Wald- und Forstwirtschaftswege in Dietzenbach für den öffentlichen Verkehr gesperrt Die Kröten wandern wieder

Besonders die männlichen Kröten sitzen auf ihrem Weg zum nächsten Gewässer gern auf der Straße, weshalb Vorsicht geboten ist. Foto: Rudolf Keil / p

Dietzenbach (red) – „Immer häufiger berichten im Frühjahr Presse, Rundfunk und Fernsehen über das große Massensterben auf unseren Straßen. Das dürfte wohl das einzige Mal im Jahr sein, das wir etwas vom Doppelleben der einheimischen Amphibien erfahren“ führt der Dietzenbacher Naturschützer Rudolf Keil in die Thematik „Krötenwanderung“ ein. Es sei erstaunlich, aber von den Amphibien lebten die meisten während der überwiegenden Zeit des Jahres an Land. Das Wasser werde von ihnen lediglich zur Fortpflanzung aufgesucht. Besonders typisch zeige sich das für die beiden Frühlaicher, den Grasfrosch und die Erdkröte.

Beide leben das Jahr über in Wäldern, Gebüschen, Wiesen und zum Teil im Siedlungsbereich der Menschen. Dort führen sie eine versteckte Lebensweise. Dabei bleiben beide dem Umfeld ihres Geburtsortes treu. Von der Erdkröte weiß man etwa, dass sie sich nicht viel weiter als zwei Kilometer von ihm entfernt.

Mit Beginn des Herbstes wandern Grasfrosch und Erdkröte allmählich wieder zu ihren angestammten Laichplätzen zurück. Während sich die Erdkröte zur Überwinterung in der näheren Umgebung des Laichgewässers vorbereitet, dringt der Grasfrosch sogar bis in dieses vor.

Der Beginn der Wanderung wird durch die innere Uhr der Tiere sowie die Außentemperatur gesteuert. Wenn in den ersten Märztagen abends die Temperaturen fünf bis sechs Grad plus erreichen und noch ein feiner Vorfrühlingsregen niedergeht, brechen hunderte von Erdkröten aus ihrem Versteck auf. Die einzelnen Arten haben sich in ihrer Lebensweise und Fortpflanzung an die unterschiedlichen Lebensräume angepasst und bevorzugen je nach Art spezifische Gewässertypen. So reicht das

Spektrum der Laichgewässer von den Wassern gefüllter Wagenspur bis zum See.

Bei Einsetzen der Dämmerung machen sich die Amphibien auf den Weg zu ihrem Geburtsort. Mit der Rückkehr zeigt sich ein Verhalten, das sich im Verlauf von vielen hunderttausend Jahren entwickelt hat, weil es fast immer erfolgreich war. Beim Beobachten der Erdkröten sieht man in der Nähe von Weihern, wie die Männchen, (sie sind immer in der Überzahl), nach Weibchen Ausschau halten. Trifft ein Männchen auf ein Weibchen, so klettert es sofort darauf. Fortan sitzt er auf ihrem Rücken und lässt sich von ihr tragen. Er klammert sich dabei mit seinen Daumenschwielen hinter den Vorderbeinen des Weibchens.

Männchen sitzen auf der Straße

Kaum am See angelangt, springt das Weibchen, mit dem Männchen auf dem Rücken, ins kalte Wasser. Auf dem Grund angelangt, legt das Weibchen meterlange, mit Eiern (bis 6.000) gefüllte Schnüre ab, die sofort von dem darauf sitzendem Männchen besamt werden.

Nach der Besamung entlässt er das Weibchen aus dem Klammergriff und versucht erneut, ein zweites Weibchen zu packen. Frösche dagegen legen ihren Laich in Ballen ab. Molche heften ihre Eier einzeln an Wasserpflanze, wobei der Laich zum Schutz vor Fressfeinden in Blätter eingewickelt wird. Bei den aus dem Laich geschlüpften Kaulquappen entwickeln sich zunächst die Vorderbeine und dann die Hinterbeine. Mit der Rückbildung des Schwanzes ist die Metamorphose der Froschlurche abgeschlossen. Die Jungtiere gehen dann an Land und kehren in der Regel erst nach zwei bis drei Jahren zur Fortpflanzung wieder an die Laichgewässer zurück.

Jetzt in den Abend- und Nachtstunden sind wieder viele Grasfrösche, aber in der großen Überzahl die Erdkrötenpaare unterwegs, um an den Ort ihrer Geburt zurückzukehren und abzulaichen. Die Männer bleiben gerne die ganze Nacht auf der Straße sitzen, wenn sie nicht von einer Frau Huckepack getragen werden. Vom Instinkt geleitet, nehmen sie alle Jahre den gleichen Weg um an ihren Teich zu

gelangen. Auf der Straße, die sie dorthin überqueren müssen, werden ihnen Kraftfahrtzeuge oft zum Verhängnis was man am nächsten Tag leider feststellen muss.

Vornehmlich in den Abend- und Nachstunden kreuzen Frösche und Kröten in der Nähe von Gewässern die Wege und Straßen, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. Insbesondere Berg- und Teichmolche sind gehäuft unterwegs.

„Zwei besonders kritische Bereiche sind die Wald- und Forstwirtschaftswege beim Wollwiesenteich in der westlichen Gemarkung Dietzenbachs sowie der Urberacher Weg im Süden. Hier sind die Verkehrszeichen ‘Gefahrenstelle’ mit dem Zusatzzeichen „Krötenwanderung“ aufgestellt“, erklärt Rudolf Keil.

Der städtische Fachbereich Sicherheit und Ordnung weist darauf hin, dass diese Wege generell für den öffentlichen Verkehr gesperrt sind, also nur von land- und forstwirtschaftlichem Verkehr sowie Anliegern befahren werden dürfen.

Die Stadtpolizei wird während der Zeit der Amphibienwanderung verstärkt Kontrollfahrten durchführen.

Die Dietzenbacher Natur- und Umweltschützer appellieren an die Einsicht und besondere Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer während der Amphibienwanderung.