öAi-Café schließt nach 25 Jahren Abschied kurz vorm Jubiläum

Die Beratungsstelle für Arbeitslose hat ihren Dienst eingestellt, wegen bautechnischer Mängel können die Räume in der Kirche St. Laurentius nicht weiter genutzt werden. Foto: ms

Dreieich – Das öAi-Café ist nach 25 Jahren Geschichte. Wegen bautechnischer Mängel können die Räume in der katholischen Kirche St. Laurentius nicht weiter genutzt werden. „Es ist nun einmal nicht zu ändern“, bedauert Gründer Wulf-Dieter Preiß, der sich aber gefasst gibt. Er ist stolz, was die ökumenische Arbeitsloseninitiative alles geschafft hat. „Aber ich hätte gerne noch das Jubiläum im Januar gefeiert.“

Da die Räume an der Eisenbahnstraße für den Treffpunkt und die kostenlose Beratung von Arbeitssuchenden weggefallen sind, hat Preiß sich nach Alternativen umgeschaut und sich bei anderen Kirchengemeinden in Dreieich umgehört. Doch dort habe es keine geeigneten Möglichkeiten gegeben. „Wir brauchen für unsere Arbeit einen großen Raum und ein Büro“, betont er. Deshalb habe er schweren Herzens beschlossen, die Beratungsstelle aufzugeben. „Ich bin ja auch in meinem 80. Lebensjahr. Und wer soll das öAi-Café weiterführen?“, fragt er. Für die drei festangestellten Teilzeitkräfte wurden Regelungen gefunden. „Sie haben mir alle signalisiert, dass sie schnell neue Stellen finden“, versichert Preiß. Die Tätigkeit im öAi-Café sei für alle ein Nebenjob gewesen.

Anlass für die Gründung der Beratungsstelle war für Preiß vor 25 Jahren die Schließung der Kosmetikfirma Ellen Betrix, deren langjähriger Personaldirektor er war, durch die neuen Eigentümer Procter & Gamble. Ihm war klar, dass das für viele der dortigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Arbeitslosigkeit bedeuten würde. Viele seien ja an den speziellen Maschinen geschult gewesen.

Der erste Gedanke war, eine Begegnungsstätte zu schaffen, wo man sich mit Gleichgesinnten treffen kann, wo man Menschen findet, die einem zuhören oder auch einen Ratschlag geben können. „Ich habe im Bekanntenkreis selbst erlebt, was Arbeitslosigkeit mit einem Menschen macht“, berichtet er. Ein Freund war innerhalb kurzer Zeit auf psychologische Hilfe angewiesen gewesen. Die Einrichtung war für ihn deshalb auch ein Zeichen der Nächstenliebe.

Bald stellte sich heraus, dass die Ratsuchenden auch Hilfe bei der Abfassung von Bewerbungsschreiben suchten. Dies bildete dann seit vielen Jahren einen Schwerpunkt der Tätigkeit. Aber auch beim Ausfüllen von Anträgen oder dem Umgang mit Behörden wurde geholfen. „Durch meine Tätigkeit wusste ich, auf was es bei einer Bewerbung ankommt, damit sie auf dem Schreibtisch des Empfängers auf dem richtigen Stapel landet“, führt der Gründer weiter aus.

Mehrere teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen und eine Reihe von Ehrenamtlichen betreuten in den vielen Jahren auf diese Weise tausende von Besucherinnen und Besuchern. Viele hundert fanden mit Unterstützung des Teams wieder einen Arbeitsplatz. „Wir haben pro Jahr von mindesten 25 gehört, dass sie erfolgreich waren.“ Da sich nicht alle gemeldet hätten, schätzt Preiß die Zahl viel höher ein.

Wichtig war aber auch immer, dass sich die Besucherinnen und Besucher treffen und austauschen können. Das sei ein wichtiges Merkmal des öAi-Cafés gewesen. Doch das war seit Corona nicht mehr denkbar. Nach dem Lockdown waren Besuche nur nach Anmeldung möglich.

Die Ratsuchenden kamen nicht nur aus Dreieich, sondern auch aus Neu-Isenburg und Langen. Deshalb hat es neben Geldern aus Dreieich auch jährliche Zuschüsse aus der Hugenottenstadt gegeben, während Langen nicht mitgezogen habe.

Die Beratungsstelle war ökumenisch und wurde somit von allen Gemeinden unterstützt, zumal Preiß über viele Jahre Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinden in Dreieich war. Für die Arbeit habe das aber keine Rolle gespielt. Auch nach der Schließung bleibt für Preiß einiges zu tun. „Ich hätte nicht gedacht, dass mit der Auflösung so viel Arbeit verbunden ist.“ Für den Gründer bleibt die Hoffnung, dass eine Beratung für Arbeitssuchende in Dreieich weiterhin – wenn auch im kleineren Rahmen – möglich ist. Dafür will sich eine der Mitarbeiterinnen einsetzen.
 hok