In Behindertenwohnanlage wird Snoezel-Raum eingerichtet Reizarme Atmosphäre

Landrat Oliver Quilling (rechts) hat kürzlich die Geschenke des Kreises überreicht. Stellvertretend für die Bewohner haben sich Jürgen Thomen, Leiter des Wohnverbundes, und die Mitglieder des Fördervereins Barbara Klein (Zweite von links) und Kornelia Butterweck bedankt. Foto: scholze

Dietzenbach – Sie arbeiten Hand in Hand und ermöglichen so manches Projekt, das im Alltag der Bewohner sonst nicht möglich wäre: Der Förderverein des Wohnverbundes Dietzenbach/Rödermark der Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach und die Einrichtungsleitung setzen gemeinsam ihren Schwerpunkt auf Teilhabemöglichkeiten.

Vor etwas mehr als zwei Jahren hat die ehemalige Stadtverordnetenvorsteherin Kornelia Butterweck den Vorsitz des Vereins übernommen.

Nun gehen sie, ihr Team und Jürgen Thomen, der Leiter des Wohnverbundes, mit einem neuen Flyer an die Öffentlichkeit.

Soll doch das Netzwerk der Unterstützer in Zukunft größer werden. „Natürlich brauchen wir beständig finanzielle Hilfe, um Angebote zu schaffen, aber es geht auch immer darum, Fürsprecher für die Menschen zu sein“, sagt Butterweck.

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Eines der neuesten Projekte des Fördervereins ist die Einrichtung eines sogenannten Snoezel-Raumes in Dietzenbach. Möglich wird das ganz in Weiß gehaltene Zimmer, das einem international anerkannten, multifunktionalen Konzept folgt, unter anderem durch eine Spende des Lions-Clubs (wir berichteten). In den 1970er Jahren von zwei holländischen Therapeuten erfunden, bietet das Snoezelen Reize auf eine selektive Art an. Damit sollen für die Bewohner, die mit ihrer komplexen Umgebung manchmal überfordert sind, Sinnesüberflutungen ausgeglichen werden. „Jeder, der den Raum nutzt, kann sich erst einmal auf jeweils einen Reiz konzentrieren“, sagt Thomen.

Die Möglichkeiten zur Einrichtung des Snoezel-Raumes seien schier unerschöpflich, teilt der Einrichtungsleiter weiter mit. In der Philipp-Jäger-Wohnanlage habe man sich für weiße Kissen, Sessel und ein Wasserbett entschieden, dazu kommen etwa eine Wasserblasensäule, Lavalampen und Lichtprojektoren für einen Sternenhimmel. Für Töne sorgen Windspiele, Klangschalen und Glocken, anregend können Vibrationsmittel und Tastplatten wirken. „Das alles spricht die Sinne an“, so Thomen.

Indes ist der Snoezel-Raum nicht das einzige Geschenk für die Bewohner. Einem langen Brauch entsprechend hatten sie Gelegenheit, Weihnachtswünsche zu äußern. Aufgrund der Corona-Pandemie nahmen Jürgen Thomen und Kornelia Butterweck stellvertretend die Gaben entgegen, die Landrat Oliver Quilling überbrachte. Ermöglicht hatten sie unter anderem die im Kreistag vertretenen Fraktionen. „Es ist eine lieb gewordene Tradition des Schenkens“, sagte Quilling.

War der im Jahr 1998 von Philipp und Gisa Jäger gegründete Förderverein anfangs noch für die Wohnanlage in Dietzenbach gedacht, ist er inzwischen für den kompletten Wohnverbund Dietzenbach/Rödermark zuständig. „Wir sind eine Einheit, es sind auch schon Bewohner von einem Haus in das andere gezogen“, betont Thomen. Zu den langjährigen Unterstützern zählen auch der im Jahr 2010 verstorbene ehemalige Präsident der Offenbacher Kickers, Waldemar Klein und seine Frau Barbara, die noch heute tatkräftig mitwirkt.

Über ihre ehemalige Funktion als Erste Bürgerin der Stadt hinaus habe sie vor der Übernahme des Fördervereinsvorsitzes nicht viel Kontakt zu dem Wohnverbund gehabt, erzählt Kornelia Butterweck. „Ich habe mich mit allen Gegebenheiten intensiv auseinandergesetzt, denn es ist doch etwas anderes, als wenn man den Vorsitz in einem Sport- oder Gesangverein übernimmt“, sagt sie. Ihre Motivation für die vielschichtige Aufgabe sei immer klar gewesen: „Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt und möchte, wie es jeder Mensch tun sollte, dafür sorgen, dass die Welt ein bisschen besser wird.“

Im Sinne des Teilhabe-Gedankens geht es im Förderverein ganz konkret darum, Sponsoren zu finden, die Projekte wie Reit- und Maltherapie unterstützen. Manchmal muss auch eine Fahrt nach Hause finanziert werden. „Es ist immer eine Ergänzung über den normalen Bedarf hinaus“, sagt Thomen. Gerade während der Pandemie, sei es dringend notwendig, die Situation der Bewohner immer wieder in Gespräche einzubringen. „Wir müssen unser Netzwerk halten und ausbauen“, betont die Fördervereinsvorsitzende. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft im Förderverein hat, kann sich unter der Mailadresse kornelia.butterweck[at]gmx[dot]de melden.

VON BARBARA SCHOLZE