Vortrag zum Thema „Klimaveränderung“ bei der Kolpingfamilie „Wir verstehen längst noch nicht alle Prozesse“

Die Kolpingfamilie Dietzenbach hatte unlängst n ihre Mitglieder und Freunde zu einem Vortrag zu dem Thema „Klimaveränderung“ eingeladen. Referent war Dr. Frank Kaspar vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Das Unwort des Jahres 2019 heißt „Klimahysterie.“ Es steht für die übertrieben emotionale Einstellung vieler Menschen zum gegenwärtigen Klimawandel.

Die Angst vor einer globalen Erwärmung treibt Jugendliche freitags auf die Straßen. Sind das alles Spinner oder steckt hinter der Angst eine reale Gefahr für die Menschheit? Längst sind die Medien voll mit widersprüchlichen Expertenmeinungen. Diese Flut an Informationen sorgt für Verunsicherung in der Bevölkerung, statt für sachliche Aufklärung und es besteht die große Gefahr, dass wir zwischen den beiden großen Interessenblöcken „Politiker wie Donald Trump“ auf der einen Seite und „Fridays for Future“ auf der anderen, zerrieben werden. Doch die Angst bleibt, denn die Bedrohung für die menschliche Zivilisation ist spürbar.

Die Kolpingfamilie Dietzenbach hatte unlängst n ihre Mitglieder und Freunde zu einem Vortrag zu dem Thema „Klimaveränderung“ eingeladen.

„Wir können uns ein gutes Bild von den Veränderungen machen, aber wir verstehen längst noch nicht alle Prozesse“, sagte Dr. Frank Kaspar vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Er berichtete in seinem Vortrag über das Thema „Beobachtung und Bewertung des aktuellen Klimawandels.“ Der Physiker leitet das Referat „Nationale Klimaüberwachung“ und bewertet und analysiert auf Basis der langjährigen Wetterbeobachtungen die Klimaänderungen.

Nachdem er die Arbeit des DWD vorgestellt hatte, ging Kaspar direkt auf die Darstellung der Ergebnisse ein. Seine wichtige Aussage ist: „Die mittlere Temperatur steigt weltweit an.“ 2018 sei das Jahr mit der höchsten mittleren Temperatur gewesen, 2019 sei mit 2014 vergleichbar. Wobei man zwischen dem weltweiten und dem nationalen Anstieg unterscheiden müsse. In der weltweiten Betrachtung seien die trägen Meere enthalten. „Die großen Ozeane können die Wärme besser speichern, als die Landmasse“, erklärte er. „Die mittlere Temperatur ist in Deutschland im Mittel um 1,6 Grad Celsius angestiegen, während sie weltweit im Mittel nur um ein Grad Celsius zugenommen hat.“

Die Aussage, dass es früher mehr Schnee gegeben hat, konnte er nicht bestätigen. „Der Schneefall ist regional unterschiedlich und hängt von der Feuchtigkeit ab“, erklärte er. „Letztes Jahr hatten wir in Bayern extrem viel Schnee.“ Ob die Sommer heute trockener sind als früher, konnte er nicht bestätigen. „Wir messen die mittlere Niederschlagsmenge und die steigt langsam, aber stetig an.“ Dagegen verändern sich die Jahreszeiten. „Wir notieren wann welche Pflanze blühen und es zeigt sich, dass der Winter durchschnittlich 18 Tage kürzer ist.“

Natürlich ging er auf das Treibhausgas „Kohlendioxid“ ein. Das Gas entsteht bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe und es ist neben Wasser der wichtigste Stoff, der das Leben am Leben erhält. Bäume, Pflanzen, Algen brauchen das wichtige Gas, ohne Kohlendioxid gibt es kein Pflanzenwachstum und ohne Pflanzen gibt es kein Leben auf der Erde. „Wir erzeugen jedoch mehr Kohlendioxid, als Pflanzen und Algen auf der Welt gebrauchen können“, erzählte er. Das überschüssige Gas bleibt dann in der Atmosphäre.

„Wir müssen uns vorstellen, dass sich das Kohlendioxid wie eine Wolldecke über unsere Erde legt und so verhindert, dass Wärme in den Weltraum abgestrahlt wird.“

Unbestritten nimmt die Erwärmung der Erde zu. „Das sind Fakten, die wir nicht interpretieren müssen, denn wir messen es täglich in unseren Messstationen auf der ganzen Welt.“

Gute Nachrichten hatte der Physiker leider nicht zu vermelden. „Selbst wenn wir die Produktion von Kohlendioxid sofort einstellen, so werden sich die Meere weiter erwärmen und damit der Meeresspiegel ansteigen.“ Es gebe langwierige Prozesse, die man nicht sofort stoppen könne. Aber wir müssten sofort handeln damit wir eine Chance hätten, dass die Erderwärmung nicht noch weiter ansteige.

Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Kaspar die zahlreichen, teils sehr emotionalen Fragen der Besucher.