Detlef Steffenhagen begeistert Konzertpublikum mit „Orgelbolero“ Neues Leben für Altbekanntes

Unter dem Motto „Orgelbolero” führte unlängst der Organist Detlef Steffenhagen sein Konzertpublikum in der Kirche St. Martin an der Offenbacher Straße in Dietzenbach durch eine äußerst farbige Klangwelt. Foto: Dreger

Dietzenbach (red) – Unter dem Motto „Orgelbolero” führte unlängst der Organist Detlef Steffenhagen sein Konzertpublikum in der Kirche St. Martin an der Offenbacher Straße in Dietzenbach durch eine äußerst farbige Klangwelt. Die Aufführungen wechselten zwischen spanisch strengen Rhythmen und iberischem Timbre und den weicher anmutenden aber komplizierteren Rhythmen des südamerikanischen Tango und Samba mit ihren melancholischen, gleichzeitig auch lebensfrohen Melodien, beim Wiederhören teils bekannte Ohrwürmer, über die man sich freut.

Das Ganze an der Orgel? Ja, und das in Verbindung mit bekannten Werken, die meist nicht für die Orgel komponiert wurden. Der international gefeierte Künstler, der zum wiederholten Male in Dietzenbach auftrat, erwies sich erneut als ein Meister des Umformens, der alt Bekanntem mit der Orgel neues Leben einhaucht. Eine gelungene Mutation in temperamentvolle Orgelklänge, das Ganze ein musikalischer Ausdruck wie der des Tanzes von seinem Tänzer, oder einfach „Bolero“ was nicht nur den Tanz, sondern auch den Tänzer meint. Im Zentrum des Programms stand Ravels Bolero, wie es das Motto des Abends auch nicht anders zugelassen hätte. Dieses Stück mit seinem unerbittlich konsequenten Bass-Ostinato erfordert im Orchester und erst recht an der Orgel ein hohes Maß an Disziplin und Konzentration, die Steffenhagen scheinbar mühelos bewies. Hierdurch blieb die Strenge des spanischen Schreittanzes erhalten.

Die bekannte Oboenstimme kam an der Orgel durch das Oboenregister gut zur Geltung, das vom Komponisten als „einzigartiges Crescendo“ beschriebene Stück wurde auch von Steffenhagen durch laufendes Hinzuaddieren weiterer Register in einen gewaltigen Klangsog transformiert, der in einem großen Klangspektakel endete.

Ebenfalls als würdiger Bolero ertönte zum Auftakt der Boléro de Concerto von Lefébure-Wély, jedoch kontrastierend zu kreiselnden Tanzbewegungen, die Steffenhagen in einen fröhlichen Jahrmarkt verwandelte. Mit Auszügen aus Bizets berühmter Carmen Suite brachte der Künstler feuriges Temperament in das Geschehen.

Die schnellen Läufe und Triller sauber gespielt, auch bei erschwerender Manualkoppel.

Kurze Einschübe mit der bekannten Sarabande von Händel, Frühling und Winter aus Vivaldis Vierjahreszeiten, Tárregas Alhambra-Erinnerungen für Gitarre und Bachs Badinerie aus seiner h-Moll Suite bereicherten das Programm vor allem durch die witzigen und spritzigen Veränderungen, besonders gelungen in Bachs Badinerie, deren berühmtes Flötensolo Steffenhagen mit dem brasilianischen Tico Tico (gemeint ist das Klopfen eines Spechts) changieren ließ („a la Bossa Nova“).

Mitreißend zwei Tangos in fantasievollen Klangfarben mit eindringlichem Duktus im Bass vorgetragen, wer wollte zu den melancholischen, aber keineswegs weinerlich vorgetragenen Melodien nicht mittanzen?

Nicht zu schnell gespielt in meisterhafter Orchestrierung ertönte Schostakowitschs populärer Walzer Nr. 2 und am Ende die gleichfalls bekannte „Sortie“ von Lefébure-Wély, ein Dialog der großen und kleinen Orgel im Themenkreis der Pariser Grand Opéra. Mit Bachs d-Moll Toccata im Sambarhythmus schloß das bunte Programm, beste Laune hinterlassend.