Gemaafest in Offenthal Aus „Eingeplackten“ werden „Owwedäler“

Daafer Holger Beck (links) nahm den „Eingeplackten“ mit dem Schwur auf Handkäs, Brot und Ebbelwoi ab, dass sie künftig mit ganzem Bemühen „eschde Owwedäler“ sein wollen. Foto: Jost

 

Dreieich (njo) – Am Wochenende gab es in Offenthal nur einen Treffpunkt: rund um die Kirche spielte sich das gemeinschaftliche Leben ab. Die Arbeitsgemeinschaft Offenthaler Vereine (AGO) feierte den 45. Geburtstag und das 15. Gemaafest.

Ein Festwochenende Zeichen der Gemeinschaft und der Geselligkeit. Natürlich war der Kirchgarten ein Mittelpunkt, aber auch etliche Hofeigentümer in den Altstadtgassen öffneten ihre Tore für die Vereine. So gab es gleich mehrere Heckenwirtschaften, in denen sich die Besucher Samstag und Sonntag zusammensetzten. Der Obst- und Gartenbauverein hatte Baumstriezel gebacken, die Feuerwehr bewirtete ebenso Gäste, wie der Schützenverein und die Susgo. 

Der Kirchgarten platzte bereits am Freitagabend beinahe aus allen Nähten, der Platz vor der Bühne wurde zur großen Tanzfläche, für die die Bachgass Revival Band den richtigen Sound lieferte. AGO-Vorsitzende Sabrina Sommerlad erinnerte an den Gründergeist: „Philipp Köppen rief die AGO ins Leben. Die Grundidee war es, die Termine der Vereine zu koordinieren und damit Überschneidungen zu vermeiden.“ Diese Absprachen sind bis heute von Bedeutung.

Sommerlad erläuterte auch, wie es einst zum Gemaafest kam: Die 1.150-Jahr-Feier, 1987, hatte den Ort so bewegt, dass die AGO beschloss, alle zwei Jahre ein solches Fest zu organisieren. 1989 genossen die Offenthaler dann das erste Gemaafest mit seinen Heckenwirtschaften und dem Programm – mit so viel Erfolg, dass es 30 Jahre später immer noch gefeiert wird. Das Gemaafest ist keine Haaner Kerb, in den engen Gassen der Altstadt trifft sich nicht halb Südhessen – die „Owwedäler“ sind weitgehend unter sich. Aber das macht das Fest auch so liebenswert und gemütlich.

Als es am Samstagnachmittag nach der offiziellen Eröffnung mit Bundestagsabgeordneten Björn Simon, Landrat Oliver Quilling, Bürgermeister Martin Burlon und Stadtverordnetenvorsteherin Bettina Schmitt so richtig schüttete, leerten sich die Gassen schnell. Der geplante Salsa-Workshop musste ausfallen – aber als die Wolken sich verzogen hatten, kamen auch die Besucher wieder. Neben Musik und so manch einem Getränk, zeigte Frederike Arta die schönsten Adventsfenster aus den vergangenen drei Jahren im Hof der Familie Seibert, Astrid Napp und ihre Künstlerkollegen stellten ihre Arbeiten und Fotografien an der Scheunenwand aus und für die Jüngsten gab es Spaß mit Rollenrutsche, Kinderschminken und einem Bastelstand.

Die Dino-Kindereisenbahn tuckerte bei ihren Rundfahrten um die schöne Feldlandschaft Offenthals. Wer etwas zu der frisch renovierten Kirche wissen wollte, hatte bei gleich drei Kirchenführungen Gelegenheit, sich schlau zu machen. Eine Gruppe Jungs stach den Festbesuchern ins Auge: Die Herren trugen einheitlich grüne T-Shirts mit dem Aufdruck „Owwedäler Kerbborsche“. Darauf können sich die Einwohner des Dreieicher Stadtteils also künftig freuen. Nach einer Pause von weit mehr als 40 Jahren – genau genommen seit 1971 – wird es in diesem Herbst erstmals wieder Kerbborschen geben. Die jungen Männer rund um Björn Jost und zumeist aus dem Dunstkreis der Feuerwehr, werden einen Verein gründen.
Das Gemaafest ist der erste Auftritt der motivierten, derzeit etwa 30-köpfigen Mannschaft: „Wir wollen hier für uns werben und auch noch ein paar Jungs für den Auftritt als Kerbborschen gewinnen“, sagte Björn Jost.

Zwei von ihnen, Jonas Herzmann und Nick Wagner, ließen sich am Sonntagmorgen erst einmal zu „eschde Owwedäler“ machen. Die Werbung rund um die Taufe hatte Früchte getragen. Neben den beiden jungen Männern waren es noch 20 weitere „Eigeplackte“, die sich als richtige Einwohner des Stadtteils fühlen wollten. Der erfahrene „Daafer“ Holger Beck erklärte am Sonntagmittag im Kirchgarten die wichtigsten Regeln. Mit „em würzische Handkäs uff em Muffelsche Brot“ und dem Finger in der „goldgelb’ Brüh“ (dem Apfelwein) mussten die Täuflinge ihren Schwur abgeben.
Und Beck gab den Gedaaften noch einen wichtigen Rat mit auf den Weg: „En eschde Owwedäler ist gut im Herzen und froh im Wesen. Er lässt niemals ungetan einen Jux zu laste von em Getzehaaner“ – ein gut gepflegter, traditioneller Nachbarschaftsclinch muss schließlich sein.

Die Offenthaler feierten bis zum frühen Sonntagabend. Auf das nächste Gemaafest müssen sie bis 2021 warten – aber mit dem großen Jubiläum des Musikvereins, der seinen 100. Geburtstag im August feiert, lässt das nächste Fest nicht mehr lange auf sich warten. 

Mehr Eindrücke vom Gemaafest gibt es in der StadtPost-Bildergalerie.