Narren freuen sich über Sturm auf Dietzenbacher Paragraphenburg und Fastnachtszug Rathauschef hat keine Chance

Auch für die kleinen Närrinnen und Narrhalesen war der Dietzenbacher Fastnachtszug ein großer Spaß. Foto: Dreger

Dietzenbach (zls) – Rathaussturm, Fastnachtszug und der Abschied von einer Kultkneipe sorgten am Samstag für ein lachendes und ein weinendes Auge bei den Fastnachtern in der Kreisstadt.

Bürgermeister Jürgen Rogg versuchte auf dem Balkon des Rathauses die Stellung zu halten. Seit 2012 ist seine Position über Fastnacht unangefochten gewesen, doch dieses Jahr näherten sich über den Europaplatz das amtierende Prinzenpaar Reiner I. und Angie I. zusammen mit der 1. Dietzenbacher Tanzgarde und der Bürgergarde Offenbach: Der Rathaussturm stand unmittelbar bevor. Rogg weigerte sich zunächst, den symbolischen Schlüssel für das Rathaus den Narren zu überlassen, doch musste er sich nach einem verbalen Schlagabtausch dem Prinzen Reiner Wagner geschlagen geben. Dieser hielt schließlich triumphierend den goldenen Schlüssel in die Luft, das Narrenvolk jubelte. Der ehemalige Bürgermeister Jürgen Heyer – selbst oft während seiner Amtszeit besiegt – hatte mittlerweile die Seiten gewechselt und ist zum Ehrennarr gekürt worden. „Ich finde es so toll, dass die Tanzgarde nach wie vor so viel Herzblut da reinsteckt“, sagte Heyer.

Nach dem Rathaussturm nahm die Narrenschar Kurs auf die Frankfurter Straße. Entlang der ehemaligen Hauptstraße standen schon Schaulustige bereit. Vor dem Bistro „Hausnr. 21“ hatten Ralf Kiefer und Marion Ravensberger Stände mit Bratwürstchen, Mettbrötchen und Getränken zur Stärkung der frierenden Meute aufgebaut. „Die ersten Verkleideten waren bereits um 13 Uhr hier“, sagte Ravensberger. Der Glühwein sei bei der knackigen Außentemperatur besonders schnell vergriffen gewesen. Angeführt vom Prinzenpaar begann der Umzug schließlich um 15.11 Uhr. Hexen, Fliegenpilze, Teufelchen sowie Fahrradfreunde, Künstler, exotische Vögel und Gartenzwerge ergaben ein buntes Spektakel.

Verschiedene Kindergärten und Sportvereine der Kreisstadt warfen fleißig Guutsjer und Kamelle.

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Witzig wurde es, wenn Erwachsene unfreiwillig Bonbons mit ihrem Glas fingen, die eigentlich für die kleinen Narren auf der Straße bestimmt waren. Popcorntüten und Schokotäfelchen blieben ob ihrer Größe von Tauchgängen verschont und waren bei den Süßigkeitenjägern besonders beliebt. Der Regen aus Bonbons und Konfetti ließ allmählich nach und der Zug rollte mit dreifach donnerndem Ditzebach Helau weiter in Richtung Altstadt. Die Zuschauer waren begeistert vom Umzug, der dieses Jahr wieder an Länge gewonnen hatte. „Der Zug war richtig schön: Viel Musik und tolle Wagen“, sagte Zuschauerin Sabrina Sundt. Die Zofe des Prinzenpaares, Biljana Vasiliu, erzählte: „Man sieht das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn wir in unseren Prinzessinnenkleidern irgendwo hinkommen.“ Als würde für die Kleinen ein Märchen wahr werden, beschrieb sie weiter.

Der Zug endete zwar auf dem Harmonieplatz, doch das bunte Treiben von Jung und Alt ging noch bis in die frühen Abendstunden bei Musik und Tanz weiter. Holger Arnold und Christian Schreiner von der Tanzgarde waren zufrieden „Der Zug war toll. Der neue Vorstand und das Umzugskomitee haben ganze Arbeit geleistet und die hat sich gelohnt.“ Die Karnevalspiraten luden zu einem letzten Abend in die Grotte ein. Wie erwartet konnte man in der Kultkneipe kaum einen Fuß vor den anderen setzen; die Dietzenbacher verabschiedeten sich von ihrem „zweiten Wohnzimmer in der Jugend“, wie eine Besucherin beschrieb.

Zum Karaoke durften Freiwillige im Theater Schöne Aussichten vortreten. Den Anfang machten drei Mädchen zwischen sechs und neun Jahren, die sich gemeinsam auf die Bühne trauten und den Erwachsenen zeigten, wie es geht. Erst einige Stunden später wagten sich ältere Narren im Duett auf die Bühne.