Organist begeistert in St. Martin-Kirche Dietzenbach Auch Werke von Sting, Queen und Metallica präsentiert

In der Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin ist am vergangenen Sonntag der Organist Christoph Brückner mit einem reich gestalteten, variationenreichen Konzert aufgetreten. Foto: Dreger

Dietzenbach (red) – In der Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin ist am vergangenen Sonntag der Organist Christoph Brückner mit einem reich gestalteten, variationenreichen Konzert aufgetreten.

Brückner, freischaffender Musiker aus Limeshain, der Dietzenbach bereits zum fünften Mal mit seinem Können begeisterte, hatte sein Konzert unter das Motto eines ökumenischen Sonntagskonzerts zur Fastenzeit gestellt. Luther-Jahr! Das Besondere an diesem Konzert zeichnete sich darin aus, dass Brückner nicht fest notierte Orgelliteratur spielte, möglicherweise mit einigen Improvisationen, sondern dass er das gesamte Programm in einer Kombination aus freier Improvisation und Eigenkomposition gestaltete. Ausgangspunkt waren zwölf Kirchenchoräle, zumeist aus der protestantischen Tradition, wie zum Beispiel der Luther-Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Diese stellte der Künstler zunächst traditionell meist vierstimmig vor, um sie dann in eigenwilliger Manier, teils spätromantisch im Stile Regers anmutend, teils barock wie bei Bach oder Buxtehude weiterzuentwickeln. Hier verfing sich seine Musik in sehr fantasievollen Variationen, erstaunlich reicher Harmonik mit stets neuen Überraschungen. Doch damit nicht genug. Sämtlichen Chorälen hatte Brückner jeweils einen früheren Komponisten „zugeordnet“. So wunderte man sich zunächst, was der im katholischen Venedig des 18. Jahrhunderts lebende Tomaso Albinoni mit dem lutherischen „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ gemeinsam haben könnte, bis sich das Rätsel löste, als das Thema des berühmten Adagios von Albinoni die Choralvariation durchkreuzte. Hier zeigte sich das besondere Können des Künstlers, indem er diese beiden Themen musikalisch verband, sei es im Dialog oder simultan, geistreich, witzig und mit farbiger Fantasie.

Nach diesem Schema waren sämtliche Choräle gestaltet. So kamen unter anderem Mozarts große g-Moll Sinfonie, das Flötensolo aus Bachs Badinerie, Händels d-Moll Sarabande oder Beethovens erster Satz aus der Mondscheinsonate zu Gehör. Gerade bei letzterer zeigte Brückner sein besonderes Gespür für die Thematik des lutherischen Psalm-Chorals „Ach Gott vom Himmel sieh darein“, in dem Beethovens Satz weniger in eine verträumte Mondnacht führte, als sich vielmehr dramatisch polar entwickelte (das Lied war zu einem Kampflied der Reformation geworden) mit dem klaren Hinweis auf die himmlische Rettung, musikalisch ausgedrückt durch Verwendung des Registers „voix céleste“, also dem „Himmelsregister“ in der Melodiestimme.

Auch moderne Komponisten fanden ihren gelungenen Einzug in die Choräle. Vor allem die komplizierte Rhythmik mit ihren borstigen Synkopen aus Bernsteins West Side Story brachte Brückner mitreißend und mit viel Schwung in die Choralwelt. Karl Jenkins „Palladio“ fehlte nicht, Sting, der britische Rock-Musiker Gordon Matthew Thomas Sumner, Metallica, die US-amerikanische „Metal-Band“ und Queen aus dem Musical „We will rock you“ setzten dem Programm ihr I-tüpfelchen auf.

Brückner bedankte sich mit zwei Zugaben für den langen Applaus.