Schwarzpappel ist weg, Protest bleibt Fällung am Dreieichenhainer Weiher war nötig

Ast um Ast wird vom Autokran über den Woog auf die Straße geholt. Foto: Postl

Dreieich (lfp) – „Ich hab’ doch gewusst, die Pappel hätte noch zehn Jahre ohne Probleme überlebt“, ereifert sich ein Dreieichenhainer, der am Samstagabend eigens noch einmal an den Hügel vor den Mauern der Burgruine Hayn kam, um den Baumstumpf zu begutachten.

Auch weitere Haaner, die zufällig vorbeikommen, haben ihre Bedenken, ob man diesen radikalen Eingriff wirklich so hätte machen müssen. „Also, wenn ich mir den Baumstumpf so ansehen, da ist doch noch mindestens 80 Prozent gesundes Holz“, bemerkt ein anderer und schickt einen „teuflischen“ Kommentar an jene, die das Todesurteil, für die mächtige Schwarzpappel gefällt hatten.

Die Verantwortlichen der Stadt Dreieich hatten jedoch keine andere Wahl, sie mussten auf die Erkenntnisse des Sachverständigenbüros und Anweisungen der Unteren Naturschutzbehörde aus dem Kreishaus in Dietzenbach reagieren, welche die etwa 130 Jahre alte Schwarzpappel, aufgrund ihres geschädigten Zustandes, als Gefahr für den öffentlichen Bereich eingestuft hatten – und gemäß gesetzlicher Verpflichtung, fällen lassen mussten. „Wir sind in der Pflicht, denn wenn wirklich etwas passiert, haben wir die volle Verantwortung dafür“, betonte noch einmal Dreieichs Erster Stadtrat Martin Burlon, der ebenfalls anwesend war. Auch die Chefin des Dienstleistungsbetriebs (DLB) Dreieich/Neu-Isenburg, Petra Klink, verfolgte die Aktion mit großer Aufmerksamkeit und dokumentierte diese mit ihrem Handy. „Mir persönlich tut dieser Baum auch leid, aber wir sind nur die Ausführenden“, sagte Klink.

Am Samstagmorgen bezog ein 220-Tonnen-Autokran Stellung in der gesperrten Straße „Am Weiher“. Doch die Elektronik des Ungetüms bescheinigte dem Kranführer keinen Betriebszustand. Nach über einer Stunde Telefonierens mit der Servicestelle war es dann endlich so weit. Daniel Courtis, Inhaber der Firma Freelance Baumservice, gab dem Baumkletterer Quentin Reynolds das Zeichen zum Einsatz. Rund um den Woog hatten sich einige Dreieichenhainer eingefunden, die der Schwarzpappel das letzte Geleit geben wollten. „Das ist schon ein emotionaler Moment, ob das wirklich hätte sein müssen“, meinte Iris Hartig, die ihre Walking-Runde nun ohne den gewohnten Anblick auf die stolze Pappel drehen muss. Verena Stefanski war gar mit ihren Söhnen Lukas und Jonas zum Picknick an den Rand des Woogs gekommen um die bevorstehende Aktion zu verfolgen.

Als die Motorsäge hoch oben im Geäst kreischte, fanden sich immer mehr Zuschauer ein. Ein mächtiger Ast nach dem anderen wurde zunächst mit starken Seilen am Kranausleger gesichert, dann abgetrennt und über den Woog auf die Straße „Am Weiher“ geschwenkt. Dort wartete schon das Team der Freelance Baumpflege, um die Äste zu zerkleinern. „Ja, so schnell werden 130 Jahre Natur zunichte gemacht, der Mensch kann heute fast alles“, meinte eine Zuschauerin zwischen Bewunderung und Bedauern. An gleicher Stelle soll in Kürze eine junge, bereits recht große Schwarzpappel gepflanzt werden. Dies ist ein kleiner Trost für jene, die ihr Leben lang den größten Baum an der Burgruine Hayn bewundert und in seinem Schatten gerastet hatten.