Thesa-Ensemble blickt auf erfolgreiches Stück zurück „Bei der Generalprobe war der Teamgeist wieder da“

Mit weisen Ratschlägen stand Ralf Jungermann als Kaiser Franz Joseph der Rössl-Wirtin Josepha (Birgit Reuter) zur Seite. Seinen Zwirbel-Bart ließ er eigens für die Rolle wachsen.

Dietzenbach (liz) – Es ist einmal im Leben so: Nach sieben Wochen und insgesamt 14 Vorstellungen, darunter zwei Zusatztermine, hat der Zauber rund um das „Weiße Rössl im Bieberbach“ ein Ende gefunden.

Bei 13 ausverkauften Abenden blickt das Ensemble des Theaters Schöne Aussichten (Thesa), das in der Dietzenbacher Altstadt sein Domizil hat, auf ein erfolgreiches Singspiel zurück und das nächste Projekt steht bereits in den Startlöchern.

Theaterchef Reiner Wagner, der im Stück die Rolle des Zahlkellners Leopold gespielt hat, ist zufrieden. „Allein vom Interesse des Publikums her, hätten wir noch sechs Vorstellungen geben können“, schätzt er.

„Die Vorbereitungen waren vergleichsweise anstrengend, aber die Spielzeit verging dann wie im Flug“, beschreibt Christiane Kreuchauff, die als gute Seele und Souffleuse so manchen Texthänger kaschiert hat. In ihrer Position hatte sie die Chance zu beobachten, wie sich die Schauspieler und die Musiker, die „Original Palmdudler“, über die Zeit entwickelt haben. „Bei den Proben war immer eine gewisse Angst dabei“, findet Uwe Schmedemann, Keyboarder und musikalischer Leiter.

Obwohl das Ensemble größtenteils bereits bei der Watzmann-Inszenierung „De Bersch ruft“ zusammengearbeitet hat, lagen nun zwischen den beiden Großprojekten zwei Jahre.

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„Aber bei der Generalprobe hat’s gefunkt, da war der Teamgeist wieder da, als hätte jemand einen Schalter umgelegt“, verrät er. Auch Birgit Reuter bestätigt: „Nach der Premiere war die Angst verflogen.“

Als Josepha Vogelhuber hat sie nicht nur Leopold, sondern auch dem Publikum den Kopf verdreht – oder viel mehr die Ohren. Von Wagner nach den Aufführungen als „the Voice“ vorgestellt, zeigt sich die 56-Jährige dennoch bescheiden. „Ich mache das eben so gerne, vor allem mit diesem Ensemble“, sagt sie. „Das ist die sogenannte Sicherheitssteigerung“, weiß Wagner. „Sobald wir auf der Bühne gemerkt haben, dass es den Menschen im Publikum gefällt, fing der Spaß an“, findet Reuter.

Die Schauspieler wurden sicherer, die Dialoge lebhafter, das ganze Ensemble eingespielter. Über die Zeit haben Kleinigkeiten das Stück komplettiert. Was in der Mitte der Spielzeit schon witzig war, wurde zum Schluss großartig. So zückte Karl-Heinz Lehr als Tourist eine Digitalkamera und Frank Hilsamer fragte bei der Band nach dem Weg ins Gasthaus. „Das sind Dinge, die dann einfach passiert sind“, sagt Reuter. „Damit war auch der Zugang zum Publikum da“, sagt Ralf Jungermann, der selbst als Kaiser Franz Joseph durch den Saal zur Bühne stolzierte – stets mit vornehmen Gruß im weißen Handschuh. „Das Stück wurde irgendwann zur Philosophie“, sagt Kreuchauff. Auch hinter den Kulissen sei alles glattgelaufen. „In der kleinen Garderobe, wo sich die Schauspieler ja eigentlich gegenseitig auf den Füßen stehen, kam es nie zu Stress“, erzählt die Souffleuse.

Auf Ärger hingegen hat sich Reinhard Brandtner gefreut. Als Wilhelm Giesecke nörgelte er sich mit „Berliner Schnauze“ in die Herzen der Zuschauer. „Bisher habe ich nur liebe Rollen gespielt, jetzt durfte ich den Griesgram raushängen lassen“, sagt er. Um sich in die Rolle einzufinden, hat er „Unterricht“ bei seiner Schwägerin genommen, die aus Berlin stammt. „Ich habe sie oft gefragt, wie man was ausspricht“, führt er aus. Wohl mit Erfolg: Der typische Ausspruch Gieseckes „Na, det Jeschäft is richtig“ wurde nicht nur im Ensemble zum geflügelten Wort. „In der Pause haben die Zuschauer zum Scherz Beuschel-Tee beim Service bestellt“, erzählt Wagner und lacht.

Und nun? „Da fehlt erstmal was“, findet Reuter. Wie ein Teufelchen auf der Schulter beschreibt Schmedemann seinen Drang, weiter in die Keyboardtasten zu hauen. „Meine Frau und ich holen nun Familientermine nach, die wir aufgeschoben haben“, erzählt Brandtner.

Doch lange müssen die Musiker und Schauspieler nicht Trübsal blasen, denn das nächste Projekt wirft seine Schatten voraus.

Die Rocky Horror Picture Show soll zur 800-Jahr-Feier aufgeführt werden. Kreuchauff wird dabei die Co-Regie übernehmen. „Die ersten Lieder habe ich mir zur Umsetzung schon angeschaut“, verrät der musikalische Leiter.

Wer nicht bis 2020 warten will, kann bereits am 25. August beim elften Dietzenbacher Kulturfestival die Palmdudler und Sänger auf der Bühne erleben. Mit Titeln aus Watzmann, Rössl und dem neuen Stück bilden sie den Abschluss der dreitägigen Veranstaltung. Infos und Tickets unter thesa.de.