Studenten aus Nicaragua waren für ein Jahr in Dietzenbach zu Gast Bei ihrer Rückkehr in die Heimat gehen sie in eine ungewisse Zukunft

Abschied nach einem Jahr: Für zwölf Monate waren drei junge Gäste aus Nicaragua in der Kreisstadt, wo sie bei Gastmüttern lebten. Foto: Kammermeier

Dietzenbach (tsk) – Reyna, Orcar und Yordy, davon ist Erster Stadtrat Dieter Lang überzeugt, kennen jetzt sehr genau das mittelamerikanisch-nicaraguanische, aber auch das deutsche Zeitgefühl. „Ihr wisst jetzt, wie wir Deutschen ticken, wenn wir sagen, der Kindergarten fängt um 7.30 Uhr an, dann meinen wir das so“, sagt Lang und lacht. Anlass für seine Rede ist die Verabschiedung der Gäste im Gemeindezentrum von St. Martin. Die Studenten waren für ein Jahr in der Kreisstadt. Gelebt haben sie bei Gastmüttern. Eingesetzt waren die drei Freiwilligen in den Kitas Brunnenstraße und Am Stiergraben sowie in der Betreuung der Astrid-Lindgren-Schule. Deutschkurse besuchten alle. Ermöglicht hat dies der Verein für Internationale Beziehungen, der die Städtepartnerschaft mit Masaya seit mehr als drei Jahrzehnten pflegt und das Weltwärts-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im vergangenen Jahr konnte das zehnjährige Bestehen des Projekts gefeiert werden.

Als die drei Gäste vor einem Jahr in Dietzenbach ankamen, waren die Deutschkenntnisse noch überschaubar. Das hat sich geändert: Orcar hat ein Sprachzertifikat mit hohem Niveau absolviert. „Das hat bisher noch keine geschafft“, sagt Lang anerkennend. Seit 2014 waren immer wieder junge Nicaraguaner in der Kreisstadt zu Besuch und umgekehrt. Heidi Schmidt, Sabine Weimer und Dagmar Simminger haben ihre Zöglinge aus Zentralamerika bei sich beherbergt. Sie haben auch dafür gesorgt, dass die jungen Gäste deutsche Städte wie München, Stuttgart und Berlin oder europäische Metropolen wie Paris, Rom und London kennenlernen konnten. Sie haben erlebt, wie sie sich ausgelassen im Schnee gewälzt haben und wie ihr Deutsch besser und besser wurde.

„Sie gehen in eine ungewisse Zukunft“, meint Heidi Schmidt besorgt und spielt auf die aktuelle politische Situation in Nicaragua an. „Da tobt ein halber Bürgerkrieg“, sagt sie, die das Land selbst schon durch zwei Besuche kennen- und liebengelernt hat.