Tanja Schäfer ist mit ihrer Wildtierhilfe von Rödermark nach Dreieich umgezogen Im Einsatz für Eichhörnchen und Co.

Die Sparda-Bank Hessen hat Vereinsprojekte mit je 2.000 Euro unterstützt. Insgesamt 143 Vereine aus ganz Hessen haben mitgemacht, darunter auch die Wildtierhilfe Rödermark. Betreiberin Tanja Schäfer brauchte das Geld dringend für den Umzug der Auffangstation nach Dreieich. Patrick Georg, Leiter der Sparda-Bank-Hessen-Stadion-Filiale am Bieberer Berg, überreichte der Tierschützerin eine symbolische Spendenplakette. Text/Foto: kb

Dreieich (zcol) – Bei Tanja Schäfer herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Vor vier Wochen ist sie mit ihrer Wildtierhilfe Rödermark – die künftig einfach nur noch Wildtierhilfe Schäfer heißen wird – auf das Tierheim-Gelände nach Dreieich gezogen. Bevor Mitte Februar ihre „Saison“ so richtig beginnt und die Telefone nicht mehr stillstehen, weil Passanten Jungvögel, Babyeichhörnchen oder Entenküken gefunden haben, hat sie Zeit ihre Volieren und Unterkünfte für die Tiere herzurichten, den Entenweiher noch auszuheben und sich mit ihrem Mann häuslich einzurichten.

Derzeit bringt sie nur ein paar zu kleine Igel sicher über den Winter. „Das hat jetzt einfach gepasst. Das Tierheim hat einen Mieter gesucht, damit nachts jemand hier ist und ich habe ein Haus mit größerem Grundstück gesucht. Das ist sozusagen eine Win-Win-Situation“, freut sich die 46-Jährige. Eigentlich ist Tanja Schäfer gelernte Bürokauffrau – bis sie vor vier Jahren einen verletzten, jungen Vogel im Wald gefunden hat. „Ich habe das Buntspechtbaby aufgepäppelt und anschließend ausgewildert – und dabei so eine richtige Leidenschaft für die Wildtiere entwickelt“, erzählt die ursprünglich aus Langen stammende Tierfreundin mit einem Lächeln. Inzwischen hat sie ihre Arbeit aufgegeben – und widmet sich voll und ganz den Tieren.

„Zum Glück habe ich einen Mann, für den das in Ordnung ist. Denn in den Monaten, in denen ich hier teilweise gleichzeitig 40 bis 50 Jungvögel versorge und Eichhörnchen und Enten aufpäppele, ist an zusätzliche Arbeit nicht zu denken“, erklärt sie. Alle zwei Stunden muss ein noch ganz kleiner Vogel gefüttert werden, auch die Eichhörnchen brauchen regelmäßig ihre Milch. Auch nachts. „Wer denkt, dass ich den ganzen Tag mit Eichhörnchen kuscheln beschäftigt bin, ist definitiv schief gewickelt. Ich füttere die ganze Zeit und mache Kisten, Volieren und Käfige sauber“, berichtet Schäfer aus ihrem Alltag. Gerade am Vortag habe sie ihre Bücher für das Veterinäramt für 2017 fertiggemacht. Alles muss genauestens dokumentiert werden. Wer hat das Tier abgegeben, in welchem Zustand, hat es überlebt, wann wurde es wieder ausgewildert. „Denn das ist natürlich mein größtes Ziel: ich will die Tiere in die Natur zurück entlassen“, sagt Schäfer. Auch wann das einzelne Tier wie viel gefressen hat, schreibt die Wildtierretterin genau auf, und wie viel ihre Schützlinge wiegen.

„Manchmal muss ich den Leuten leider auch sagen, dass sie zum Tierarzt gehen sollen und das Tier einschläfern lassen müssen. Das Leben in der Freiheit ist hart genug, wenn die Jungtiere zu schwach sind oder behindert, dann erlösen wir sie lieber. Ein Leben in Gefangenschaft ist niemals eine Option.“ Wenn sie selbst tagelang vergebens um ein ihr anvertrautes Tier gekämpft hat, dann muss sie auch nach vier Jahren immer wieder weinen. „Ich glaube, wenn es mich nicht mehr berührt, dann muss ich es lassen“, sagt Schäfer. Aber die Überlebensquote sei gut: 2017 haben 95 Prozent der Eichhörnchen überlebt. Oft werden die kleinen, lustigen Kerle als kompletter Wurf gebracht.

Auch Vögel, die aus dem Nest gefallen sind, päppelt sie solange auf, bis sie mit vollem Gefieder davonflattern können. Handaufgezogene Eichhörnchen werden beinahe zahm und klettern auch schon mal auf Tanja Schäfer herum. „Bevor ich sie auswildere, setze ich sie vier bis sechs Wochen in die Voliere, füttere sie nur mit Dingen, die sie auch in ihrem natürlichen Lebensraum finden. Wenn ich dann nicht mehr täglich im Körperkontakt mit den Tieren bin, ist es auch ganz schnell mit der Nähe zum Menschen vorbei. Aber das ist ja auch wichtig“, sagt die Fachfrau. Ein junger Vogel kann oft schon nach vier Wochen wieder in die Freiheit entlassen werden, bei den Eichhörnchen dauert es mit 16 Wochen deutlich länger. Die Anzahl der Tiere, die 2017 durch die Hände von Tanja Schäfer gegangen sind, ist beachtlich: 424 Vögel, 95 Eichhörnchen, 29 Igel, 54 Enten, 16 Spechte. Dazu hat sie zwölf Raben und 14 Tauben aufgenommen, die sie Kollegen mit der entsprechenden Berechtigung weitergegeben hat. Denn alles ist vom Veterinäramt klar geregelt und jeder Wildtierretter muss entsprechende Prüfungen für die jeweiligen Tiere machen und die richtigen Haltungsbedingungen vorweisen können. Zwischen 60 und 80 Mal klingelt das Telefon am Tag, da ist das Headset beinahe schon am Kopf fest gewachsen.

Abgesehen von all der Arbeit, geht das Retten der Tiere auch ins Geld: All die Vögel, Enten und Eichhörnchen fressen auch ordentlich – für 200 Euro in der Woche ordert Schäfer Insekten alleine für die Jungvögel. Das finanziert sie ausschließlich über Spenden. Auch Tierarztkosten können jederzeit dazu kommen. „Wobei einige Tierärzte von mir kein Geld nehmen, wenn sie kleinere Blessuren flicken oder ein Tier erlösen, weil sie toll finden, dass ich mich um Wildtiere kümmere“, ist Schäfer froh. Wer Tanja Schäfer bei ihrer Arbeit unterstützen möchte, kann das mit einer Spende tun: Wildtierhilfe Rödermark, Sparkasse Dieburg, IBAN DE64508526510 145019097 und BIC HELADEF1DIE. Wer ein verletztes, junges Wildtier findet, sollte das Tier keinesfalls füttern oder ihm etwas zu trinken geben. Gerade Jungvögel brauchen noch gar kein Wasser, wie Expertin Tanja Schäfer erläutert: „Die Luftröhre endet am Ende der Zunge, bekommen sie da Wasser hinein, ertränkt man sie sogar“, sagt Schäfer. Auch alle anderen Tierkinder vertragen keine Kuhmilch. Das Wichtigste sei, die Tiere zu sichern und sie zu wärmen.

Hierzu empfiehlt sie, zwei PET-Flaschen mit warmen Wasser zu befüllen und das Tier dazwischen zu legen. Die größte Überlebenschance haben die Jungtiere, wenn sie möglichst schnell von fachkundigen Menschen in Obhut genommen werden. Informationen zum richtigen Umgang gibt es auf der Internetseite von Tanja Schäfer: www.wildtierhilfe-roedermark.de.

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