SG Dietzenbach richtete Pétanque-Bundesligaspieltag aus Schweinchen jagen auf dem Boulodrome

Es gibt zwei Arten von Spielern: Der Leger versucht seine Kugel möglichst nah an das Schweinchen zu „legen“. Der Schießer dagegen versucht eine gegnerische Kugel, die nah am Schweinchen liegt, wegzuschießen. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Bereits zum zweiten Mal nach 2014 haben die Bouler der SG Dietzenbach auf ihrem Boulodrome in der Offenthaler Straße 51 einen echten Pétanque-Bundesligaspieltag ausgerichtet - als Pétanque wird übrigens die professionelle Variante des Boulespielens bezeichnet.

Der aktuelle Hessenmeister SG Dietzenbach verfügt seit Jahren über gute Kontakte zum Deutschen Petanque Verband (DPV) und hatte sich um die Austragung eines Bundesligaspieltags beworben. Dabei sind die SG-Bouler national keine Unbekannten, schließlich sind sie erst kürzlich nur knapp am Aufstieg in die Bundesliga vorbeigeschrammt.

Das Spiel ist schnell erklärt. Es gibt eine kleine Kugel, auch Schweinchen genannt, die ungefähr zehn Meter von einem Abwurfkreis entfernt liegen muss. Jeder Spieler hat zwei Eisenkugeln und versucht diese so nah an die kleine Kugel zu bringen. Dabei gibt es zwei Arten von Spielern: Der Leger versucht seine Kugel möglichst nah an das Schweinchen zu „legen“. Der Schießer dagegen versucht eine gegnerische Kugel, die nah am Schweinchen liegt, wegzuschießen.

Reiz liegt darin, seine Würfe taktisch klug zu setzen

Der Reiz des Spiels ist es, seine Würfe taktisch klug zu setzen.

In der obersten Pétanque-Liga spielen zwölf Amateurvereine. Aus organisatorischen Gründen kommen sie nur drei Mal im Jahr zusammen und spielen wie bei einem Turnier gegeneinander.

Das Boulodrome in Dietzenbach bietet allerdings nur Platz für acht Mannschaften, deshalb spielten die restlichen vier Mannschaften parallel in Ippenbüren.

Jede Vereinsmannschaft besteht dabei aus sechs Spielern, die erst in Zweier- und dann in Dreiergruppen aufgeteilt wird (so entstehen fünf Gruppen je Verein). Das ergibt sehr viele Spiele gegeneinander und bedeutet, dass ein Spieltag durchaus länger als zwölf Stunden dauern kann. Die Leistungsdichte der Spieler ist dazu sehr hoch und oft kommt es zu sehr spannenden und sehr engen Spielen.

Hagen Lepczyk, Abteilungsleiter der SG-Bouler, war mit dem Ablauf des Spieltags jedenfalls sehr zufrieden. „Es freut uns, dass wir diesen Spieltag austragen dürfen. Die Plätze sind in einem sehr guten Zustand. Die Vorbereitung hierzu hat mehrere Tage gedauert. Wir mussten Holzbalken erneuern, Parkplätze ausweisen und Pavillons aufbauen.“ Zwischen 300 - 400 Spieler und Gäste aus allen Teilen Deutschlands fanden den Weg ins Boulodrom und verfolgten die Spiele. Fahrzeuge mit den Autokennzeichen Freiburgs, Münchens und Wiesbadens säumten das SG-Gelände. Aber auch Bouler aus dem befreundeten Jügesheim ließen sich es nicht nehmen, einmal so hochklassiges Pétanque zu sehen, denn selten sieht man Deutsche- oder Hessische Meister gegeneinander kämpfen.

Wie zum Beispiel die SG-Boulerin Nicole Schulz, die mit dem Boule Club Tromm 1997 e.V. den dritten Platz mit der Mannschaft im Europapokal in Schweden erzielte und auch schon zweimal Deutsche Meisterin wurde. Oder Raphael Gharany, der für die 1. Münchner Kugelwurfunion (MKWU) antritt.

Gharany ist Deutscher Nationalspieler, erreichte neben vielen nationalen Erfolgen im vergangenen November bei der Europameisterschaft in Halmstad Bronze im Einzel.

Die Spiele verliefen alle sehr friedlich. Bouler sind Kämpfer, gehen aber sehr fair miteinander um. Selten müssen die Schiedsrichter eingreifen. Manchmal muss das Maßband entscheiden, wessen Kugel näher am Schweinchen ist.

Als Tagessieger konnte sich die Mannschaft aus Niedersalbach in der Tabelle auf den dritten Platz vorschieben, während der aktuelle Tabellenführer aus Malsch sein erstes Spiel gegen Horb verlor und damit etwas von seinem Vorsprung einbüßte. Die Gäste aus Freiburg, Regensburg und Wiesbaden mussten dagegen mit leeren Händen nach Hause fahren.

Pétanque genießt ein immer höheres Ansehen in Deutschland.

In seinem Ursprungsland Frankreich ist es schon lange ein Nationalsport. Alle hoffen nun darauf, dass die kommenden Olympischen Sommerspiele in Paris ausgetragen werden. Dort könnte Pétanque dann tatsächlich in die „Olympische Demonstration“ aufsteigen.

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