Schriftsteller Sasa Stanisic liest im Kreishaus Liebeserklärung an die Heimat

Der Schriftsteller Sasa Stanisic las im Kreishaus in Dietzenbach aus seinem Buch „Herkunft“

Dietzenbach – Als Programmpunkt in der Veranstaltungsreihe „Gelebte Integration“, hat das Integrationsbüro des Kreises auch Schriftsteller Sasa Stanisic zu einer Lesung in das Kreishaus eingeladen. Der Autor, der bereits vier Bücher veröffentlicht hat, ist maßgeblich durch sein Buch „Herkunft“ bekannt, für das er 2019 den Deutschen Buchpreis erhielt. Der 1978 in Viegrad (heute Bosnien) geborene Schriftsteller flüchtete während des Bosnienkriegs mit seiner Familie nach Heidelberg, wo er Abitur machte, und später Deutsch und Slawistik studierte.

Sein Buch „Herkunft“, aus dem er Teile vorliest, enthält viel Persönliches. Es ist letztlich eine Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte. Die Episoden, die seinen Erinnerungen entspringen, sind dabei lebendig und humorvoll erzählt. So kann man sich bildlich in den jungen Sasa hinein versetzen, der sich während einer stundenlangen „Stafetten-Zeremonie“ peinlichst genau an das Protokoll hält, obwohl er, und das betont der Autor mehrfach, dringend „pinkeln“ muss. Der Sprachwitz steigert sich, indem Stanisic des Öfteren ironische Passagen einbaut, oder seine Texte mit Selbstzweifeln garniert. Die Geschichten sind dabei so liebevoll erzählt, dass man das Buch durchaus als eine „Liebeserklärung“ an seine erste Heimat verstehen kann. Stanisic gelingt es während der Lesung schnell, sein Publikum mit seinem humorvollen Schreibstil einzufangen. Zwischen den Episoden liefert er viel Hintergrundwissen, das er ebenso lebendig und humorvoll erzählt. Das kommt beim Publikum gut an und Lacher sind an der Tagesordnung. Doch es gibt auch dunkle Stunden im Leben des Autors. So erzählt er von den Gräueln des Krieges, den ermordeten unschuldigen Menschen, den Vergewaltigungen und der Vertreibung, und dass er selbst eine gewisse Schuld in sich spürt. „Eine Schuld, die ich nur mit Geschichten begleichen darf“, gesteht er. Zum Abschluss signiert er Bücher und viele Besucher nutzen die Gelegenheit, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Von Burghard Wittekopf