Coachin Julia Falvin bietet an Kitas und Schulen ein Präventionsprogramm an Mit „Stressika“ gegen Mobbing

Kinder stärken: Julia Falvin hat vor einem Jahr ihre Ausbildung zur Anti-Mobbing-Coachin gemacht. Bild: privat

Dietzenbach – Julia Flavin ist Kinder- und Jugendcoachin. Unter anderem bietet sie für Kindergärten und Schulen das Mobbing-Präventionsprogramm „Stark auch ohne Muckis“ an. Ein Programm, das derzeit mehr denn je benötigt wird: „Insbesondere das Internet-Mobbing hat sich mit Corona verdoppelt“, sagt Flavin, die seit einem Jahr als Coachin arbeitet. Die Kinder und Jugendlichen hätten in den vergangenen Jahren viel mehr Zeit gehabt, aber auch Langeweile, begründet sie die Entwicklung. So ist es kaum verwunderlich, dass Flavin, wie sie sagt, keine Werbung mehr für ihre Arbeit machen muss. „Ich hatte in den letzten Monaten so viele Aufträge in Grundschulen und Kitas, dass ich bisher noch keine Zeit hatte, Jugendliche zu trainieren“, macht sie den aktuellen Bedarf deutlich.

Ihren ersten Auftrag hatte die Selbstbehauptungstrainerin an der Astrid-Lindgren-Schule. Kürzlich wurde sie dann von Schulleiterin Verena Hofmann für den Aufbaukurs engagiert. „Dabei hat mich ein Kind angesprochen und mir gesagt, ich habe sein Leben verändert“, freut sich Flavin. Denn als Trainerin weiß sie, wie wichtig es ist, dass Mädchen und Jungen bereits in jungen Jahren Resilienz und somit jene Fähigkeit aufbauen, die sie schwierige Lebenssituationen meistern lässt, ohne dabei dauerhafte Schäden davon zu tragen. Gelingt das den Kindern nicht, kann das schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, wie Julia Flavin deutlich macht.

Damit die Kinder widerstandsfähiger werden, bringt die Coachin ihnen zunächst bei, eine selbstbewusste Haltung einzunehmen. „Auch lernen die Kinder am Anfang, dass eine Meinung nur eine Meinung ist und sie diese nicht annehmen müssen“, schildert Flavin weiter. Zudem schlüpft die Trainerin in die Rolle der „Stressika“, die die Mädchen und Jungen beleidigt und ihnen gleichzeitig beibringt, dem Täter keine Bühne zu bieten und sich einfach umzudrehen. In der Lektion übers Mutigsein, erzählt Flavin ihnen von der Mücke, die den Löwen und das Schaf ärgert. Während sich Letzteres in der Geschichte von den Attacken einschüchtern lässt, zeigt sich der Löwe unbeeindruckt. Die jungen Kursteilnehmer sollen dadurch lernen, dass es besser ist, wie der König des Dschungels zu sein. Ebenso wichtig sei es aber auch, dass die Kinder verstehen, dass ihr Körper ihnen gehört und niemand sie anfassen darf. „Wenn Stressika sie am Arm packt, sollen sie klar und deutlich sagen, dass sie das nicht wollen“, so Flavin. Kinder kennen häufig ihre Grenzen nicht und müssten zunächst lernen, diese zu setzen.

Schockiert zeigt sich Julia Flavin hingegen über ihre Erfahrungen in ihrem letzten Vorschulkinderkurs. Denn Teil ihres Programmes ist es auch, über Gefahrensituationen zu sprechen. „In dem Kurs habe ich etwa gefragt, was die Kinder machen würden, wenn ihnen ein Fremder anbietet, sie mitzunehmen, weil der Bus nicht fährt“, erzählt die Dietzenbacherin. Dabei seien mehrere Kinder bereit gewesen, mitzufahren. Doch es sei „unheimlich wichtig“, dass etwa die Eltern ihren Kindern beibringen, dies niemals zu tun. Flavin rät Müttern und Vätern im Hinblick auf Mobbing-Erfahrungen zudem, ihre Kinder genau zu beobachten. „Sie schämen sich oft dafür und sprechen von selbst nicht darüber“, macht sie deutlich.

Von Anna Scholze