Kirchenkonzert in St. Martin von Organist Thomas Gabriel begeistert Publikum Klangliche Vielfalt an der Orgel

Begeisterte das Publikum in der Kirche St. Martin: Organist Thomas Gabriel. Bild: privat

Dietzenbach – Musik, reich an klanglicher Vielfalt, musikalischer Ausdrucksweise und Vitalität auf einem hohen künstlerischen Niveau, präsentierte Thomas Gabriel an der Mayer-Orgel in der Kirche St. Martin im Rahmen der Kirchenkonzertreihe.

Nicht zuletzt Dank der eigens hierfür vorgesehenen Disposition der Orgel konnte Gabriel mühelos im Wechsel Musik der französischen Romantik oder vom norddeutschen Barock geprägte Stücke vortragen. Temperamentvoll, feurig begann er die Toccata G-Dur von Théodore Dubois, ein Werk eingerahmt im eher traditionellen Stil, unterbrochen von romantisch singenden, schwirrenden Zwischenteilen mit abwechslungsreichen Dialo-gen, die Gabriel in einem fließenden Legato gegen kräftige Betonungen fantasievoll kontrastierte. Von demselben Komponisten stellte Gabriel die „Versets de procession“, eine Musik zu Fronleichnam, vor, die sich im völligen Gegensatz zu Dubois Toccata bewegt, ein spirituelles Werk, introvertiert, von Gabriel im ruhigen Streicherklang sanglich vorgetragen, das sich wiederholende Thema schön hervorhebend. Auch von César Franck, ebenfalls in der französischen Romantik beheimatet, präsentierte Gabriel zwei gegensätzliche Werke: Während sein „Cantabile“ in eine verträumt nachdenkliche Sphäre führte mit sehr ruhigem Verlauf, den der Organist durch sensibles An- und Abschwellen der gewählten Register bereicherte, stellte er hingegen Francks „Choral“ in a-Moll eindrucksvoll als das genaue Gegenteil vor: ein Werk voller Dramatik, die die gesamte Facette der Register fordert, kompositorisch auf einer komplizierten Chromatik aufbauend, aber auch in Abwechslung mit besinnlichen Zwischenteilen, um am Ende wieder im dramatischen Furioso zu landen.

Eine klangliche Abwechslung boten die drei kleinen „Préludes“ von François Couperin, geschrieben für das Cembalo, von Gabriel an der Orgel farbig registriert. Einen Höhepunkt boten die Es-Dur Triosonate und das Choralvorspiel „Herr Jesu Christ dich zu uns wend“ von Johann Sebastian Bach – technisch gehören diese Werke zu den schwierigsten. Beide Stücke sind als Triosonaten mit zwei konzertierenden Stimmen und Bass geschrieben, die Choralmelodie des Choralvorspiels erscheint verziert im Bass. Musikalisch wohltuend waren die gewählten Tempi und Registrierung der obligaten Stimmen in all ihren Verläufen, Umkehrungen, Spiegelungen – ein filigranes Meisterwerk des Barock. Eine Freude zuzuhören! Gabriel bedankte sich beim begeisterten Publikum mit Bachs „Badinerie“ als Zugabe aus der h-Moll Konzertouvertüre, deren Flötensolo als zwitscherndes „Flautino“ tänzerisch aus der Orgel tönte.

Von Florian Lauermann