Die Waldkapelle der Luther Gemeinde wird 75 Jahre alt „Ein Ort des Lebens“

Die Kapelle entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, da viele evangelische Flüchtlinge nach Steinberg zogen und sich ein eigenes Gotteshaus wünschten. Bild: scholze

Dietzenbach – Einst als Notkirchlein mit „Hüttencharakter“ gebaut, hat sich die Waldkapelle in Steinberg längst zu einem kleinen Juwel im Stadtgebiet entwickelt. Vielen Gläubigen der evangelischen Martin-Luther-Gemeinde und ihren Gästen gilt sie als „Wohnzimmer“, als ein Ort des unbefangenen und freudigen Zusammenseins. 75 Jahre alt wird die kleine Kirche in diesem Jahr. „Trotz mehrerer Umbauten hat sich das typische Waldkapellen-Gefühl in all den Jahren nicht verändert“, stellt Pfarrer Uwe Handschuch fest. Das mache unter anderem die Aufteilung mit den Seitenflügeln aus. „Die Versammelten können sich von Angesicht zu Angesicht sehen, das bringt Nähe.“

In der Gemeinde haben die Feierlichkeiten zum Geburtstag bereits begonnen. So stehen etwa an Ostern unter anderem die Ergebnisse der letzten großen Renovierung in den 1990er Jahren im Mittelpunkt. Haben diese doch dem Innenraum in besonderer Weise ein neues Erscheinungsbild gegeben. In Zusammenarbeit mit dem Glaskünstler Robert Münch wurde ein einprägsames Kirchenambiente geschaffen. So wurden etwa die Fenster neugestaltet, die bis heute Eindruck hinterlassen. Münch hat zehn Werke aus Weißglas gefertigt mit Motiven aus der Pflanzenwelt. Familiär und zusammenhaltend wie die Luther-Gemeinde ist, haben Gemeindemitglieder darauf persönliche und handgeschriebene Gedanken hinterlassen. „Unsere Waldkapelle ist in all ihren Jahren des Bestehens immer wieder gewachsen und heute vier Mal größer als zur Einweihung im Jahr 1948“, sagt der Pfarrer. Das Fundament für das Kirchlein hatten Engagierte bereits im Jahr 1946 gelegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Siedlung in Steinberg rasant gewachsen und viele evangelische Geflüchtete waren zugezogen. Sie alle einte der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Den Überlieferungen nach wurde die Waldkappelle aus Steinen der Frankfurter Trümmer gebaut. Im Sommer 1948 konnte die Gemeinde sie mit vielen Ehrengästen feierlich einweihen, die Festpredigt hielt Dekan Winkelmann. Zwei Jahre später begannen bereits die ersten Erweiterungsarbeiten. Die Kapelle erhielt einen Holzschuppen für den Brennstoffvorrat. Geheizt wurde anfangs mit einem Holz- und Kohleofen, später investierten die Steinberger in einen Ölofen. Das machte allerdings nach Berichten in der Chronik die Luft mit „starker Qualmentwicklung“ nicht besser. So heißt es: „Kaum ein Gottesdienst, bei dem nicht jemand in Ohnmacht fiel.“ Die Waldkapelle erhielt einen Glockenstuhl mit Glocke und in den Jahren 1957 und 1967 links und rechts Anbauten. „Die Kapelle ist ein bisschen - so wie Steinberg - zusammengewürfelt, ist und war aber immer ein Ort des Lebens, an dem jeder willkommen ist und sich wohlfühlen kann“, betont Pfarrer Handschuch. Anfangs eine Predigtstelle im Haus der Familie August Marx und eine Filialgemeinde der evangelischen Gemeinde Dietzenbach, hatten die Steinberger in den 1960er Jahren genügend Gläubige zusammen, um mit dem ersten Amtsinhaber, dem damalige Pfarrvikar Klaus Keller, eine eigene Gemeinde zu bilden. Im Mai 1982 wurde das Gemeindezentrum „Haus des Lebens“ an der Limesstraße eingeweiht, gleich daneben entstand ein eigenes Haus der Pfadfinder. Tradition hat auch der Kontakt mit den Mitgliedern der katholische St. Martin-Gemeinde. Mangels eines Kirchenraumes in Steinberg hielten sie zu früheren Zeiten Gottesdienste in der Waldkapelle. „So ergab sich ein enger Kontakt der Gemeinden und der Pfarrer“, schreibt die Chronik. Diese Kooperation soll aktuell aufleben. „Ab Mai wird es auch wieder katholische Gottesdienste in der Waldkapelle geben“, kündigt Handschuch an.

Von Barbara Scholze