesamt 9.350 Euro freuen darf.

„Das ist phänomenal“ sagte Bernhard Eifinger, Vorsitzender der Feuerwehrvereinigung, anschließend. „Es freut uns und wir danken den Dietzenbacher Bürgern und Vereinen dafür.“ Doch damit war mit dem Geldsegen noch nicht Schluss, denn Thomas Paliocha, Regionalleiter der Volksbank Dreieich, erinnerte an die Crowdfunding-Aktion, bei der die Bank jeden gespendeten Euro verdoppelt.

Für das leibliche Wohl sorgte an diesem Abend die Ratsstube. Inhaberin Andrea Robens war mit dem Abend und ihrem zehnköpfigen Team sehr zufrieden.

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