Die jungen Männer – gerade einmal zwischen 17 und 19 Jahre alt, gründeten den Wanderverein 1919 Sprendlingen und wählten Fritz Jäger zu ihrem Vorsitzenden. Schnell wuchs der Verein zu einer lebendigen Gruppe zusammen, die sich an den Wochenenden mit ausgedehnten Wanderungen in die ganze Region beschäftigten.
In Knickerbockerhosen und mit Wanderstöcken zogen sie raus ins Grüne. Damals stand das Wandern auch bei der Jugend noch hoch im Kurs und es gab schnell eine Jugendgruppe mit Mitgliedern, die noch jünger waren als der ohnehin schon junge Vorstand. Der Isenburger Hof in Sprendlingen wurde in den folgenden Jahren das Vereinslokal. Dann kam der Zweite Weltkrieg. Ernst Schlapp, einer der treuesten Wanderkollegen, kam als Offizier bei der Zeppelinkatastrophe von Lakehurst im Mai 1937 ums Leben. 1938 kam das Vereinsleben dann ganz zum Erliegen. Erst zehn Jahre später wurden die Vereinstätigkeiten wieder aufgenommen. Heinrich Oppermann wurde Vorsitzender, er führte den Verein in den folgenden 25 Jahren, bis sein Sohn Hartwig 1973 übernahm und das Amt 40 Jahre lang innehatte. Unter seiner Leitung gab es 1973 die erste mehrtägige Wanderfahrt nach Oberstdorf. Während die jungen Familien am Wochenende die Wanderschuhe schnürten, liefen die Senioren jeden Mittwoch in Sprendlingen los. Seit 1982 gibt es eine aktive Radwandergruppe, die die Region auf zwei Rädern erkundet, 1983 zieht es die Wanderfreunde erstmals nach Großbritannien, in Dreieichs Partnerstadt Stafford.
Schon seit den 50er Jahren haben die Sprendlinger Wanderer ein Vereinsheim in Steigerts im Odenwald. Das Haus bietet 60 Gästen Platz für Veranstaltungen und wurde gerade frisch renoviert. Der Odenwaldklub kann dort sogar 13 Wanderer über Nacht beherbergen. Auch nach 100 Jahren ist das Vereinsleben unter dem Vorsitzenden Hans Engel lebendig und aktiv. 260 Mitglieder hat der OWK heute. „Und immer noch ist unser Programm sehr vielseitig“, berichtet Maritta Sauer, im Vorstand zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Mittwochswanderungen locken die Wanderer wöchentlich in die unmittelbare Region. Einmal im Monat geht es dann sonntags auf große Wandertour. „Meist fahren wir mit dem Bus in den Odenwald, in den Spessart oder in den Vogelsberg“, erzählt Maritta Sauer. Der Bus ist immer voll. Die Wanderer teilen sich, am Ausflugsziel angekommen, in Gruppen auf. Wer nur eine kurze Runde drehen will, ist für acht Kilometer unterwegs. Die erste Gruppe läuft ein sportliches Pensum bis zu 20 Kilometern.
Alles immer bestens vorbereitet von einem Wanderführer, der die Strecke und auch das Lokal aussucht, wo sich zum Schluss alle zur gemeinsamen Einkehr treffen. „Das Laufen ist natürlich schön. Die Natur ist so sehenswert. Es gibt so schöne Ecken, die von uns aus so gut zu erreichen sind. Auf der Strecke führen wir schöne Gespräche, aber jeder kann auch mal ein Stündchen schweigend inmitten der Gruppe laufen. Und das Schönste ist immer der gemeinsame Abschluss“, sagt Sauer. Der OWK sei kurz vor seinem 100. Geburtstag keinesfalls ein Seniorenclub. „Wir haben einige Mitglieder, die erst knapp über 40 sind und sich freuen, dass sie eine organisierte Wanderung haben und sich bei uns in den Bus setzen können und dann einfach loslaufen“, sagt die Pressesprecherin weiter. Etwa 40 Mittwochwanderungen standen 2018 auf dem Plan, elf Tageswanderungen, zwei Sportwanderungen über 40 Kilometer, sieben Radwanderungen und eine Mehrtagestour. Den runden Geburtstag, ein Jahrhundert Odenwaldklub Sprendlingen, feiern die Wanderer am 26. Januar – genau 100 Jahre nach dem Gründungstag – im Sprendlinger Bürgerhaus. Maritta Sauer verspricht eine akademische Feier mit vielen Überraschungen, Vorträgen und Musik aus 100 Jahren. Im Juli ist ein Geburtstagsausflug in den Spessart geplant, inklusive Schifffahrt, Essen und Musik. Weitere Informationen zum OKW und seinem aktuellen Programm gibt es auf der Internetseite des Vereins www.odenwaldklub-sprendlingen.com
