Fanara Becker und Kamala Aliyeva vermitteln Begleiter für behinderte Kinder Hilfe nicht nur bei Aufgaben

Dietzenbach (jb) – Kinder mit schweren körperlichen und/oder geistigen Behinderungen sind in der Schule auf besondere Unterstützung angewiesen. Damit die Schüler bestmöglich betreut werden können, helfen Fanara Becker und ihre Partnerin Kamala Aliyeva in ihrem Büro am Theodor-Heuss-Ring Eltern dabei, einen passenden Begleiter für ihren Nachwuchs zu finden.

Schon in Armenien, wo sie als Tochter aserbaidschanischer Eltern geboren wird, hat sich Fanara Becker der Förderung von bedürftigen Kindern verschrieben. Nach ihrem Schulabschluss kehrt sie als Sozialarbeiterin für ein Jahr an ihre alte Bildungsstätte zurück, macht Hausbesuche, gibt Nachhilfe. Für ihr Philologie-Studium zieht sie nach Aserbaidschan, unterrichtet nach dem Abschluss als Lehrerin, zunächst in einem kleinen Dorf, später in der Hauptstadt Baku.

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1997 kommt Fanara Becker schließlich mit ihrem Mann nach Dessau, absolviert einen Sprachkurs und lässt sich zur sozialpädagogischen Mitarbeiterin weiterbilden. Zwei Jahre später geht das Ehepaar nach Offenbach, wo sie sich ab 2002 für mehrere Vereine als Familienhelferin engagiert und als Berufsbegleiterin für das Amtsgericht arbeitet.

Nach Dietzenbach kommt Becker 2003 und arbeitet seitdem als selbstständige Familienhelferin mit dem Kreisamt zusammen. 2010 eröffnet sie mit ihrer Partnerin Kamala Aliyeva die „Becker & Aliyeva Partn. SPFH“ an der Pestalozzistraße. 2019 ziehen die beiden Sozialpädagoginnen dann in die Räume in Theodor-Heuss-Ring 66.

Durch ihr Netzwerk und Mundpropaganda spricht sich ihre Arbeit schnell über die Stadtgrenzen hinaus herum, neben Kreisstädtern betreuen sie auch Familien aus Neu-Isenburg oder Heusenstamm. Auch die Anzahl ihrer Mitarbeiter wächst stetig: „In kürzester Zeit haben wir 30 neue Leute gefunden.“ Aktuell beschäftigen Becker und ihre Partnerin Kamala Aliyeva 40 Angestellte, die ihre Schützlinge den gesamten Schultag begleiten, ihnen etwa bei den Aufgaben helfen oder sie zu Ausflügen begleiten. Den Eltern stehen Fanara Becker und ihre Mitarbeiter beratend zur Seite, helfen Anträge auszufüllen oder stellen Kontakt zu den zuständigen Sachbearbeitern her. Die Kosten werden dabei vollständig von Kreisamt übernommen, versichert sie.

Bevor die Familienhelferin einen Begleiter vermittelt, macht sie sich zunächst ein genaues Bild darüber, welche Hilfe benötigt wird. Dazu lädt sie die Familien zu einer Sprechstunde ein, weiß danach zumeist, wen sie einsetzen muss.

Dabei helfe auch die sprachliche Vielfalt ihres Teams: „Unsere Mitarbeiter sind international.“ So könne ihr Unternehmen Kindern jedweder Herkunft einen Begleiter vermitteln. Auch für den Fall, dass ein Mitarbeiter kurzfristig ausfalle, sei sie vorbereitet: „Springer“ übernehmen dann die Begleitung. Damit möchte Becker sicher gehen, dass kein Kind einen Schultag verpassen muss.

Mit den meisten Schulen arbeite man gut zusammen, betont sie, dennoch sieht sie noch Handlungsbedarf. So könnten manche Bildungsstätten durchaus aktiver Teilhabeassistenten fordern.

„Einige Schulen müssten mehr Vertrauen in unsere Mitarbeiter haben“, meint sie. Denn bisher hätten alle Kinder, die sie betreut hat, später einen Beruf erlernt oder einen Ausbildungsplatz bekommen. Ein Mädchen studiere inzwischen sogar Sozialpädagogik. „Sie möchte nach ihrem Studium ebenfalls Kindern mit besonderen Förderungsbedarf helfen“, sagt Fanara Becker stolz.