Bei den Dreieichhörnchen schauten sich Gäste von anderen Jugendfarmen um Europäischer Austausch an der Werkbank

Phaedra Bonne, Margaux Gennissen und Louis Vonderchiessete gehören zur belgischen Delegation der europäischen Kinder-und Jugendfarmen, die zu Gast bei den Dreieichhörnchen waren. Hier erhalten gerade die selbst geschmiedeten Messer ihren letzten Schliff. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Die große Glocke klingt über das weitläufige Farmgelände der Dreieichhörnchen. Im europäischen Austauschcamp der European Federation of City Farms wird rund um den Feuerplatz der Kinder- und Jugendfarm die gemeinsame Nachmittagsrunde ausgerufen. Auf Englisch werden die Nachmittagsworkshops verkündet: Körbe flechten, ein Videodreh und Pizza backen. Außerdem verabreden die jungen Leute, dass die am Abend anstehende Disco sehr demokratisch ablaufen soll: jeder darf ein Lied auf die Playliste setzen.

20 Jugendliche und zehn junge Erwachsene haben seit vorvergangenen Samstag ihr Camp in großen Zelten auf dem Farmgelände aufgeschlagen. Sie alle sind ehrenamtlich aktiv auf Kinder- und Jugendfarmen in Europa. Zwei Gruppen aus Belgien, eine aus Dänemark und die deutschen Gastgeber der Dreieichhörnchen verbrachten sieben Tage gemeinsam, um sich die unterschiedlichen Konzepte der Jugendfarmen in Europa näher zu bringen und gemeinsam zum Thema Nachhaltigkeit zu arbeiten.

„Wir sind im vergangenen Jahr zu der Premiere des europäischen Austauschs im belgischen Mouscron zusammengekommen. Das war für uns alle eine so gute Erfahrung, dass wir das auf jeden Fall wiederholen wollten“, erklärt Florian Fiedler-Streb, pädagogischer Mitarbeiter der Dreieichhörnchen. Schon seit mehreren Jahren engagiert sich Fiedler-Streb in der Netzwerksarbeit der Jugendfarmen. Erst auf Bundesebene, seit einiger Zeit auch international. „Diese Arbeit ist sehr spannend, wir alle blicken weit über den Tellerrand hinaus und die Art der Arbeit ist doch recht unterschiedlich“, sagt der Pädagoge.

Gerade in Belgien und den Niederlanden sei die Arbeit auf den deutlich größeren Farmen sehr landwirtschaftlich geprägt. Die Dreieichhörnchen sind auch viel kleiner und privater organisiert, als in den europäischen Nachbarländern, erläutert Florian Fiedler-Streb. Dort seien die Farmen deutlich näher an den Schulalltag integriert. Aber auch die Gäste können noch in Dreieich lernen: „Die Belgier sind sehr begeistert von unserer Schmiede und haben schon angekündigt, dass sie nach Sponsoren für die Umsetzung einer solchen Werkstatt suchen werden. Auch unsere Feuerstelle fand viel Anklang“, sagte Fiedler-Streb.

Die Sache mit dem Feuer ist für diese Woche tabu – zu groß ist die Brandgefahr auf dem vertrockneten Farm-Areal. Die Sprachhürde wird leicht überwunden: die Camp- Sprache ist Englisch, und dies funktioniere auch gut. In der Frage der Nachhaltigkeit hat die Gruppe in den vergangenen Tagen schon mehrere Themen bearbeitet: Die eigens für das Camp eingerichteten Toiletten funktionieren ohne Wasser – mit Hilfe von Eimern und einem speziellen Streu wird alles komplett biologisch abbaubar entsorgt. Den Obst- und Gemüsebedarf – auch in Form von Säften und Smoothies – decken die jungen Leute über Food-Sharing. Das Essen, das eigentlich in den Containern eines heimischen Supermarkts landen würde, wird auf dem Farmgelände noch sinnvoll verarbeitet und konsumiert. Und auch ein witziger europäischer Kochwettbewerb läuft blendend: an diesem Mittag hatte gerade die belgische Gruppe mit einem Drei-Gänge-Menü mit einem Aperitif, einer kleinen Vorspeise, einem veganen Burger und schokolierten Früchten zum Nachtisch aufgetrumpft.

Natürlich organisierten die Dreieicher auch eine Frankfurt-Besichtigungstour für ihre Gäste und die jungen Europäer waren zum Baden am Langener Waldsee. Am vergangenen Samstag verabschiedeten sich alle wieder – im kommenden Jahr soll es ein Wiedersehen in Flandern geben. Vielleicht können die Jugendlichen dann dort auch schon Metall in einer neu eingerichteten Schmiede bearbeiten.