Kirchenkonzert in St. Martin Posaunen geben den Takt an

Das Posaunenquartett Opus IV mit seinem Leiter Jörg Richter begeisterte in der Kirche St. Martin. Foto: Dreger

Dietzenbach (red) – Bereits zum vierten Mal trat am vergangenen Samstag das Posaunenquartett „Opus IV“ auf seiner Tournee durch Dietzenbach in der Reihe der Kirchenkonzerte St. Martin auf und begeisterte die Hörer des gut besuchten Konzerts mit seinem breit gefächerten Repertoire.

Die vier Posaunisten unter der Leitung ihres Gründers Jörg Richter sind Mitglieder des berühmten Leipziger Gewandhausorchesters oder eng mit ihm verbunden. Die hohen qualitativen Maßstäbe, die das Orchester kennzeichnen, stellten die vier Künstler mit der Präzision ihres Vortrages, der sensiblen Dynamik und im Zusammenspiel der oft vertrackten gegenläufigen Passagen auch bei ihrem Auftritt in Dietzenbach unter Beweis. Die saubere Intonierung der barocken Kompositionen von Monteverdi über Johann Walter, Schütz, Selle, Josquin des Pres bis Hassler – ausschließlich Werke der Kirchenliturgie – vermittelte ein farbiges Klangspektrum barocker Festlichkeit aber auch völliger Weltentsagung, eine für die Zeit des dreißigjährigen Krieges typische Dichotomie. Das deutsche Magnifikat von Heinrich Schütz, als Chorwerk komponiert und auch für Sänger höchst anspruchsvoll, meisterten die Künstler auf ihren Barockposaunen durch alle Synkopen und Taktwechsel souverän. Bach, der bei den Leipziger Musikern, die auch des Luther-Jahres gedenken, im Programm nicht fehlen durfte, erklang mit zwei Chören aus der Reformationskantate, mit höchst komplexer Polyphonie und Cantus-Führung jeweils in der Posaunenfassung von Opus IV.

Das Programm wurde von Richter lebendig und humorvoll kommentiert. Der zweite Teil des Konzerts mit modernen Instrumenten begann mit Irvin Berlins Alexander’s Ragtime Band, spritzig, witzig mit messerscharfer Rhythmik. Ähnlich vital auch Philip Clapps Minstrel Show und Gershwins American in Paris. Angenehm die weiche Intonierung vor allem in Berlins Ragtime im Kontrast zu den gekonnt schmetternden Klängen ohne Schärfe.

Ein besonderes Spektakel bot das Ensemble mit Jan Koestiers Bremer Stadtmusikanten, eine musikalische Erzählung im Wechsel mit Sprachrollen und Bläsern. Zur großen Freude des Publikums setzten sich die Künstler während ihrer Sprachrollen Masken auf, um die „Stadtmusikanten Esel, Hund, Katze und Hahn“ darzustellen, deren Tierlaute auch in den Posaunen ihren treffenden Ausdruck fanden. Sogar die bekannte Pyramide, getragen vom Esel, ganz oben der Hahn, inszenierte die Gruppe in einer der vorderen Kirchenbänke.

Den langen Applaus belohnten die Künstler mit zwei Zugaben, zuletzt Bachs Choral „Es ist genug“. Als ein besonderes Dankeschön erhielten die Künstler vom Veranstalter je eine Sektflasche mit dem handsignierten Etikett von Uschi Heusel, der bekannten Dietzenbacher Cartoonistin, die auch anwesend war, und ihr Comic-Heft mit Ratte Ludwig auf seiner Tournee durch Hessen mit Endziel „Dietzenbach“ – eine diskrete Aufforderung an Opus IV, auch wieder bald in Dietzenbach anzukommen.