40. Weihnachtsmarkt lockte Besucher in die Dietzenbacher Altstadt Wenn Nikoletta Kinderaugen zum Leuchten bringt

Der Posaunenchor sorgte beim Dietzenbacher Weihnachtsmarkt mit weihnachtlichen Klängen für die richtige Atmosphäre. Foto: Schmedemann

Dietzenbach (liz) – Auf dem Herbstlaub bildet sich gerade der erste Frost. Die kalten Temperaturen halten Einzug und bereiten die Dietzenbacher allmählich auf das Jahresende vor. Für viele ist der Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende das Zeichen dafür, dass die Geschenksuche und Lebkuchenzeit beginnt – und das bereits zum 40. Mal.

Für Christine Rebell fängt die Vorfreude auf die Vorweihnachtszeit schon früher an, denn sie spielt eine wichtige Rolle:

Mit rotem Mantel und weißem Bart sowie ausgestattet mit einer Tasche voller Süßigkeiten bringt sie Kinderaugen heller zum Strahlen als die Lichterketten in den Buden. Mancher junge Kritiker durchschaut jedoch die Maskerade. „Bist du eine Frau?“, fragt der anderthalbjährige Moritz vorsichtig. „Ich antworte dann immer, dass der Nikolaus eben auch mal Hilfe braucht“, erzählt Christine Rebell schmunzelnd.

So habe sie sich selbst den Namen Nikoletta gegeben. Während die Jüngsten auf Papas Arm beschenkt werden, müssen sich die Älteren das Bonbon verdienen, indem sie etwa ein Gedicht vortragen.

Die Frage, ob sie artig waren, wird allerdings von jedem mit kräftigem Nicken bestätigt.

Christine Rebell schlüpft zum vierten Mal mit Herzblut in diese Rolle. „Das macht richtig Spaß, weil sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern freuen“, schwärmt sie.

So dreht Nikoletta ihre Runden über den „Roten Platz“ und die angrenzenden Gassen.

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Etwas mehr als 40 Buden verleihen dem Areal mit Kerzenschein, Lichterglanz und Tannengrün eine weihnachtliche Atmosphäre. Das trockene Wetter lockt viele Besucher aus der heimischen Wärme in die Altstadt und bald lassen sich die Wege nur im Gänsemarsch bewältigen.

„Für Glühwein ist es mir noch zu früh in der Adventszeit, deswegen trinke ich heißen Ebbelwoi“, sagt Besucher Michael Kuhelmann. Denn Ebbelwoi gehe immer.

Neben der Variante aus Äpfeln hebt sich auch der Stand von Jörg Ebert und Matthias Göckel ab. Auf dem Tresen stehen Mandelsplitter und eingelegte Rosinen, die in eine Tasse „Glögg“ gegeben werden. Der weniger süße und dafür würzigere Glühwein hat seinen Ursprung in Skandinavien.

„Wir bereiten den Punsch nach einem Originalrezept aus Schweden zu“, erläutert Ebert, der den Stand seit 2004 in zweiter Generation führt. Ein Bilderrahmen zeigt jene Gruppe, die den Stand vor 34 Jahren aus der Taufe gehoben hat. Diese persönliche Note unterstreicht die Atmosphäre des Weihnachtsmarktes noch einmal. „Ich finde es schön, dass es hier so kompakt und familiär ist“, sagt Thomas Vollmuth, der seit Anfang Oktober der neue Leiter der Stadtwerke ist. „Hier komme ich auch mal mit den Bürgern in Kontakt, die ich im Arbeitsalltag versorge“, fügt der Aschaffenburger hinzu. Die Variante in seiner Heimatstadt sei deutlich unpersönlicher.

Auch musikalisch werden die Besucher auf die anstehende Adventszeit vorbereitet. So lassen der Posaunenchor der evangelischen Luthergemeinde und die Musikschule Klassiker wie „Lasst uns froh und munter sein“ erklingen. Die Kinder der Kita IX und X tragen mit stolzgeschwellter Brust einstudierte Weihnachtslieder vor.

Die angrenzenden Geschäfte haben ebenfalls geschmückt und fügen sich in das Bild ein. Warme Plätze, die etwa „Echter Genuss“ oder Dianas Kochwerk im Lädchen anbieten, sind schnell belegt. Die übrigen Besucher bewegen sich in stetem Strom und treffen sich in geselliger Runde an Stehtischen, an Häuserecken oder vor Schaufenstern. „Es ist schön, dass die Stadt auf den Beinen ist“, findet Besucher Christian Fenchel. Alle Jahre wieder treffe man dieselben Leute, die man sonst vielleicht noch auf dem Weinfest sieht. „Das nutze ich gerne als Einstimmung in die besinnlichen Tage“, fügt er hinzu. Kalt geworden ist es nun. Fehlt nur noch der Schnee.