„LaliCante“ spielt in der St. Martin Kirche „Liebesleid und Liebesfreud“

Das Ensemble spielte während des Konzertes auf historischen und selten zu hörenden Instrumenten. Foto: p

Dietzenbach – Unter dem Motto „Liebesleid und Liebesfreud “ präsentierte sich am vergangenen Sonntag das Vokalensemble „LaliCante“ aus Hattersheim mit einem Konzert in der Reihe der Kirchenkonzerte in St. Martin. Um Besucher nicht wie in der Vergangenheit aufgrund der Corona-Einschränkungen wieder nach Hause schicken zu müssen, trat das Ensemble zweimal auf, jeweils mit erfreulich gutem Besuch.

Die drei Sängerinnen Frauke Wollek, Bettina Kühn, Ute Überreiter und der Sänger Wolfgang Überreiter beschränkten sich dabei keineswegs auf ihre Gesangsstimmen, sondern ergänzten ihre Musik mit historischen und selten zu hörenden Instrumenten. Dazu gehörten etwa eine Nyckelharpa, auch Schlüsselfidel genannt, ein aus der mittelalterlichen Fidel entstandenes Streichinstrument mit einer Tastatur und zusätzlichen Resonanzsaiten, ein Gemshorn, Rahmentrommel, ein kleines Glockenspiel, ein Gong sowie eine Saz, eine türkische Langhalslaute mit drei Saiten.

Das ausgewählte Programm des Ensembles ging auf mittelalterliche Stücke zurück und viele in der Tradition entstandene Lieder aus dem europäischen Raum von Spanien über Frankreich, Flandern, Schottland, England bis nach Finnland.

Nicht nur mangels ausführlicher Aufzeichnung der alten Musik, sondern vor allem aus dem Selbstverständnis des Quartettes heraus, Musik mit Leben zu versehen, interpretierten sie ihre Stücke so, als seien sie gerade entstanden. So wählten die Künstler ihre Instrumente wie auch die Art der Wiedergabe frei aus und spielten daher oft auch mit vertrauten modernen Rhythmen. Das gelang bei den beiden irischen Liebesliedern ebenso überzeugend wie bei den freien Interpretationen von „L’aura spira“ (zu deutsch „Wenn der Lufthauch weht“) von Frescobaldi und den virtuosen Flötenstücken aus Telemanns „Don Quichote“.

Thematisch dominierte das Liebesleid. So ging es um den Disput einer heiratswilligen Tochter mit ihrer Mutter, die ihr Kind für zu jung hielt, und dem Grund der Heirat – einer Hungersnot zu entkommen – nicht traute. Fröhlicher endete das Programm mit einem französischen Fünftakt-Walzer. Begleitet von der türkischen Saz ertönte das englische Lied „rose, rose, rose“ als Zugabe, die die Zuschauer mit langem Beifall bedachten.

VON FLORIAN LAUERMANN