Ausstellung „Wir sagen euch an den lieben Advent“ im Dreieich-Museum Dreieich: Von Plätzchen und Türchen

Viele liebevoll gestaltete Adventskalender sind ab 25. November im Dreieich-Museum zu sehen. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Auf dem einen Papierbogen sind die Tage bis Weihnachten in roten Ziffern abgedruckt. Auf den kleinen Feldern sind dazu Gedichte zu lesen. Der zweite Bogen zeigt kunterbunte, winterlich-weihnachtliche Motive, die zu den kleinen Gedichten passen. Gerhard Lang ist der Erfinder dieses ersten „Adventskalenders“.

Wie der Christbaum sind die 24 Bildchen bis Weihnachten tatsächlich eine deutsche Erfindung. Gerhard Lang hat die Idee seiner Mutter, die ihm in seiner Kindheit 24 Plätzchen mit Ziffern gebacken hatte, im Jahr 1908 zu einem Bilderkalender ausgebaut, der den Kindern künftig durch das Ausschneiden und Aufkleben der Bilder das Warten auf Weihnachten verkürzen sollte.

Adventsausstellung im Dreieich-Museum

Dieses ist das erste „Geheimnis“ rund um den Adventskalender, die die neue Adventsausstellung im Dreieich-Museum in Dreieichenhain aufdeckt. Museumsleiterin Corinna Molitor ist es einmal mehr gelungen, Rita und Judith Breuer mit ihrer Weihnachtssammlung für das Museum zu gewinnen. Das Mutter-und-Tochter- Gespann aus dem Sauerland ist nun schon zum fünften Mal mit einer Weihnachtssammlung zu Gast in Dreieich. Nach den politischen Weihnachten, den Christbaumspitzen, den Krippen und Tellern, zeigen die Breuers in den vier Wochen vor Weihnachten Ausstellungsstücke zum Thema „Wir sagen euch an den lieben Advent“. „Wir wollen auch auf die kulturhistorischen Aussagen zum Thema Advent hinweisen. Heute kennen wir eine hektische, überladene Vorweihnachtszeit, aber vor Jahrzehnten galt es den Kindern mit schönen Kleinigkeiten das Warten auf das Christkind zu verkürzen“, erläutert Rita Breuer. Sie hat aus ihrem Fundus Dutzende Kalender mitgebracht. Denn der Kalender von Gerhard Lang, den die Breuers als Reproduktion zeigen, hatte viele Nachahmer.

Winterlandschaften und Märchenfiguren

Bei den meisten Kalendern der frühen Zeiten galt es Türchen zu öffnen. Mal waren es Winterlandschaften, mal Märchenfiguren, die sich auf dem Deckblatt und hinter den Türchen verbargen. Später wurde Glimmer sehr modern und die Weihnachtslandschaft funkelte und glitzerte in allen Farben. Einige Papierkalender wurden mit den Krippenfiguren bis zum 24 Dezember nach und nach aufgefüllt, bis an Heiligabend das Jesuskind in der Krippe lag. „Meistens“, so erläutert die Adventskalender-Fachfrau, haben Kinderbuchillustratoren die Kalender gestaltet. In den späteren Jahren des Nationalsozialismus kam die Kalenderproduktion fast komplett zum Erliegen: „Ab 1940 haben wir keine Kalender. Das ist sicher zum einen mit dem Papiermangel in den Kriegsjahren zu erklären, aber es gab auch eine Zensur gegenüber religiösen Druckerzeugnissen“, weiß Rita Breuer. Nach Kriegsende gab es auch schnell wieder bunte Adventskalender. Besonders stolz ist Rita Breuer auf eine bunte Ausgabe eines Kalenders mit Klapptüren, der einen „Santa Pilot“ zeigt. „Das ist ein Kalender aus der US Zone – Made in Germany“, erklärt die Sammlerin. „Er ist an Weihnachten 1952 erschienen und der Flieger auf dem Titelbild ist dem Rosinenbomber nachempfunden, der die Luftbrücke über Berlin bedient hat. Das war ein sehr glücklicher Flohmarktfund,“ verrät Breuer schmunzelnd.

Adventskalender als Exportschlager

Der Adventskalender wurde auch schnell zum Exportschlager und ist längst in den USA und auf der Welt bekannt. In der DDR gab es übrigens auch kaum Kalender mit christlichen Motiven, es waren eher ideologische Bilder, der jungen Pioniere. Aber einen einzigen Kalender mit kirchlichem Hintergrund gab es doch – auch dieser ist im Dreieichmuseum zu sehen. Der Kalender mit den süßen Füllungen kam Mitte der 50er-Jahre in Mode. Die Fantasie der Adventskalenderproduktion treibt bis heute spannende Blüten, auch die sind zum Teil im Museum zu bewundern: ein Bierkalender, ein Ramadan-Kalender, ein Kalender mit Hundeleckerchen für den vierbeinigen Liebling, ein Kalender mit Mc-Donald’s- Coupons und einen mit Rubbellosen.

Ausstellung ist vom 25. November bis 7. Januar zu sehen

Die Fußballvereine haben längst die Marketing-Idee für den Advent für sich entdeckt, die Banken und Strumpfhersteller ebenso. Ein besonders schönes modernes Exemplar sollten sich die Zuschauer nicht entgehen lassen: am Weihnachtsbaum hängt ein Krimi auf 24 Papierchristbaumkugeln. Da wird die Zeit bis Weihnachten mörderisch spannend überbrückt. „Wir sagen euch an den lieben Advent“ wird am Samstag, 25. November, offiziell eröffnet und ist bis zum 7. Januar samstags zwischen 14 und 18 Uhr und sonntags zwischen 11 und 18 Uhr im Dreieichmuseum zu sehen. Am Sonntag, 26. November, elf Uhr führen Rita und Judith Breuer persönlich durch die Ausstellung und werden noch das ein oder andere Adventskalender- Geheimnis erzählen.

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