„Die amerikanische Koreakrise“ war Thema bei der Freitagsrunde der Volkshochschule Dietzenbach Wem von beiden kann man eher trauen?

Die Freitagsrunde der Volkshochschule (Vhs) Dietzenbach diskutiert regelmäßig aktuelle Themen. Beim jüngsten Treffen in den Räumen in der Wilhelm-Leuschner-Straße stand das Thema „Die amerikanische Koreakrise“ auf dem Programm. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Die Freitagsrunde der Volkshochschule (Vhs) Dietzenbach diskutiert regelmäßig aktuelle Themen.

Beim jüngsten Treffen stand das Thema „Die amerikanische Koreakrise“ auf dem Programm. Vor wenigen Stunden hatte das Nordkoreanische Militär eine weitere Mittelstreckenrakete getestet. Sie flog über 2.000Kilometer weit.

Die Situation zwischen Nord- und Südkorea, Japan und den USA spitzt sich inzwischen weiter zu. Nordkoreas Diktator Kim Jong-un und der amerikanische Präsident Donald Trump drohen sich gegenseitig mit völliger Vernichtung. Kim droht offen mit einem nuklearen Angriff auf die wichtige amerikanische Militärbasis Guam, auf der ungefähr 7.000 Soldaten stationiert sind. Er führt Raketen- und Atombombentests durch und versetzt die Welt in Angst und Schrecken. Trump wiederum droht dem kleinen asiatischen Land mit „Feuer und Zorn noch nie dagewesenen Ausmaßes.“

Der amerikanische Verteidigungsminister James Mattis erklärt, dass alle militärischen Optionen, also auch der Einsatz von Atomwaffen, auf dem Tisch lägen.

Streben nun auch die Nachbarländer Japan und Südkorea nach Atomwaffen? Steht jetzt ein Atomkrieg in Ostasien bevor? Aus Europa kommen immer mehr Aufrufe, die Situation friedlich zu lösen, aber wie kann eine Lösung aussehen? Wie kann Deutschland zur Lösung des Konfliktes beitragen, immerhin sind wir - aufgrund der Wiedervereinigung Ost- und Westdeutschlands - eines der wenigen Länder, die eine Botschaft in Nordkorea haben?

Um diese und weitere Fragen ging es in der Veranstaltung, bei der Dr. Karl Grobe-Hagel, langjähriger Journalist der Frankfurter Rundschau, in das Thema einführte. Grobe-Hagel ist ein Kenner der Materie. Er hat zahlreiche Artikel über China und Vietnam veröffentlicht.

Die Veranstaltung fand in den Geschäftsräumen der Vhs in der Wilhelm-Leuschner-Straße statt. Obwohl das Thema in den Medien sehr präsent ist, kamen überraschend wenige Teilnehmer. Die erhielten von Grobe-Hagel aber wichtige Hintergrundinformation zu den Themen Geschichte Koreas, Koreakrieg, Teilung und wirtschaftliche Entwicklung Nord- und Südkoreas nach dem zweiten Weltkrieg. Die anschließende Diskussionsrunde beschäftigte sich zunächst mit der Frage, „Wem kann man eher trauen, Trump oder Kim Jong-un?“ Hier hatten die Teilnehmer durchaus kontroverse Ansichten. Obwohl die USA ein sehr wichtiger Partner und Verbündeter Deutschlands ist, waren sich aber alle darüber einig, dass man Trump derzeit schwer einschätzen kann. Auch über den technologischen Fortschritt herrschte Uneinigkeit. Grobe-Hagel konnte aufgrund seiner beruflichen Erfahrung und seiner Kontakte nach China und Südkorea immer wieder wichtige Informationen beisteuern. Seiner Einschätzung nach aber, wissen die Geheimdienste nicht sehr viel über den aktuellen Fortschritt. Ein Teilnehmer, der nach eigenen Angaben Kontakte zur Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat, konnte Informationen über die nordkoreanischen Raketen liefern. Nach inoffizieller Einschätzung der ESA sind die beiden über Japan abgeschossenen Raketen während des Flugs beschädigt worden. Das könnte bedeuten, dass die Raketentechnik Nordkoreas nicht so weit ist, wie vermutet.

Auch die Rolle Chinas wurde angesprochen. Nach Einschätzung von Grobe-Hagel hat China derzeit nur bedingt Einfluss. „Während sein Vater Kim Jong-il, sich immer um gute Beziehungen zu China bemüht hat, ist das bei Kim Jong-un nicht der Fall“, sagt Grobe-Hagel. „Er war bisher noch nicht in China.“ Kim Jong-un hat sogar seinen Onkel Jang Song-thaek, der ebenfalls gute Beziehungen zu China pflegte, verhaften und hinrichten lassen.

Grobe-Hagel gab zu denken, dass es keine einfache Lösung des Konfliktes gibt. Er fügte hinzu, dass es nicht nur ein Konflikt zwischen Nordkorea und den USA sei, sondern auch zwischen Vietnam, China, Japan, Taiwan und den Philippinen. Auch sei eine Wiedervereinigung zwischen Nord- und Südkorea derzeit nicht denkbar, da die Wirtschaftskraft Südkoreas nicht ausreiche, um Nordkorea einzugliedern.

Eine direkte atomare oder wirtschaftliche Bedrohung Europas und insbesondere der Bundesrepublik sah keiner. Ein Teilnehmer konnte dann doch einen Einfluss ausmachen und erinnerte sich an den Reaktorunfall in Tschernobyl: „Wenn es zu einem atomaren Konflikt kommt, dann bekommen wir natürlich den radioaktiven Fallout mit.“

Letztlich waren sich alle einig, dass der Konflikt nur friedlich gelöst werden kann.

Die Debattierrunde der VHS trifft sich jeden dritten Freitag im Monat um 19.30 Uhr in der VHS Geschäftsstelle. Der Eintritt ist frei. Telefonische Anmeldung unter S    06074 812266 wird erbeten. Weitere Informationen unter vhs-dietzenbach.de