Bürgerprojekt in der Liebknechtstraße Dreieicher packen mit an

Auch der Bagger kam zum Einsatz. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Zum gefühlt 30. Mal schiebt Samuel Bauer die mit schweren Steinen gefüllte Schubkarre zu dem großen Container an der Liebknechtstraße. Stein für Stein wandert in das große Behältnis.

Der Schweiß läuft, aber das Lächeln auf dem Gesicht bleibt: „Wir wissen ja, wofür wir das tun“, sagt der Familienvater gut gelaunt. Der einst gepflasterte Weg in der Grünanlage inmitten des Sprendlinger Wohngebiets ist schon gar nicht mehr zu erkennen – der Gehweg ist komplett mit Gras zugewuchert. Die Steine aus dem Boden zu entfernen ist die erste große Aufgabe beim Start des Bürgerprojektes in der Liebknechtstraße. „Die Insel“, wie die etwa 1.000 Quadratmeter große grüne Oase von den Nachbarn getauft wurde, bekommt endlich ihr neues Gesicht. Bis in zwei Wochen soll hier schon ein Bücherschrank und ein Liegepodest für Aufenthaltsqualität sorgen.

Holzstämme zum Balancieren und ein Picknicktisch

Für die Kinder entsteht auf einem kleinen Hügel ein Mikado aus Holzstämmen zum Balancieren, ein Picknicktisch und Bänke sollen zum Sitzen einladen. Bis dahin ist es aber noch ein bisschen Arbeit. Fünf Familien und ein paar einzelne Helfer packten am Samstagvormittag mit an. Ein kleiner Bagger des Buchschlager Unternehmens Hantelmann übernahm die Schwerstarbeit und lockerte die Steine aus dem Boden. Selbst die Jüngsten halfen mit Mini-Schubkarren eifrig mit. Die Türen des Stadtwerke-Pavillons müssen abgeschliffen werden und kleine Aushübe aus dem Boden werden für das Fundament des Liegepodestes ausgegraben. Gemeinsam läuft das aber ganz hervorragend. „Die in die Jahre gekommene städtische Grünanlage ist dank des bürgerschaftlichen Engagements wieder in den Fokus geraten“, sagte Erster Stadtrat Martin Burlon, der an diesem Samstag auch mit anpackte.

Treffpunkt unter freiem Himmel

Frederike Obländer, Anwohnerin der Liebknechtstraße, war es, die im vergangenen Jahr die Diskussion rund um die Neugestaltung anschob. Die Mutter von drei kleinen Kindern wünschte sich einen Treffpunkt unter freiem Himmel. Für Familien, für Senioren, eben für alle, die rund um die Liebknechtstraße wohnen. Das grüne Areal bot sich an, denn es war nur noch müdes Gestrüpp und ärgerlicherweise auch ein Hundeklo. Nach etwas Kritik aus der Nachbarschaft, die sich von den Plänen übergangen fühlte, und einem anschließenden Workshop mit dem Frankfurter Landschaftsarchitekten Dirk Schelhorn wurde das gemeinsame Konzept auf den Weg gebracht. „Wir sind jetzt einfach nur froh, dass es endlich losgeht, wir freuen uns riesig darauf, das Gelände bald nutzen zu können“, sagte Obländer. Da sei es absolut in Ordnung selbst Hand anzulegen, das hätte sie ja von Beginn an angeboten.

Weitere Gestaltung der Grünanlage

Für Sandra Exner, die ebenfalls die Schubkarre immer wieder mit Steinen füllt, ist der Arbeitseinsatz ein gemeinsames Erlebnis. „Ich finde es ganz wichtig, dass wir unseren Kindern hier heute zeigen, dass wir sehr wohl etwas dazu beitragen können, dass sich unsere Stadt verändert. Aber wir müssen eben etwas dafür tun.“ Und genug Spaß ist ja auch im Spiel. Ein Kuchenbüfett lockt, genügend kühle Getränke helfen, sich bei der schweren Arbeit in der Sonne immer wieder zu erfrischen. Für die ersten Arbeiten ist das bürgerliche Engagement dann zunächst einmal ausreichend: „Am Dienstag wird das Liegepodest von der Innovativen Produktionsschule geliefert und installiert“, erklärt Lisa Marie-Marie Schmandt, Gärtnermeisterin des Dienstleistungsbetriebs Neu-Isenburg-Dreieich. Die junge Frau hält an diesem Samstag den Plan in ihren Händen und hat das Kommando. „Die weitere Gestaltung der Grünanlage übernimmt die beauftragte Buchschlager Fachfirma. Für diese bautechnischen Arbeiten braucht es die Geräte und das Wissen“, sagt die Gärtnermeisterin.

Bürger wünschen sich Verkehrsberuhigung

Und dann hat Frederike Obländer doch noch einen dringlichen Wunsch an Martin Burlon. „Wir müssen sehen, dass wir den Verkehr hier etwas ruhiger bekommen. Die Fahrradstraße hat leider nicht dazu geführt, dass die Autofahrer merklich langsamer fahren“, berichtet die Anwohnerin. Dank Sponsoren können die Nachbarn große Schilder in Form von Kindern in die Büsche stellen, so dass die Autofahrer gewarnt sind. Sie hofft aber auch auf Unterstützung aus dem Dreieicher Rathaus. Der Erste Stadtrat macht keine allzu großen Hoffnung, dass die Liebknechtstraße in eine Spielstraße umgewandelt wird: „Da gibt es ganz klare Regeln und diese Strecke ist eine der Hauptverkehrsachsen“, sagt Martin Burlon. Er verspricht aber, das Gespräch mit Karin Eisenhauer, Ressortleiterin für Sicherheit und Ordnung, zu suchen, ob es noch andere Optionen zur Verkehrsberuhigung gibt.

Mehr Eindrücke vom Bürgerprojekt in der Liebknechtstraße gibt es in der StadtPost-Bildergalerie.