Gedenkstele für Dietzenbacher Mordopfer Mahnmal für Sedat Gürbüz

„Rassismus tötet“: Emis Gürbüz (links), die Mutter des in Hanau ermordeten Sedat, hielt eine emotionale Rede. Fotos: Reu

Dietzenbach – 18 Monate sind die rassistisch motivierten Morde her, bei der elf Menschen in Hanau starben, darunter der Täter und dessen Mutter. Die Dietzenbacher Emis und Selahattin Gürbüz verloren am Abend des 19. Februar 2020 einen ihrer Söhne. Durch ihn, Sedat Gürbüz, ist die Tat auch für immer mit der Kreisstadt verbunden. Damit die Erinnerung an ihn und die anderen Opfer wachgehalten und an die schlimmen Folgen von Rassismus erinnert wird, ist nun eine Gedenkstele am Stadtbrunnen in der Altstadt eingeweiht worden.

Der Platz vor der Parfümerie am Stadtbrunnen ist voll. Dutzende sind gekommen. Nur wenige Meter vom Elternhaus von Sedat Gürbüz wird die Stele enthüllt. Fünf gold-gelb-graue Arme aus Beton schlingen sich ineinander. Darunter, auf einer Plakette, wird an den ermordeten Dietzenbacher erinnert. Es ist ein Werk des Dietzenbacher Künstlers Thomas Stich. Familie Gürbüz hatte das Mahnmal initiiert.

Als Emis Gürbüz zum Rednerpult vor dem Denkmal ihres Sohnes schreitet, erreicht die Veranstaltung ihren emotionalen Höhepunkt. Sie erzählt, wie Sedat am „Roten Platz“ öfters aufhielt. Damals, als die Tat noch nicht ihr Leben für immer veränderte. Sie kämpft mit den Tränen. Das Mahnmal bringe ihren Sohn zwar nicht zurück, aber helfe bei der Erinnerung. „Rassismus tötet“, sagt Emis Gürbüz. Sie fordert in ihrer Rede auch die lückenlose Aufklärung der Tatnacht und Konsequenzen für die politisch Verantwortlichen.

Mit dem Denkmal wurde der Wunsch von Sedats Eltern erfüllt. Sie hatten sich für eine solche Stele in Dietzenbach eingesetzt und wurden dabei auch vom Ausländerbeirat (ALB) unterstützt, der einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung im vergangenen Jahr einbrachte (wir berichteten). Für den ALB spricht die neue Vorsitzende Saliha El Achak.

Auch zwei Vertreter der Initiative 19. Februar halten Reden. Çetin Gültekin, der seinen Bruder Gökhan bei dem Anschlag verlor, fordert ebenfalls vehement die lückenlose Aufklärung der Tatnacht: „Behörden und Polizei haben teilweise gelogen und vertuscht.“ Die Initiative werde keine Ruhe geben, bis Hintergründe und Fehler aufgearbeitet seien. Dass es überhaupt zu einem Untersuchungsausschuss komme, sei nur aufgrund des „Drucks von unten“, sagt Gültekin.

Erster Stadtrat Dieter Lang (SPD) hofft, dass die neue Stele den Roten Platz verändern werde und irgendwann die Ohnmacht vertreiben könne. Im Anschluss an die Reden legten die Familie und Angehörige weiße Rosen an das Denkmal.

Nach der Einweihung machen sich alle gemeinsam auf zum Bildungshaus an der Rodgaustraße. Dort hat Familie Gürbüz für alle ein Büffet organisiert. Vor Ort sollen sich die Anwesenden Gedanken machen, was Stadt, Zivilgesellschaft und jeder Einzelne gegen Rassismus machen kann und auf eine von drei Tafeln aufschreiben. Erster Stadtrat Dieter Lang hält dort erneut eine Rede. Er ruft dazu auf, sich im Alltag in jeder Situation gegen rassistische Aussagen zu stellen, da sich Rassismus wie ein Virus ausbreite. Das Wichtigste dabei sei, Haltung zu zeigen und als Gesellschaft Rassisten entgegenzutreten.

VON LUKAS REUS

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