Dietzenbacher Weinfest erweist sich einmal mehr als Publikumsmagnet Auch Ständchen für ein Geburtstagskind

Der Europaplatz in Dietzenbach hat sich zum nunmehr 25. Mal in ein Weindorf verwandelt und die Winzer laden noch bis zum kommenden Sonntag, 4. August, täglich ab 17 Uhr zu einem edlen Tropfen ein. Zudem gibt es täglich ab 19 Uhr ein Bühnenprogramm Foto: Dreger

Dietzenbach (liz) – Trotz Temperaturen, die den getrunkenen Wein quasi direkt in Schweiß umwandeln, war der Andrang groß. Längst hatten sich die Dietzenbacher auf ihren Lieblingsplätzen niedergelassen und waren in Gespräche verwickelt.

Die Sitzplätze waren rar, die Menschen gedrängt, doch das tat der Stimmung beim Auftakt der Jubiläumsausgabe des Dietzenbacher Weinfestes keinen Abbruch. Im Gegenteil: „Man kommt hier so schnell mit Menschen ins Gespräch, man muss sich gar nicht verabreden“, sagte Besucher Klaus Marschall. Auf diese Weise seien schon Freundschaften entstanden. „Mittlerweile begrüßt man sich mit Handschlag“, sagte Günter Martin, Inhaber des gleichnamigen Weinhofes aus dem Rheingau. Der Winzer hält seit Anbeginn dem Dietzenbacher Weinfest die Treue. „Die ersten zwei Jahre waren noch etwas mühselig, aber Dranbleiben hat sich gelohnt“, sagte er. Lächelnd denkt er an die Anfänge zurück. „Damals stand ich noch mit dem Rücken zum Toom-Markt“, erinnert er sich. An einem einzigen Abend während der 25 Jahre habe er ein Minusgeschäft gemacht. „Das war am Geburtstag meiner Frau, 1,80 D-Mark fehlten in der Kasse“, erzählte Martin. Die kurzen Gespräche über die Theke hinweg erheitern Weinliebhaber und Winzer gleichermaßen. „Ich fühle mich hier sehr wohl, das liegt an der Stadt und den Menschen“. So seien die Winzer in die Pläne zur Gestaltung des Europaplatzes eingeweiht worden. Letzterer wird oft genannt, wenn es darum geht, die Besonderheit des Weindorfes in der Kreisstadt zu nennen.

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„Der Aufbau erzeugt eine einzigartige Atmosphäre, die umliegende Weinfeste in der Form nicht haben“, sagte der Heusenstammer Daniel Stoffaneller. „Im Gegensatz zum letzten Jahr haben wir die Laufwege noch etwas erweitert“, berichtete Bürgermeister Jürgen Rogg. Doch das fällt auf den ersten Blick gar nicht auf. Die Massen strömen ohnehin stetig von Bühne zu Bürgerhaus, vorbei an Weiß, Rot und Rosé, hin zu Wildbratwurst, Langos oder Backfisch.

Angefangen hat das Fest mit etwa zehn Buden, inzwischen ist die Anzahl auf 23 Winzer und acht Essensstände angewachsen. Fast die Hälfte davon schenkt ihren Rebensaft seit Anfang an aus. Ein Anlass, die Jubilare auf die Bühne zu bitten. Von den Groß-Umstädter Weinhoheiten Jana, Ariane und Imke höchstpersönlich nahmen die Standbetreiber Urkunden und kleine Präsente entgegen. „Das freut mich riesig“, gestand t Martin. Auch der Bürgermeister hatte etwas zu feiern: „Das ist das zehnte Weinfest, das ich eröffne“, erzählte er. Mit seiner Amtszeit haben sich die vertretenen Weinregionen noch etwas vermehrt. „Mittlerweile gibt es hier auch Wein aus Unterfranken“, sagte der gebürtige Würzburger.

Das Weinfest bietet in erster Linie Liebhabern des Rebensaftes die Gelegenheit, ihrem Hobby zu frönen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Viele nutzen aber auch die Möglichkeit, um alte Bekannte zu treffen. Für wieder andere wird das Fest zum Geburtstagsritual. „Um zwölf hier“, schallte ein Ruf aus der Masse und Jan Hesemann nickte zustimmend. „Mein Geburtstag fällt jedes Jahr auf einen der zehn Tage des Weinfestes“, erläuterte er. Für Freunde und Verwandte stehe es schon außer Frage, um Mitternacht mit dem allgegenwärtigen Getränk anzustoßen. Für wieder andere ist es eine Selbstverständlichkeit, für das Fest Urlaub zu nehmen.

Bis das obligatorische „Happy Birthday“ aus von Wein benetzten Kehlen drang, wurde vor der Bühne getanzt, gelacht und gefeiert. „Doctor Blond“ gaben ihr Repertoire von Oldies bis zu aktuellen Hits zum Besten und „TiTo“ trotzten mit sommerlichem Flair den Regenwolken, die sich erst in der Nacht ergossen als das Weindorf schlief.

Noch bis zum kommenden Sonntag, 4. August, laden die Winzer ab 17 Uhr zu einem edlen Tropfen auf dem Europaplatz ein.