Zirkus Chicana lädt in sein Sternenzelt ein Zeitsprung im Zirkuszelt

Artistische Höchstleistung im Sternenzelt: Das ist Cirkus Chicana in Dietzenbach. Foto: bw

Dietzenbach (bw) – Nahezu ein Jahr haben sie hart gearbeitet und jetzt werden sie belohnt. Bis zu drei Mal in der Woche haben die mehr als 50 Amateure bis zur Erschöpfung geprobt, mit Bällen und Keulen jongliert, den Diabolo durch die Luft geschleudert und an Tüchern, Stangen, Schlaufen und Trapez ihre Nummern eingeübt.

Doch Schweiß, Blessuren, Muskelverletzungen und Brandwunden sind inzwischen vergessen, denn es ist wieder soweit: Der Zirkus Chicana lädt in sein Sternenzelt in Dietzenbach ein. Am Donnerstag feierte die Varietégruppe „Menschen anders“ mit ihrem neuesten Programm „Time Warp“ Premiere.

„Wer denkt, dass wir hier Unsinn machen, liegt falsch, denn die Artisten leisten hier richtig harte Arbeit“, erklärt Moderator Hans Erich Scholze den Gästen im fast ausverkauften Zirkuszelt. „Man könnte es hartes Management-Training nennen, aber wir nennen es einfach nur Zirkus.“

Die Artisten, Tänzer und Charakterdarsteller der jungen und schrägen Varietégruppe „Menschen anders“ haben sich für ihre aktuelle Show wieder sehr viel Neues einfallen lassen.

So zeigen sie atemberaubende Akrobatik, bezauberndes Schauspiel gepaart mit quirligem Tanz.

Das Spektakel, das an die Rocky-Horror-Picture-Show von Richard O’Brien angelehnt ist, beginnt mit dem bekannten furiosen Tanz, dem „Time Warp, It’s just a jump to the left ...“ Der Anfang ist den Akteuren gelungen und das Publikum bestens eingestimmt. Den roten Faden durch die Zeitreise „spinnen“ die drei Charakterdarsteller Brad Majors, Riff Raff und Magenta. Sie tauchen im Laufe der Veranstaltung immer wieder auf und begleiten das Publikum auf ihrer Zeitreise von den Gladiatoren über die Amazonen bis zur Charleston-Zeit des 20. Jahrhunderts und in die Zukunft. Dem Publikum bleibt nichts anderes übrig, als mitzureisen und atemlos zu beobachten, ob sich die verschiedenen Charaktere begegnen und vielleicht sogar gemeinsam durch die Zeiten springen.

Die Story beginnt in der Gegenwart: Viele Künstler sind schon sehr lange beim Zirkus Chicana, so wie Matze Rapido, der das Publikum immer wieder mit seinen atemberaubenden Diabolo-Künsten verzaubert. Dieses Jahr tritt er in einem quietschbunten Kostüm auf, dass durch die in Schwarzlicht gehüllte Bühne neonfarben leuchtet. Kraft, Ausdauer und Eleganz in Perfektion zeigt Cora an der Stange. „Die Artistin war schon immer von Poledance fasziniert und hat in jungen Jahren ihr Taschengeld gespart um sich ein eigenes Gerät zu kaufen“, verrät Moderator Scholze. Dass Sinneslust, Anmut und Kraft zusammen passen, zeigt Leah an ihrer eleganten Schlaufenübung.

Von der Gegenwart geht es mit einem Zeitsprung in die Vergangenheit, wo römische Artistinnen und Gladiatoren hoch oben im Zirkuszelt am Trapez hängend auf das Publikum warten, um ihre atemberaubenden Übungen darzubieten. Schnell rast die Zeit weiter: Carmen tanzt auf dem Drahtseil und mit dem Charleston ist man plötzlich im 20. Jahrhundert angekommen.

Doch das Publikum findet keine Zeit auszuruhen denn mit Multikord, Balljonglage und Kraftübung erlebt es weitere perfekt inszenierte Highlights. Nach der Pause geht die Reise in die Zukunft. Dieser zweite Teil der Show ist wieder mit Superlativen gespickt, die man unbedingt live erleben sollte. Besonders beeindruckt ist das Publikum von der unbeschreiblich schönen Choreografie, die die Verantwortlichen um Zirkusdirektorin Diana Williams und ihrer Tochter Sheila wieder ausgearbeitet haben. Die Kostüme sind ebenfalls handgefertigt und auf den Akt perfekt zugeschnitten.

Im Zirkus Chicana erlernen die Artisten nicht nur ihr Gerät perfekt, sondern sie nehmen auch Charakterunterricht und lernen so Mimik und Gestik. Das macht die Aufführung so einzigartig. Das Publikum ist jedenfalls restlos begeistert und spendet auch während der Vorführung sehr viel Applaus.

Seit vier Jahren gehören auch 14 ehemalige Flüchtlinge zum Stamm des Zirkus.

Die jungen Männer, die überwiegend aus Afghanistan stammen, werden von Fanara Becker betreut. Sie ist sehr stolz auf die Leistung, die ihre Schützlinge vorführen. „Ich bin immer wieder gerührt, wenn ich sehe, wie gut die Jugendlichen sich in unsere Gesellschaft integriert haben. „Alle haben inzwischen einen Ausbildungsplatz als Elektriker oder Automechaniker oder anderen Berufen“, sagt sie.