Schwarzer Humor kommt bei Besuchern im Capitol gut an Wenn der Tod eine Imagekampagne startet

Der Tod startete unlängst im Capitol eine Image-Kampagne und warb für seine Arbeit Das Programm kam beim Publikum sehr gut an. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Es gibt nur wenige Gewerbezweige, die in und von der Corona-Krise profitieren. Eine davon ist sicher die Bestattungssbranche.

Doch das Image des Pietätgewerbes ist in Verruf gekommen, denn gerade durch Corona haben auch jüngere Menschen große Angst vor dem Tod.

Grund genug, dass „Der Tod“ eine Imagekampagne startet und auf Veranstaltungen für seine Arbeit wirbt.

Üblicherweise tritt man dem Tod nur einmal in seinem Leben gegenüber. Doch unlängst im Capitol in Dietzenbach machte der Gevatter eine Ausnahme.

Verhüllt in dunkler Kutte und mit goldener Sense bewaffnet betritt er die Bühne - aber keine dunkle, erschreckende, sondern eine unverkennbar engelsgleiche Stimme ertönt: „Herzlich willkommen zu meinem Programm Mein Leben als Tod“, begrüßt er die 100 Gäste im fast ausverkauften Saal. Sein Blick schweift durchs Publikum: „Tja“, sagt er „Die Besten sterben immer zu früh - Fühlt man sich da nicht gekränkt, wenn man noch am Leben ist.“

Das kommt bei den Zuschauern an und lautes Lachen füllt den Raum. Dass sein Berufszweig nicht zu den Systemrelevanten zählt, macht ihm nichts aus. „Mir geht es sehr gut“, erklärt er. Viele seiner Bühnenkollegen sind da viel schlechter dran. Rückblickend ist er sich sicher, dass er der einzige Bühnenkünstler ist, der mit Recht behaupten kann: „2020: Das ist mein Jahr.“ Und im Gegensatz zu seinen Kollegen sei er sicher auch der Einzige, der das gesamte Jahr durchgearbeitet hat. Doch ein Großteil seiner Arbeit ist aufgrund der Mehrbelastung in der Corona-Zeit liegen geblieben. Mit gewollt makabrem Unterton berichtet er über die Rentnerschwemme, die überfüllten Altersheime und seinem Nebenjob als Animateur auf Mallorca, ganz zu schweigen von den Besuchen auf den vielen Coronapartys.

Dazwischen zeigt er Bilder aus seinem privaten Fotoalbum und liest aus seinem geheimen Tagebuch. Vor jedem Auftritt geht er immer in den Supermarkt und kauft einen Bund Radieschen. „Ich möchte ihnen zeigen, was sie im Grab erwartet“, sagt er und hält den rotgrünen Bund in die Höhe. „So schön sehen die nämlich von unten aus!“

Fast zwei Stunden dauert das Programm, vollgestopft mit schaurig schönen Themen, die er mit viel Witz und Charme vorträgt. Doch der Tod kann auch singen. So textet er den Schlager „Einen Stern, der deinen Namen trägt“ in „Einen Stein, der deinen Namen trägt, den schenk ich dir heut Nacht“ um. Gemeint ist natürlich der Grabstein. Und der Tod geht mit der Zeit und setzt verstärkt auf die neuen Medien

Damit er die Jugend erreichen kann, sendet er jetzt auf „Deadflix“ und hat eine „App für das Die-Phone“ (Anm: die = englisch sterben) programmieren lassen, mit der man den Sargdeckel steuern kann: „Wenn sie auf ihrer Beerdigung dann den Sargdeckel öffnen, kommt das bei den Trauergästen besonders gut an.“

„Der Tod“ hat mit seinem außergewöhnlich ironischen Humor genau ins Schwarze getroffen - und bringt das Publikum im Universum stets zum Lachen. Während seiner Show blickt er nicht nur auf kritische Themen der Gesellschaft, sondern überzeugt auch mit Abwechslung und stimmungsvollen Gesangseinlagen. Ganz nach dem Motto: Sensenmänner haben Charme.

Das Programm kommt beim Publikum jedenfalls sehr gut an. Einer Besucherin, die selbst im Pietätsgewerbe arbeitet, hat der Auftritt sehr gut gefallen. „Es war sehr lustig und irgendwie war es ja wie eine Weiterbildung für mich.“