Citymanagerin Sylvie Angersbach blickte entspannt auf das Treiben in der Einkaufsmeile. „Alles läuft rund, alle Aussteller sind gekommen, wir sind wirklich zufrieden“, sagt Angersbach. „Wir freuen uns darüber, dass viele Standbetreiber sich sehr viel Mühe mit der Gestaltung ihres Angebots gegeben haben“, sagte die Mitarbeiterin der Stadt. Wenn es einen Kritikpunkt gebe, dann den, dass sich doch wieder alles sehr auf Sprendlingen konzentriere und die Organisatoren froh wären, wenn auch die anderen vier Stadtteile und ihre Vereine sich etwas aktiver einbringen würden. „Kapazität haben wir noch“, sagt Angersbach augenzwinkernd.
Vereine und Geschäfte präsentieren sich
Etwa 140 Standbetreiber hatten sich eingerichtet, präsentierten ihr Vereinsangebot, ihr Gewerbe und auffällig viel Essen. Die Küche konnte am Feiertag ohne Frage kalt bleiben. Von der Bratwurst bis zu eritreischen Spezialitäten blieben keine kulinarischen Wünsche offen. Aber mit vollem Magen flanierte es sich auch gleich viel besser, etwa vor eine der drei Bühnen, auf denen es bis zum Abend Programm gab. Richtig viele Fans haben The Jukes aus Rödermark. Obwohl die Rocker schon zur Mittagszeit die Kreuzung zur Offenbacher Straße beschallen, tanzten viele Fans vor der Bühne tanzen. Sänger Julien Skazel, mit blauer Sonnenbrille, grinste beinahe ein bisschen beseelt Richtung Publikum. Der Förderverein der Behindertenhilfe der Stadt Dreieich hatte einen jener Stände, die besonders liebevoll arrangiert waren. Die Bierzeltgarnituren waren weiß eingedeckt, die Tische mit gelben Blumen geschmückt. Da schmeckte der selbst gebackene Kuchen gleich viel besser. „Das ist doch auch wichtig. Wir wollen schließlich, dass unsere Gäste sich wohlfühlen“, sagte Vereinsvorsitzende Heidi Schäfer. Natürlich sei es das Ziel, auf dem Stadtfest durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen Geld für die Freizeiten der Behindertenhilfe zu generieren. „Aber mindestens ebenso wichtig ist es für uns, präsent zu sein und unsere Arbeit vorzustellen“, sagte Schäfer. Seit vier Jahren gelingt es den engagierten Eltern, Urlaubstage für geistig behinderte Kinder und Erwachsene auch nach den Einsparungen von der Stadt zu einem Erlebnis zu machen. Zahlreiche Fotos am Stand dokumentierten diese wichtige Arbeit.
Vereinstrubel, Partystimmung und Konzerte
Präsenz ist auch für die Tierschützer von Artgerecht wichtig. Vorsitzende Uschi Heil sammelte Unterschriften gegen Hundehaltung in Schrebergärten. „Wir haben gerade ganz aktuell wieder einen Fall in Sprendlingen, der mich wirklich aufregt. Die armen Hunde bellen Tag und Nacht“, sagt die Tierschützerin, die viel Resonanz von Tierfreunden erntete. Sehr gut präsentierte sich auch Vermittlungshund Dexter, der noch ein neues Zuhause sucht. Viele Menschen haben ihn jetzt jedenfalls gesehen. Große Begeisterung bei den Kindern rief die lange Turnmatte der Sprendlinger Turngemeinde hervor. Dort ließ sich mitten auf der Frankfurter Straße geschützt durch dicke Matten toll ein Salto üben. Bei allem Vereinstrubel, Partystimmung und Livekonzerten ist der 3. Oktober immer noch der Tag der Wiedervereinigung. Darauf legte Dieter Zimmer bei seiner letzten Eröffnungsrede in seiner Bürgermeisterkarriere wert. Er betonte, wie wichtig Friede und Freiheit sind, wirbt für mehr Toleranz und Mitgefühl und erntete dafür Applaus. „Auch 28 Jahre nach der Wiedervereinigung schauen die Menschen mit Fragen, Sorgen und Verunsicherung auf die innere Einheit unseres Landes – vielleicht deutlicher denn je“, ist Zimmer besorgt über wachsenden Populismus. Ereignisse wie in Chemnitz seien besorgniserregend und machten deutlich, dass es Risse im Land gebe. „Das Stadtfest ist ein Zeichen, dass wir für demokratische Werte stehen und auch immer unerschütterlich dafür eintreten werden“, sagte der Bürgermeister.
