Duo „Eure Formation“ präsentiert im Dietzenbacher Bürgerhaus das Theaterstück „Play Luther“ Was ist von Luther geblieben?

Das Duo „Eure Formation“ präsentierte unlängst im Bürgerhaus auf Einladung der Evangelischen Martin-Luther-Gemeinde Dietzenbach-Steinberg, Theaterstück „Play Luther“. Foto: bw

Dietzenbach (bw) – Passend zum Lutherjahr hatte die evangelische Martin-Luther-Gemeinde Dietzenbach-Steinberg, zu einem weiteren Höhepunkt in das Kapitol des Bürgerhauses Dietzenbach am uropaplatz eingeladen. Auf der Bühne stand das Duo „Eure Formation“ mit ihrem Theaterstück „Play Luther.“

Das Ensemble, dass aus den beiden Schauspielern Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach besteht, tourt mit dem Stück seit nun mehr zwei Jahren vor allem im süddeutschen Raum. Autor und Dramaturg des Stückes ist der Theaterfachmann Uwe Hoppe.

Das Bühnenbild ist einfach gehalten. Es besteht zu Anfang aus einer Figur mit wenigen Dreiecken. Das Dreieck soll die Dreifaltigkeit Gottes symbolisieren. Im Laufe des Stücks bauen die Schauspieler weitere Dreiecke an. Mit jedem weiteren Dreieck wird der wachsende Glaube Luthers symbolisiert. Am Ende des Stücks entsteht so ein kuppelartiges Gebäude.

In dem musikalischen Bühnenwerk wird das Leben und Werken Luthers von der Geburt bis zu seinem Tod auf ganz unterschiedliche Weise und sehr bildlich beschrieben. Es richtet sich sowohl an fromme Menschen als auch an Atheisten. Wer allerdings mit einem langweiligen Theaterstück nach dem Motto „Kenn ich doch alles“ gerechnet hatte, wurde überrascht, denn nach dem Willen der beiden Schauspieler soll es eine „staubfreie Geschichtsstunde“ sein. Das ist den Beiden auch perfekt gelungen, denn die Geschichte Luthers wurde lebendig und schauspielerisch auf höchstem Niveau präsentiert. Sehr zur Freude der Zuschauer.

So spielten Ullrich und Beyerbach bedeutende Momente aus dem Leben des Reformators: Mitreißende Szenen, wie zum Beispiel das Gewitter bei Stotternheim, in der Luther einen Blitzschlag überlebt. In Todesangst ruft er die Heilige Anna an und gelobt Mönch zu werden. Das Drama findet sein Ende, als Luther sich im Kampf zwischen der autoritär geprägten mittelalterlichen Welt und dem väterlichen Wunsch kein Mönch zu werden, durchsetzt. Die innere Zerrissenheit zwischen seiner inneren Stärke und der Angst vor der ewigen Verdammnis, zeigt sich auch in der Szene „Der Reichstag zu Worms“, bei der Luther auch unter Androhung seine Thesen nicht widerruft.

Dann wiederum diskutieren Ullrich und Beyerbach, worin sich die Katholische und die Evangelische Kirche unterscheiden. Stichwort Ökumene. Mit Fragen wie „Was ist der Ablasshandel unserer Zeit?“ oder „Wie Luther wohl heute reagieren würde?“ wurde der Zuschauer zum Nachdenken angeregt. „Edward Snowden ist der moderne Martin Luther.“ So jedenfalls ist die Botschaft, denn Luther hat die Machenschaften der Katholischen Kirche öffentlich angeprangert, Snowden enthüllte, was die Geheimdienste so treiben. Seine 95 Thesen hätte Luther heute vermutlich nicht an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt, sondern eher in Facebook gestellt.

Das empfohlene Eintrittsalter ist übrigens mit 14 Jahre angesetzt, denn in dem Stück kommen durchaus anrüchige Handlungen vor. Luther war Professor und verdiente Geld, indem er seine Texte verbreitete. Er war verheiratet mit Katharina von Bora, einer entlaufenen Nonne, die die Einhaltung der ehelichen Pflichten „zwei mal die Woche haben wir vereinbart!!“ von Luther einfordert. Eine Klo-Szene kam besonders gut bei den Zuschauern an. „Menschen haben früher sehr deftig gegessen und oft unter Verstopfung gelitten“, sagt Beyerbach. „Wenn sie also lange auf dem Klo gesessen haben, dann hatten sie viel Zeit.“ Demnach könnte Luther die Bibel gelesen haben, während er auf dem Klo saß. Die anschließende Erleichterung, die schauspielerisch sehr ausgekostet wird, könnte sinnbildlich gedeutet werden. Für seinen Judenhass erfuhr Luther dagegen klare Kritik, der in enger Beziehung zur antisemitischen Haltung von Teilen der evangelischen Kirche im Dritten Reich gesetzt wird.

Zum Ende des Bühnenstücks kam es zu einem erhebenden Moment. Mit der Frage „Was ist uns von Luther geblieben?“ richten sich die beiden Schauspieler an das Publikum. Die Zuschauer schweigen. Tiefes Nachdenken. Und dann tosender Applaus.