Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin hat begonnen Reiches Klangerlebnis von wohltuender Frische

Die seit zehn Jahren bestehende Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin begann ihre diesjährige Saison mit einem Neujahrskonzert, aufgeführt von der Jugendkantorei und dem Jungen Vokalensemble St. Georg aus Bensheim unter der Leitung des Regionalkantors Gregor Knop. Foto: Towae

Dietzenbach (red) – Die seit zehn Jahren bestehende Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin begann ihre diesjährige Saison mit einem Neujahrskonzert, aufgeführt von der Jugendkantorei und dem Jungen Vokalensemble St. Georg aus Bensheim unter der Leitung des Regionalkantors Gregor Knop.

Was unlängst in der Kirche St. Martin an der Offenbacher Straße geboten wurde, war ein reiches Klangerlebnis von wohltuender Frische, jugendlichem Schwung und musikalischer Genauigkeit, der man die gründliche Vorarbeit durchgehend anmerkte.

Vor allem bei den nicht immer einfachen Intonierungen zeigten die jungen Sänger ihr Können. Im Vordergrund standen englische Weihnachtschoräle. Nach einem auch optisch schön gestalteten Einzug der im Kanon singenden Sänger mit „Mache dich auf und werde Licht“ begann das Konzert mit dem vierstimmigen Choral „Wie soll ich dich empfangen“, zügig und sauber intoniert, und Arie und Choral „Er ist auf Erden kommen arm“, sehr rein gesungen, beide aus Bachs Weihnachtsoratorium. Den solistischen Part des Evangelisten übernahm der Dirigent, den Orchesterpart der junge Kirchenmusiker Sebastian Schlöffel, der bei diesem wie auch den folgenden Stücken die Musiker auf seinem elektrischen Klavier flüssig und akzentuiert begleitete oder ergänzte, was auf einem derartigen Instrument eine Herausforderung darstellt.

Auffallend war die gute Verständlichkeit der gesungenen Texte, sei es das lateinische „Cantate Domino“ des litauischen Komponisten Vytautas Mikinis, das mit seinen schwierigen Harmonien und Reibungen anspruchsvolle Hürden stellte, Audrey Snyders „Ubi caritas“ oder die englischen Carols. John Rutters „Shepherd’s pipe carol“, „look at the world“ und „A claire benediction“ gaben den jungen Musikern Gelegenheit, ihre Freude am Musizieren unmittelbar zu vermitteln, vom Klavier schwungvoll begleitet.

Wie von jungen Engelsstimmen erzeugt

Das nur von den Oberstimmen gesungene dreistimmige Carol „Here I am, Lord“ von Daniel Schutte, einem amerikanischen Komponisten, ertönte fast schwerelos wie von jungen Engelsstimmen erzeugt, jedoch mit anpackender Suggestion durch den Dirigenten geleitet.

Die noch jungen Männerstimmen bewiesen sich als durchaus stimmfest und trugen zu dem insgesamt runden Klangbild vor allem in Rutters „Look at the world“ entscheidend bei.

Einen Höhepunkt bildete das Terzett „Hebe deine Augen auf“ aus Mendelssohns Elias für drei Frauenstimmen, hier gesungen in doppelter Besetzung als Sängersextett mit fünf Sängerinnen und einem Altus, jeweils mit solistischen Einsätzen, eine anspruchsvolle Herausforderung mit erstaunlicher Wirkung.

Gregor Knop, der bereits vor zwei Jahren als Organist in St. Martin gastierte, bereicherte das Programm mit zwei Orgelwerken, Praeludium und Fuge in A-Dur von J. S. Bach und Mendelssohns 5. Orgelsonate in D-Dur. Bachs Praeludium interpretierte Knop in norddeutscher Registermanier kräftig in einem angenehmen Tempo, dem er die Fuge in ansprechender Themengliederung ansetzte, die schwierigen 16-tel Passagen in Manual und Pedal souverän meisternd. Mendelssohns Sonate, beginnend mit einem choralähnlichen Andante, gefolgt von einem raffiniert fein registrierten Zwischensatz und beendet durch ein vitales Allegro mit filigran gespielten Läufen im fortissimo spielte Knop mit dem für Mendelssohn typischen Ernst, zupackend vor allem bei der aufwühlenden Dramatik im Schlusssatz.

Zum Abschluss sang der Chor „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“ des bekannten Kantors Thomas Gabriel aus Seligenstadt.

In einem feierlichen Auszug verabschiedeten sich die Künstler nochmals mit diesem Stück und ernteten großen Applaus von den Besuchern, die trotz des gleichzeitig stattfindenen Neujahrsempfangs der Stadt zahlreich erschienen waren.