Kerbvereine im Kreis wollen enger zusammenarbeiten Tradition erhalten, Nachwuchs gewinnen

Der Anfang ist gemacht. So trafen sich unlängst Vertreter aus Dietzenbach, Langen, Urberach und Götzenhain, um sich beim geselligen Beisammensein über das Leben im und rund um den Kerbverein auszutauschen. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Die Lage ist sehr ernst und könnte dramatisch enden. Einige Teilnehmer bringen sogar eine feste Grenze mit Schlagbaum und Zollhäuschen zwischen Ober-Roden und Urberach ins Spiel. Jetzt ist die lokale Politik dringend gefordert, um das Schlimmste zu verhindern. Auslöser des Streits ist die Fahne des Kerbvereins Ober-Roden. Die wurde von den mutigen Kerbborschen aus Urberach in einer Nacht und Nebelaktion geraubt. Dieses Vorgehen ist übrigens nach dem ungeschriebenen Gesetz der Kerbborschen straffrei und kann von der Justiz nicht geahndet werden.

„Wir haben die Fahne wieder zurückgegeben“, erklärt der Urberacher Kerbborsch Luca Dörrstein. „Aber das versprochene Lösegeld steht noch aus.“ Laut eigenen Angaben sollten entweder zehn Kisten Bier für das Grillfest übergeben werden oder mindestens 300 Euro in die Kasse des Kerbvereins Urberach fließen. Doch nichts davon seit bisher geschehen, beklagen sich die Urberacher. Jetzt sei die Politik an der Reihe, um die Wogen zu glätten.

Um solche und viele weitere sehr wichtige Themen ging es beim „1. Stammtisch der Kerbvereine“ in der Gaststätte zur Harmonie. Eingeladen hatte der Kerbverein Dietzenbach e.V.

Einige Kerbvereine konnten aus terminlichen Gründen nicht kommen. Doch der Anfang ist gemacht. So trafen sich Vertreter aus Dietzenbach, Langen, Urberach und Götzenhain, um sich beim geselligen Beisammensein über das Leben im und rund um den Kerbverein auszutauschen.

Begrüßt wurden die ungefähr 30 Gäste vom Vorsitzenden des Dietzenbacher Kerbvereins e.V. Peter Maul. Trinkfest muss man als Kerbborsch schon sein, denn es floss reichlich Bier. Ein Stiefel, den die Hausherren gespendet hatten, machte schnell die Runde.

Bereits im vergangenen Jahr, kamen die Vorstände zusammen. Aus diesem Treffen haben sich gegenseitige Besuche auf den jeweiligen Kerbweihfesten entwickelt. Denn es gilt, die Tradition zu erhalten und Nachwuchs zu gewinnen, damit die Geschichte weiterlebt.

Vereine wie Dreieichhain sind darin äußerst erfolgreich. Dort ist die Kerb tief verwurzelt, so gibt es dort mehr als 40 Kerbborsche. „Die haben eine andere Tradition“, sagte Uwe Schmedemann“, Zweiter Vorsitzender vom Kerbverein Dietzenbach e.V. „Bereits kurz nach der Geburt bekommen die Kinder mitgeteilt, wann sie Kerbborsch sein dürfen.“ Außerdem hat der Kerbverein die Kerb komplett selbst in der Hand und kann bestimmen, wer auf die Kerb darf und wer nicht.

Der Kerbverein von Urberach ist nach eigenen Angaben erfolgreich, so haben sich dieses Jahr 25 Kerbborsche zusammengefunden. Das passt von der Zahl her sehr gut, denn Urberach feiert sein 25 jähriges Bestehen.

Das 35 jährige Bestehen feiert der Kerbverein aus Langen. „Dieses Jahr allerdings ohne Kerbborsche“, sagte der 1. Vorsitzende Alexander Seipp. Der Verein ist mehr auf den Festen wie dem Äppelwoi-Fest vertreten. „Die eigentliche Kerb spielt bei uns eine kleine Rolle“, sagte Andrea Seipp. Langen erhofft sich von dem Treffen neue Inspiration, wie man Mitglieder gewinnen und halten kann.

„Wir haben dieses Jahr auch keine Kerbborsche“, erklärte Rolf Wentz. Er vertritt den Kerbverein Götzenhain. Aber traurig sind die Götzenhainer nicht, denn mit einem breiten Lächeln fügte er hinzu „Wir haben fesche Kerbmädels.“ Um Mitglieder zu gewinnen, geht der Kerbverein in die Grundschulen und bringt die Kinder spielerisch mit der Kerb in Verbindung. Wentz war von dem Stammtisch begeistert und freute sich über den regen Austausch. Die Götzenhainer feiern dieses Jahr zwei besondere Jubiläen: Zum einen 700 Jahre Götzenhain und das dreißig jährige Bestehen des Kerbvereins. Der Dietzenbacher Kerbverein freut sich darüber, dass mit Laura Aracu, Andreas Siffermann, Fabian Dechant, Maximilian Imhof, Sarah Morian, Victorija Radchenko, Robin Schleich, Daniel Schmedemann und Leon Bell, neun mutige Kerbmädels und -borsche gefunden wurden.

Vorstand Peter Maul sieht nach dem Treffen Handlungsbedarf im Verein: „Wir müssen unsere Satzung ändern, die ist viel zu kompliziert“, resümierte er. Das habe er im Austausch mit den anderen Vorständen gesehen. Ansonsten sei das Treffen super gelaufen. „Es ist schön, dass die Tradition der Kerbvereine immer noch weiterlebt.“ Aber man müsse daran arbeiten. Es sei nicht einfach, Menschen für das Ehrenamt zu begeistern.

„Aber wenn sie einmal Blut geleckt haben, dann sind sie mit Leib und Seele bei der Sache dabei.“