Fachkräftemangel: Stadt hat Ausbildungskonzept für Kitas erarbeitet „Pädagogische Haltung entwickeln“

Dietzenbach – Vom Mangel an Erzieherinnen und Erziehern bleibt derzeit kaum eine Kommune verschont. Auch in den städtischen Kitas in Dietzenbach können aufgrund des Personalmangels etwas mehr als 80 Betreuungsplätze nicht belegt werden. Im Ringen um die Fachkräfte setzt die Stadt unter anderem auf die Qualität ihrer Lehre. Unter der Anleitung der pädagogischen Fachberaterin Karin Fiedel ist für die elf Kitas ein Ausbildungskonzept entstanden, das die Praxiszeit zukünftiger Pädagogen strukturiert und ihnen ebenso die Freiheit lässt, einen eigenen Zugang zur Arbeit mit den Kindern zu finden. Dabei ist das Papier fester Bestandteil eines Qualitätsmanagement-Handbuches, das aktuell im Entstehen ist.

„Wir brauchen gut ausgebildete und wissende Menschen, die ein Herz für Kinder haben“, stellte Fiedel bei der Vorstellung des Konzeptes im Sozialausschuss fest. Insgesamt 28 Auszubildende sind in den städtischen Kitas beschäftigt, „das ist im Vergleich der Kreiskommunen eine hohe Zahl“, so die Fachberaterin. Neben der theoretischen Lehrsituation der Erzieher in den Fachschulen und Fachhochschulen spielt sich die praktische Arbeit vor Ort ab. „Dabei ist die Praxisanleitung eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, und als Träger war es uns wichtig, Qualitätsstandards zu formulieren“, sagte Fiedel.

Als „Lernort Praxis“ bieten die städtischen Kitas die unterschiedlichsten Praktika. Das beginnt mit dem Boys- oder Girls-Day und den Hospitanzen für Schüler, auch in den Ferien. Nach Bewerbungsgesprächen direkt vor Ort, stimmt diese die jeweilige Kita-Leitung mit dem Team ab. Auch bei solcherlei Kurzpraktika ist der Aufenthalt von der Struktur her vorgegeben, die Teilnehmer erhalten einen Wegweiser mit den wichtigsten Informationen zu der Kita, Infos zu Sicherheitsthemen oder zum Datenschutz sind selbstverständlich. Alle weitergehenden Praktika organisiert die Abteilungsleitung gemeinsam mit der Kita-Leitung. Dabei gibt die berufsbegleitende Zeit nicht nur umfassende Einblicke in die Arbeit. Die Praktikanten sind vielmehr vollwertige Teammitglieder bei Elternabenden, Teambesprechungen und Veranstaltungen. „Es geht darum, eine eigene pädagogische Haltung zu entwickeln“, heißt es in dem Konzept. Den Anfang machen die künftigen Erzieher in der Kita, ähnlich wie die Kleinen in der Eingewöhnung, mit einer Orientierungsphase, in der es das Leben in der Einrichtung zu entdecken gilt. Auch da ist bereits eine eigenständige Beteiligung gewünscht, etwa beim Freispiel, beim Aufräumen und Vorlesen und ebenso beim Zähneputzen und Umziehen der Kinder. Wöchentliche Reflexionen mit der Anleiterin oder dem Anleiter bereiten auf die Erprobungsphase vor mit der Möglichkeit, eigenständige pädagogische Angebote zu entwickeln.

Im nächsten Schritt steigt dann die Verantwortung bis hin zur Übernahme von Gruppenarbeit. Die Praktikanten verfassen Berichte, üben sich in Vor- und Nachbereitung und besuchen Fortbildungen. Zweimal jährlich gibt es ein Treffen für alle Jahrespraktikanten. „Austausch ist wichtig“, sagt Fiedel. Den Abschluss des Praxisaufenthaltes machen Beurteilungsgespräche, die möglichst in ein Angebot zur Übernahme münden. Dreh- und Angelpunkt des Ausbildungskonzeptes ist dabei immer auch der Praxisbegleiter. Alle Anleiter haben eine abgeschlossene pädagogische Ausbildung oder ein Studium im frühkindlichen Bereich samt Berufserfahrung und entsprechender Schulung. „Sie regen eine Auseinandersetzung mit den Bereichen an, die wir von unserem Berufsalltag vermitteln wollen“, heißt es. Dafür stehe jeweils auch das gesamte Team der Kita mit einer Vorbildhaltung. Besonders sensibel werde grundsätzlich die Aufsichtspflicht behandelt. Das Ausbildungskonzept gestalte sich gerade in diesem Bereich Schritt für Schritt und berücksichtige Aspekte wie Vertrauen und Respekt der Kinder gegenüber dem Praktikanten, das Alter der Kinder, ihre Besonderheiten und manche Tagesverfassung.

Von Barbara Scholze