Land fördert Kläranlagen-Ausbau Sensible Gewässer schützen

Freude über Förderbescheid: Guido Schick (Geschäftsführer Stadtwerke), Umweltministerin Priska Hinz, Bürgermeister Dieter Lang und Jannis Wirth (Bereichsleiter des Technischen Betriebs). Bild: privat

Dietzenbach – Noch wächst die Kreisstadt mit mehreren Neubaugebieten. Also muss sich auch die Infrastruktur weiter entwickeln. Einen großen Schritt in diese Richtung machen nun die Stadtwerke (SWD) mit dem Ausbau, einer sogenannten Ertüchtigung, der Kläranlage an der Limesstraße. Rund fünf Millionen Euro sollen in die Erweiterung fließen. Unterstützung kommt vom Land Hessen. Im Rathaus übergab Umweltministerin Priska Hinz einen Förderbescheid in Höhe von 2,8 Millionen Euro an Guido Schick, den Geschäftsführer der Stadtwerke, Jannis Wirth, Bereichsleiter des Technischen Betriebes und Bürgermeister Dieter Lang.

„Wenn wir den Zustand unserer Gewässer erhalten und verbessern wollen, müssen wir auch die Kläranlagen ertüchtigen“, stellte die Ministerin fest. Nach den Wasserrichtlinien der Europäischen Gemeinschaft sei ein „guter Zustand des Grundwassers und der oberirdischen Gewässer“ bis zum Ende des Jahres 2027 vereinbart. Auch rund um Dietzenbach müsse sich vor allem die Belastung der Bieber mit Phosphor und Stickstoff reduzieren und der Bach wieder in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. Die entsprechenden Maßnahmen seien jedoch für die Kommunen eine große finanzielle Belastung, erklärte die Ministerin das Engagement der Landesregierung mit der Übernahme von 55 Prozent der Kosten. „Das ist gut und sinnvoll angelegtes Geld“, betonte der Bürgermeister. Damit lasse sich nicht nur die Aufbereitung verbessern, sondern auch die Kapazität der Kläranlage erweitern.

In einem ersten Schritt zur Optimierung der Anlage, die vor fast 60 Jahren an den Start ging, sieht das Konzept vor, die biologische Reinigungsstufe zu erweitern. Dazu wird ein bisher unterirdisches Rückhaltebecken freigelegt, das sich südlich des eigentlichen Kläranlagengeländes befindet. Das soll unter anderem 4000 Kubikmeter zusätzliches Volumen für die Belebungsbecken, also die biologische Säuberung des Wassers schaffen. Ist das Becken erst einmal freigemacht, soll das Wasser in einem freien Gefälle fließen können, sodass sich dadurch auch die Energiekosten, etwa für zuvor benötigte Pumpen, reduzieren. Dazu kommen verschiedene Umbauten der Verfahrenstechnik, etwa Neubauten der Zu- und Ablaufleitungen, wodurch sich die Säuberungsleistung verbessert und vor allem Phosphor- und Stickstoff besser eliminiert werden können.

Dass die Maßnahme dringend notwendig ist, betonte auch Bereichsleiter Wirth am Beispiel Bieberbach. „Das ist ein sensibles Gewässer“, sagte er. Gerade in den heißen Sommermonaten trockne der Bach fast gänzlich aus und werde hauptsächlich von der Kläranlage gespeist. Diese Entwicklung mit allen Belastungsdaten habe das Team fest im Auge und sei dazu auch kontinuierlich mit der entsprechenden Abteilung des Regierungspräsidiums in Darmstadt in Kontakt. „Dort sprechen wir ebenso alle Phasen und möglichen Auswirkungen der jetzt geplanten Umbaumaßnahme ab“, kündigte Wirth an. Noch vor der Sommerpause soll das Projekt in die Ausschreibung gehen, kündigte Bürgermeister Lang an. Mit der Auftragsvergabe sei dann etwa im Juli oder August zu rechnen.

Die Umbaumaßnahme selbst, die im laufenden Betrieb stattfinden wird, könne bis zu zwei Jahren dauern, teilte SWD-Geschäftsführer Schick mit. Eine zuverlässige Prognose könne angesichts der derzeitigen Marktlage nicht getroffen werden, gehe es doch den kommunalen Auftraggebern so wie jedem privaten Bauherrn, der nicht sagen könne, ob alle notwendigen Materialien pünktlich eintreffen. Langfristig sollen dann auch die Sand- und Fettbecken der Kläranlage saniert werden, auch, um nachhaltig Energie einzusparen.

Die letzte große Erweiterung und Sanierung erfuhr das Klärwerk in den 1990er Jahren. Viele der heute noch eingesetzten Aggregate und Bauteile stammen aus dieser Zeit. Um die Jahrtausendwende herum folgte die Umstellung auf die jetzige Verfahrenstechnik mit der vorgeschalteten Denitrifikation, der Umwandlung von Stickstoffverbindungen.

Von Barbara Scholze