Theaterensemble Dietzenbach spielt „Gretchen 89 ff..“ Wie es in den Köpfen von Regisseuren aussehen kann

In dem Stück „Gretchen 89 ff“ von Lutz Hübner bekommt das Publikum amüsante aber auch erschreckende Einblicke hinter die Theaterkulissen zu sehen. Vor allem zeigt das Stück aber, wie es in den Köpfen von Regisseuren und Schauspielern aussehen kann. Foto: Dreger

Dietzenbach (sd) – Die berühmte Gretchenfrage wird an diesem Abend nicht gestellt. Im rasanten Wechsel der Charaktere geht das Theaterensemble Dietzenbach eher der Frage nach, wie und warum ein Theaterstück so wird, wie es die Zuschauer am Ende erleben - und manchmal auch erleiden müssen.

In dem Stück „Gretchen 89 ff“ von Lutz Hübner bekommt das Publikum amüsante aber auch erschreckende Einblicke hinter die Theaterkulissen zu sehen. Vor allem zeigt das Stück aber, wie es in den Köpfen von Regisseuren und Schauspielern aussehen kann.

Auf teils irrwitzige Weise wird an Hand der „Kästchenszene“ aus Goethes „Faust“ immer wieder mit verschiedenen Charakteren ein Gretchen zum Leben erweckt, das, je nach Regisseur, verschiedene Eigenschaften aufweisen soll.

Als frisch von der Schauspielschule kommende Akteurin etwa muss eines der Gretchen schnell feststellen, dass ihre inbrünstige und leidenschaftliche Improvisation nur auf theoretischem Boden gewünscht ist.

Auf den echten Brettern die die Welt bedeuten, trifft man eher auf Regisseure, die schon vorher wissen was sie nachher sehen wollen. Da ist zum Beispiel der „Schmerzensmensch“, der als Regisseur Abgründe sehen und den Schmerz beim Spielen fühlen will. Oder der „Streicher“, dem alles irgendwie zu blumig klingt und der nach dem Motto, „Das nehmen wir raus“, so lange kürzt, bis die Schauspielerin das ganze Stück zum Schluss in einem kompakten Vierzeiler rezitieren kann.

Aber auch auf der anderen Seite gibt es Eigenschaften, mit denen man erst mal klar kommen muss. Wenn etwa eine Diva mit einem am Beginn seines Berufes stehenden Regisseur arbeiten soll, zeigt sich, dass beim Theaterstück schon die Entstehung selbst zum Drama, zur Komödie oder zum Trauerspiel werden kann.

„Das schlimmste, was einer Diva passieren kann, ist ein unerfahrener Regisseur“, bekommen die Zuschauer erklärt. Im Umkehrschluss ist aber das schlimmste für einen unerfahrenen Regisseur eben eine Diva.

Echte Regie für das Wirrwarr zwischen gespielter Regie und echt gespieltem Schauspiel führte Reiner Wagner auf dessen Bühne im Theater Schöne Aussichten das Gretchen so manchen gespielten Regisseur in den Wahnsinn treibt.

Gleich die ganze Klasse 10bG der Ernst-Reuter-Schule brachte Michael Neuner als Begleitung mit. „Mir war wichtig, dass die Schüler mal ins Theater gehen, da kam die Aufführung mit Goethe als Hintergrund gerade recht“, sagte der Deutschlehrer nach der gelungenen Premiere.

Zum Mitlachen ist es nicht nötig, Goethe und seinen „Faust“, mit der Geschichte um ihn und seine Angebetete, zu kennen. Mit aberwitzigen Einblicken in die Machenschaften hinter den Kulissen und die verschiedensten Möglichkeiten, das Gretchen auf die Bühne zu bringen, unterhält das Theaterensemble sein Publikum buchstäblich spielend.

Weitere Vorstellungen sind am Samstag, 19. März, und Freitag, 8.. April, jeweils ab 20 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Karten gibt es bei Schreibwaren Müller, Bahnhofstraße 22, oder unter www.thesa.de.