Projekt im Jugendzentrum an der Benzstraße läuft gut In Dreieicher Werkstatt wird das Rad wieder fit gemacht

Mit Anpacken ist in der Fahrradwerkstatt im Jugendzentrum an der Benzstraße sogar erwünscht. Foto: col

Dreieich (col) – Patrick Bessler hat das hellblaue Damenrad in der Werkstatt des Dreieicher Jugendzentrums Benzstraße auf den Montageständer gehängt. Es ist nicht mehr neu und top-modern, aber durchaus noch fahrbar. Eine Reparatur wird sich lohnen.

Mit geübten Griffen löst der Sozialpädagoge den Mantel vom Schlauch, um letztlich aber doch fest zu stellen, dass die Speichen kaputt sind und das Rad auch einen Achter hat. Von einem der zahlreichen jungen Flüchtlingen bekommt er ein anderes Hinterrad angereicht, und zusammen wird das alte Rad ausgebaut.

Die neu vor einem halben Jahr ins Leben gerufene Fahrradwerkstatt im Jugendzentrum hat viel Arbeit. „Das Rad ist das Fortbewegungsmittel Nummer eins für die Jugendlichen“, weiß Bessler. Zum Glück haben er und sein Kollege von der Kinder und Jugendarbeit der Stadt, Dirk Libbach, auch den nötigen technischen Verstand. Libbach, weil er Industriemechaniker in einem Fahrradbetrieb gelernt hat, und Bessler, weil er selbst zehn Jahre sportlich ambitioniert Mountainbike gefahren ist. Ein Aufruf in der Bevölkerung nach Fahrradspenden hatte eine große Resonanz, viele Dreieicher haben ihre Garagen leer geräumt und nicht mehr genutzte Räder nach Sprendlingen gebracht.

Alte Räder sind oft wertiger

50 bis 60 Räder haben seit der Eröffnung den Weg in die Werkstatt gefunden. Zuerst waren die Jugendlichen, die an der Benzsstraße gewohnt haben die Abnehmer. Jetzt kommen aus allen Stadtteilen vor allem die jungen Flüchtlinge, oder die Bewohner aus dem benachbarten Container. „Wir können eigentlich aus jedem Drahtesel noch etwas machen. Wenn es zu kaputt ist, es zu reparieren, dann nutzen wir es als Ersatzteillager und schlachten es aus“, erzählt Bessler. Oftmals seien es die alten Räder, die sogar wertiger sind als die jüngeren. Aber eben nicht so schick. „Natürlich wollen die Jugendlichen alle gern ein cooles Rad, ist ja auch verständlich“, sagt Bessler und kann das auch nachvollziehen. Aus diesem Grund dürfen sie auch wieder in die Fahrradwerkstatt kommen und ein Rad auch mal gegen ein sportlicheres austauschen. Ein bisschen Mithilfe ist allerdings auch gefragt.

An diesem Nachmittag sitzen die Jungs aus der Unterkunft Am Schäferpfad in der Werkstatt. Nach kurzer Aufforderung packen sie mit an. „Das ist wie immer, die einen haben eben Spaß am Schrauben, die anderen weniger.“ Die Werkstatt habe auch einen pädagogischen Wert. Die Jugendlichen sollen lernen, dass die Dinge, die sie nutzen auch einen Wert haben. Sie sollen ordentlich damit umgehen und auch lernen, dass es sich lohnt Dinge zu reparieren. Die Werkstatt ist mit allem ausgestattet, was die Schrauber so brauchen. Die Werkbänke sind aus dem Bik-Haus, wo im neuen Gebäude nicht mehr ausreichend Platz für die Werkstatt sein wird.