Willy Astor begeistert mit seinem Programm „Chance Songs“ bei den Burgfestspielen Mit bayrischem Charme

Willy Astor sang, erklärte und unterhielt das ausverkaufte Haus in der Burg Hayn. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Mit Willy Astor war ein alter Bekannter zu Gast in der Dreieichenhainer Burg. Vor ausverkauftem Haus verlebten die Gäste mit einem grandiosen Musiker und Texter mit bayrischem Charme einen sehr entspannten Abend.

Der Kabarettist ist tief in Astor verankert, mit seinen Wortspielereien verwöhnt er sein Publikum auch an einem Liederabend. Aber die „Chance Songs“ sind so poetisch, voller Liebe und tiefsinnig, dass sie es auch auf jeden Fall verdient haben, genauer angehört zu werden. Und diese Gelegenheit nutzen die Fans mit einem stetigen Lächeln auf den Lippen.

Astor erzählte gleich zu Beginn von seinen Helden Konstantin Wecker, Reinhard May und Hannes Wader und erwähnte, dass er als Jugendlicher eigentlich erst mal mit seinem Akkordeon auftrat. Er war dann mit 17 eher ein Spätzünder an den Saiten: „Aber das Akkordeon war am Baggersee doch eher unsexy, die Mädels saßen bei den Gitarristen am Lagerfeuer,“ erklärte er seinen musikalischen Sinneswandel mit einem Schmunzeln. Willy Astor, der auch mit reinen Akustik- und Kinderprogrammen durch die Republik tourt, kann aber auch sehr ernsthaft. Mit „Insel der Glückseligkeit“ besingt er die zehn Meter langen Kühlregale in den deutschen Supermärkten, die Überheblichkeit, die Beschwerden im Schlaraffenland, während die Welt um ihn herum auseinanderfliegt und die Menschen es kaum mehr zu schätzen wissen, so lange in Frieden zu leben.

Mit „Einfach sein“ äußert er den Wunsch nach mehr Konzentration auf die einfachen Dinge im Leben: „Einfach ist tief und nicht seicht und vielleicht.“

Der Musiker lenkt den Blick auf das Abendrot und die Freunde in Not und regt an den Unwichtigkeiten wie das schwache W-Lan am Waldrand keine Bedeutung mehr beizumessen. Wunderschön sind Astors Liebeslieder: Die mit dem Augenzwinkern, wie das „Marmeladenbrot“, in dem es eigentlich um die schöne Nina geht, oder auch „Ich hab dich so vermisst“, in dem er die Männer dazu aufruft, sich mal wieder um die Liebste zu bemühen, bevor das böse Erwachen kommt. In der Zugabe begeistert der Bayer mit dem rollenden „R“ das Dreieichenhainer Publikum mit seinem „Hammämäßisch Hessisch“ – darauf haben die Fans nur gewartet. Der Song mit den „viermal Sch sind nur in Schornschteinfescherärsche“ ist zu schön. Ein besonderes Lob bekommen die Musiker: Nick Flade (Piano und Arrangements), Ferdinand Kirner (Gitarre), Patrick Scales (Bass) und Peter Oskar Kraus (Schlagzeug) erledigen an diesem Abend einen grandiosen Job. Letztgenannter springt auch schon mal ein, wenn der „Chef“ den Text vergisst.

Das ist vielleicht die einzige Kritik nach zwei Stunden Musikgenuss pur: teilweise wirkt der Künstler fast ein bisschen zerstreut, wie er minutenlang in seinem Textordner blättert, bis er die richtige Seite findet. Aber da können die wahren Fans wohl sehr großzügig drüber hinwegsehen. Der Jubel war Willy Astor in Dreieich wieder sicher.