Dreieich: Kampf um den Ponyhof Demonstration für den Erhalt des Gestüts am Hengstbach

Bürgermeister Martin Burlon auf Tuchfühlung mit Pony Emely. Der Bürgermeister hört sich die Sorgen von Eltern, Kindern und Ingeborg Bopp zum drohenden Abriss des Ponyhofs am Hengstbach an. Foto: Jost

Dreieich – „Rettet wahrgewordene Kinderträume!“, „Kein Aus dem Gestüt Hengstbach“, „Reitschulen sind auch systemrelevant!“ – den Stadtverordneten, die am Mittwoch vergangener Woche ins Sprendlinger Bürgerhaus laufen, werden weit über ein Dutzend bunt bemalter Schilder entgegengehalten. Etwa 100 Eltern und Kinder demonstrieren an dem heißen Sommerabend gemeinsam mit Ingeborg Bopp und zwei Ponys für den Erhalt des Gestüts Hengstbach in Dreieichenhain. 

Denn: Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach in Dietzenbach hat eine Abrissverfügung geschickt. Im September soll Schluss sein mit Ponyglück und Reitschule für viele Kinder aus der Region. So leicht wollen die betroffenen Eltern aber nicht aufgeben. Zu viel bedeuten den Kindern der Reitunterricht und besonders der Umgang mit den sanftmütigen Vierbeinern, die für die Kinder oft so viel mehr sind als nur ein Sportpartner. Manche Kinder haben bemalte Gesichter und eine Mama ist für die Demonstration sogar in ein Einhorn-Kostüm gestiegen. Ingeborg Bopp ist gerührt angesichts der großen Unterstützung im Kampf um ihren Ponyhof.

Die meisten Ausschussmitglieder grüßen freundlich, laufen aber an den kleinen und großen Demonstranten vorbei in das vorübergehend zum Sitzungssaal umfunktionierte Bürgerhaus. Nicht so Bürgermeister Martin Burlon, er nimmt sich die Zeit und sucht das Gespräch mit Ingeborg Bopp und den Eltern. Während Pony Emely mitten in die Rede des Bürgermeisters wiehert, erläutert der Rathauschef, dass er das Engagement und den Hilferuf durchaus versteht. „Aber wir dürfen die Vorgeschichte nicht vergessen“, spielt Burlon auf den von Bopp im Jahr 2016 unterschriebenen Abräumvertrag, den 2005 vom Stadtparlament beschlossenen Bebauungsplan zur Renaturierung des Hengstbachs und die Nutzung der Fläche der heutigen Reitschule als Überlauffläche für den Hengstbach an.

Er betont, es gehe um mehrere Beteiligte, die involviert sind – Ingeborg Bopp, die Stadt und die Untere Naturschutzbehörde, die jetzt gemeinsam einen Weg finden müssen. „Ich kann heute und hier nichts versprechen, aber der – wenn auch sehr späte – Anstoß ist bei mir angekommen“, sagt Burlon seine Bereitschaft zum Dialog zu. Viele Eltern nutzen auch die Gelegenheit, dem Bürgermeister die Wichtigkeit der Reitschule für die Kinder zu erläutern. „Gerade in der Pandemie, als nichts mehr möglich war, war der Ponyhof von Frau Bopp ein wichtiger Zufluchtsort für unsere Kinder“, betont eine Frau.

Eine andere Mutter erklärt, dass auch wenn Dreieich eine Reitsporthochburg sei, es in der gesamten Region keine Alternativen mehr für die Kinder zum Erlernen des Reitens gebe. „Es gibt keine Ausweichmöglichkeit. Viele Reitschulen in der Gegend haben geschlossen. Die wenigen, die noch bestehen, haben lange Wartelisten. Mal ganz abgesehen von der Qualität, die Frau Bopp in ihrem Reitunterricht bietet, gibt es hier für viele Kinder, deren Eltern sich eben kein eigenes Pferd leisten können, zu einem normalen Preis die Chance reiten zu lernen“, erklärt eine der erwachsenen Demonstrantinnen.
Nach gut einer Stunde friedlichen Demonstrierens löst sich die Ansammlung auf. Ingeborg Bopp kündigt an, dass Eltern, Kinder und Ponys auch am zweiten Ausschussabend vor das Bürgerhaus ziehen werden. Außerdem ist eine Aktion vor dem Kreishaus in Dietzenbach geplant, um auch dort das Anliegen zur Rettung des Ponyhofs bekannt zu machen.  (njo)