„Man kann einen Baum ganz pragmatisch beschneiden, was einem nicht gefällt, macht man weg, oder man geht nach wissenschaftlich belegten Erkenntnissen vor“, nannte der Gartenbauingenieur und Betriebsleiter des Main-Äppel-Haus auf dem Frankfurter Lohrberg den Bogen der Möglichkeiten. Der Obst- und Gartenbauverein Offenthal um seinen Vorsitzenden Matthias Würz wieder zum Obstbaumschnittlehrgang eingeladen. Diesmal hatte Wilhelm Jost seine Bäume auf der Streuobstwiese zur Verfügung gestellt. Mit der Zeit hatten sich über 35 interessierte Besucher eingefunden.
Bevor Karsten Liebelt mit Handsäge und Akkuschere loslegte, gab es erst einmal einige Informationen. Zunächst ging Liebelt auf ein paar grundsätzliche Fakten ein, die eigentlich für alle Bäume gelten und bei einem Rückschnitt beachtete werden sollten. „Die Wurzel ist ein Spiegel der Krone, wenn ich oben stark einkürze, dann weiß die Wurzel erst einmal nicht, dass sie die Saftproduktion reduzieren muss“, begründete der Gartenbauingenieur die Grundregel: Einem starken Beschnitt folgt ein starker Neuaustrieb.
Regeln beachten
Will jemand einen „schönen“ Baum vom seinem Erscheinungsbild her, dann kann er nach eigenem Gutdünken das Geäst korrigieren. Will man einen besseren Ertrag, gilt es besondere Regeln zu beachten. „Der Saft schießt im Frühjahr erst einmal direkt nach oben, je geradliniger, desto besser ist die Versorgung, also werden stark verzweigte Äste nachrangig bedient.“
Ganz aufmerksam verfolgte auch Evelin Bohlscheid die Aktionen des Gartenbauingenieurs. Die Sprendlingerin hat nämlich ein Grundstück mit altem Baumbestand erworben und mit jungen Obstbäumen bepflanzt.