Dietzenbacher Autorin Elvira Henning veröffentlicht historischen Roman Töchter als schärfste Kritikerinnen

Das Warten hat sich gelohnt: Die Dietzenbacher Autorin Elvira Henning freut sich, dass ihre Romane im Apex-Verlag erscheinen.

Dietzenbach – „Und dann stand Hermon mitten in der Prärie und hat mich gefragt, wie es weitergeht“, sagt die Autorin Elvira Henning über die Protagonistin ihres ersten historischen Romans „Tawamaya“. Im März hat die Dietzenbacherin das Manuskript des nächsten Bandes eingereicht und führt damit die Geschichte der Protagonistin Hermon fort, die zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges spielt. Nun ist der zweite Band mit dem Untertitel „Die Zwillingsbrüder“ veröffentlicht worden. Der Weg bis zu einem Verlag, der das Erstlingswerk veröffentlichen wollte, war dabei wohl genauso beschwerlich wie die Reise auf dem Pferderücken durch das Gebiet der Lakota-Indianer.

Die Geschichte, die auf der des Lakota-Anführers Crazy Horse basiert, handelt von der 17-jährigen Hermon, die aus der brennenden Stadt Richmond flieht. Im Jahr 1863 ist der amerikanische Bürgerkrieg in den letzten Zügen und hat bereits seine Spuren hinterlassen. Einfach sollte die Flucht für Hermon nicht werden. Aber einfach hatte sie es ohnehin noch nie – als Bastard ihrer Mutter und mit jungenhaftem Aussehen. Doch Hermon hat ein besonderes Händchen für Pferde. Diese Fähigkeiten erlauben es ihr, sich als „Saddleboy“ auf dem Oregon Trail zu behaupten und sich einem Treck anzuschließen, der von Alex Mehegan durch das Gebiet der Lakota-Indianer geführt wird. Der junge Mann hegt schließlich ein Interesse an dem jungen Saddleboy, das er sich zunächst nicht erklären kann…

Henning zeigt anhand von Hermons Geschichte, mit welchen gesellschaftlichen Schwierigkeiten sich Mann wie Frau damals auseinandersetzen mussten. „Wäre Hermons Tarnung als Mann frühzeitig aufgeflogen, wäre sie nichts mehr Wert gewesen“, sagt Henning, die viele Stunden in die Recherche zum historischen Hintergrund investiert hat. Die ersten Arbeiten an dem Roman hat sie 2009 begonnen. Neben den geschichtlichen Fakten hat sich die 74-Jährige in die Indianersprache Lakota eingearbeitet und Phrasen in ihr Werk eingebettet. Für die Leser gibt es zudem ein kleines Lexikon am Ende des Buches, das im vergangenen Sommer erschienen ist.

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Dass das historische Fundament bis ins kleinste Detail den wahren Begebenheiten entspricht, ist der Autorin besonders wichtig gewesen. „Ich steckte mal bei der Recherche zwei Wochen fest, weil ich nicht weiterkam“, erinnert sie sich. Neben den Fakten stecken auch persönliche Eigenschaften der Autorin in Hermon. „Zumindest sagen das die Leser, die mich kennen“, meint sie und lacht. „Zugegeben: Sie haben recht.“ Daneben habe Hermon aber auch Charakterzüge, die Elvira Henning gerne hätte: „Sie ist eine absolute Frühaufsteherin“, sagt die 74-Jährige, die ihren Roman hauptsächlich in den späten Abendstunden verfasst hat – per Hand mit Stift und Papier. „Das geht schneller“, meint Henning, die mit dem Füller flotter unterwegs ist als auf der Laptoptastatur. „Außerdem kann ich mein Heft überall mit hinnehmen.“ S-Bahnfahrten ließen sich so ganz hervorragend überbrücken.

Akribisch hat sich Henning, die ansonsten die Texte auf ihre Theatergruppe „Rosarote Eulenspiegel“ umschreibt, in die Welt und die Zeit ihrer Protagonistin hineingearbeitet. Mit eben solcher Hartnäckigkeit hat es die Dietzenbacherin schließlich auch in einen Verlag geschafft, der ihr Werk in mehreren Teilen nun veröffentlicht. Die Suche dauerte drei Jahre, sogar eine Literaturagentin probierte es in der Zeit. „Als unbekannte Autorin hat man es eben nicht leicht“, sagt Henning, die es trotzdem nicht aufgeben wollte. Und es hat sich ausgezahlt: „Im Herbst 2019 musste ich mich dann sogar zwischen zwei Verlagen entscheiden“, so Henning weiter. Sie hätte diesen Schritt jedoch nicht gewagt, wenn sie nicht vorher den Zuspruch in ihrer Familie erhalten hätte. „Meine Töchter sind meine schärfsten Kritikerinnen“, meint die vierfache Mutter.

Mächtig stolz sind diese jedenfalls auf die Veröffentlichung der Romanreihe. Der erste Band erschien im Sommer 2021, im Spätsommer folgte die Rahmenerzählung „Blutiger Mokassin“, die aus der Sicht eines Lakota-Kriegers erzählt wird. „Mein Corona-Projekt“, beschreibt Henning. Beide Bücher sind bereits in der Stadtbücherei ausleihbar, der jüngst erschienene zweite Band der Haupthandlung soll auch demnächst verfügbar sein. Als E-Book und gebundenen Version gibt’s die Bücher außerdem auf Amazon zu kaufen. „Aber der Verdienst, auf den es ankommt, ist die Freude der Leute, die meine Bücher lesen“, findet die Autorin.

Von Lisa Schmedemann