Beim Schnittlehrgang des Obst- und Gartenbauvereins drehte sich alles um Hochgewächse Die meiste Pflege verlangt die Krone

Stefan Werkmann (auf der Leiter) gab den Teilnehmern des jüngsten Schnittlehrgangs beim Obst- und Gartenbauverein Dietzenbach im Weiherfeldchen Ratschläge zur richtigen Pflege der Bäume. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Es gibt gute Gründe dafür, dass der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Dietzenbach mit Stefan Werkmann einen Fachberater für den Schnitt der Hochgewächse hat. Denn man kann bei der Pflege der Bäume vieles richtig, aber auch manches falsch machen. Bei einem Lehrgang im Weiherfeldchen zeigte der Fachmann unlängst an jungen und alten Obstbäumen, wie man den Schnitt plant und vollendet.

„Wenn man Obstbäume liebevoll behandelt und pflegt, dann hat man sehr viel Freude an den Erträgen, die der Baum bringt“, sagte der Fachwart des OGV. Obstbäume sind für ihn aber nicht nur Ertragsbringer, sondern ein wichtiger Garant dafür, dass dieser sensible genetische Schatz der Natur über Generationen erhalten bleibt.

„Apfelsorten wie Cox und Golden Delicious sehen zwar schön aus und werden in Supermärkten günstig angeboten, aber die Sorten sind sehr anfällig gegen Schädlinge und müssen unter hohem Aufwand gezüchtet werden“, erläuterte Werkmann.

Allein deshalb sei es wichtig, dass man die Bäume wie „Weilburger“, die in ihrem Erbgut noch Resistenzen gegen viele Schädlinge und Krankheiten haben, erhält. Viele davon hätten die neuen Sorten eben nicht.

„Irgendwann einmal brauchen wir diese Erfahrung“, erklärte er. „Sterben die alten Bäume, dann verlieren wir sie.“

Doch ein Obstbaum braucht Pflege, damit er gedeihen und Früchte tragen kann. „Eigentlich ist der Schnitt sehr einfach“, erzählte Werkmann. „Im Winter ist es besonders leicht, denn da stören die Blätter nicht.“ Man müss schon hoch hinaus, denn die meiste Pflege verlangt die Krone. „Die muss genau geplant werden, denn dort kommt das Licht an.“ Grundsätzlich führe ein Schnitt nicht zu mehr Ertrag, sondern zur Steigerung der Qualität, erklärte der Fachmann. Dazu müsse man eine optimale Baumkrone aufbauen und pflegen. Am Beispiel eines erst vierjährigen Birnenbaums demonstrierte Werkmann, wie man nützliche Haupt-, Leit- und Fruchtäste erkennt und jene, die den Baum am Wachsen hindern oder in Konkurrenz zu den nützlichen stehen, findet und entfernt. „Die Stellung der Äste ist wichtig für die optimale Saftverteilung“, erfuhren die Teilnehmer.

Ein Baum habe einen Stamm und in der Regel drei bis vier Hauptäste, die niemals mehr zurückgeschnitten würden. Diese würden mit den Jahren immer kräftiger und stellten dessen Grundgerüst dar. An den Haupt- gebe es die Fruchtäste und an diesen das Holz, dass später die Früchte trage.

„Der Saft fließt nur nach oben“ lautet das Motto

Gemäß dem Motto „Der Saft fließt nur nach oben“, müssten Äste, die nach unten wachsen, entfernt werden. Ein Trieb sollte in einem Winkel von 45 Grad nach oben zeigen. Im Sommer, wenn er Früchte trage, dann biegeer sich unter der Last automatisch nach unten. Der Schnittkenner schneide die Äste so, dass sie dann immer noch waagerecht hingen und so optimal mit Saft versorgt würden. So ein Schnitt sei schnell gemacht. Zwischen fünf und fünfzehn Minuten braucht Werkmann für einen Baum.

Viele Fragen der zahlreichen Teilnehmer beantwortete der Fachmann zudem.

Am Ende des zweistündigen Lehrgangs stärkten sich die frischgebackenen Obstbaumschnitt-Experten mit einer kräftigen Kartoffelsuppe und selbstgemachten Apfelsaft.

Nähere Informationen über den Obst- und Gartenbauverein Dietzenbach und seine Veranstaltungen gibt es im Internet auf der Seite ogv-dietzenbach.de