Ehemalige Präsidentin des hessischen Landeskriminalamtes in Dietzenbach Thema Sicherheit im Vordergrund

Gespräche über das Thema Sicherheit: Ahmed Idrees, Sabine Thurau, Halil Öztas (Vorsitzender SPD-Unterbezirk Kreis Offenbach), Landtagsabgeordnete Ulrike Alex und Bürgermeister Dieter Lang.

Dietzenbach – „Wenn Gewalt gegenüber Kollegen zur alltäglichen Normalität wird, gefährden wir den Rechtsstaat.“ Nur am Rande streifte Sabine Thurau bei ihrem Besuch in Dietzenbach die Geschehnisse in der Kreisstadt, als im Mai 2020 im Spessartviertel nach einem Brand Steine auf Polizei und Rettungskräfte flogen. Indes nimmt die langjährige Präsidentin des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) in Bezug auf die zunehmenden rechtsextremistischen Tendenzen, die sich auch bei der hessischen Polizei bemerkbar machen, kein Blatt vor den Mund. „Das ist ein trauriges Kapitel in der Geschichte der Landespolizei“, sagte Thurau mit Blick vor allem auf das Thema „NSU 2.0“. Dabei hatten rechtsextreme Täter Morddrohungen versandt, einige Empfängerdaten waren zuvor auf hessischen Polizeicomputern abgefragt worden.

Nach Dietzenbach war Thurau auf Einladung des SPD-Ortsvereins gekommen. In einem Frage- und Antwort-Gespräch mit dem Parteivorsitzenden Ahmed Idrees, selbst Polizeibeamter, stand das Thema Sicherheit im Vordergrund. So wollte Idrees etwa wissen, welche Aufgabe die Kommune, explizit die Stadtverwaltung, für die Obhut ihrer Bürger übernehmen kann. „Die Kommune und auch die Verwaltung haben einen wichtigen Anteil, wenn es um Prävention geht und sie müssen diese Aufgaben auch verstehen“, sagte Thurau. Das erweise sich immer wieder. Beispielhaft nannte sie das anscheinend so plötzliche Auftauchen der Reichsbürger-Szene, das im Nachhinein gar nicht so überraschend gewesen sei. „Das hatte die ein oder andere Kommune bereits frühzeitig bemerkt, aber nicht mitgeteilt.“ Ein zeitiger Austausch mit der Polizei sei durchaus wünschenswert gewesen.

Auch im weiteren Gespräch packte die ehemalige LKA-Chefin die „heißen Themen“ an. Zwar betonte sie: „Wir leben in einer privilegierten Situation in einem der sichersten Länder überhaupt.“ Dennoch sei eine besorgniserregende Entwicklung hin zu Hass und Gewalt zu beobachten. „Das dauert an und steigert sich noch“, sagte Thurau. Was ebenso für die rechtsextremen Tendenzen in den Reihen der hessischen Polizei gelte. „Da müssen wir deutliche Signale setzen“, betonte sie.

Thurau erwähnte auch den Mord an dem hessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke, den Anschlag von Hanau und das Breitscheidplatz-Attentat in Berlin. „Das macht mich immer noch fassungslos“, sagte sie.

Was die Polizeiarbeit angehe, so sei sie immer dafür eingetreten, dass die Arbeit der Sicherheitskräfte wissenschaftlich begleitet werde. „Was wir machen, ist ja eigentlich eine Art In-sich-Geschäft.“ So sei es unvorstellbar, dass Polizisten von gewissen Einstellungen der Kollegen keine Wahrnehmung hätten. „Wir müssen mit offenen Augen auf die Dinge zugehen und dabei auch Führungsbeamte unterstützen, auf Dauer darf nichts verborgen bleiben“, hob Thurau hervor.

Von Barbara Scholze