Das Wasser fließt leise in den Graben Geschichtliche Wanderung zum Götzenhainer Engelsborn

Wilhelm Ott mit dem Kunst-Engel am Engelsborn, links hinter ihm (der kleine) Gernot Engel, um ihn herum die Teilnehmer der Aktion. Foto: Postl

Dreieich (lfp) – Dreieichenhain hat seine mächtige Burg, diese ist unübersehbar. Götzenhain ist zwar ebenfalls ein besonderer Ort, jener von Engeln, diese wollen jedoch erst entdeckt werden. Mit der Kunstaktion „Ort der Engel“ – mit den vom Künstler Ottmar Hörl geschaffenen Engeln – setzte Margarete Habernoll ein Zeichen.

 Doch es werden immer weitere besondere Orte entdeckt, die den Namen „Ort der Engel“ verdienen. Dass in der Götzenhainer Waldgemarkung ein echter „Engelsborn“ sprudelt, dürfte nur wenigen bekannt sein.

Auf den ehemals gefassten Born aufmerksam gemacht, hat Revierförster Andreas Keller den Verein „Freunde Sprendlingens“. Diese restaurierten im Herbst die Quelle. Ein neues Rohr wurde gesetzt und die Einfassung wieder hergestellt. Ursprünglich hatte der Forstwirt Philipp Engel die Quelle gefasst und leitete über ein Eisenrohr das abfließende Wasser in den Graben an der Schäferwiesenschneise. Das Eisenrohr wurde in einem strengen Winter vorm Frost gesprengt, Laub fiel darüber und der Born geriet in Vergessenheit.

Weiterer Engel kommt dazu

Im vergangenen Monat hatte der Verein „Freunde Sprendlingens“, deren Vorsitzender Wilhelm Ott ist, zu einem historischen Spaziergang zum Engelsborn eingeladen. Treffpunkt war die Ampel am Hofgut Neuhof, mit dabei war eine Nachbildung des Hörl-Kunstengels sowie einige Liter heißer Glühwein in Thermokannen – alles auf einem Bollerwagen. „Die Dreieichenhainer haben ihre Burg, die Sprendlinger viele historische Gebäude und wir sind ein Ort der Engel – und jetzt kommt noch ein weiterer dazu“, meinte Klaus Klepper, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Götzenhainer Vereine.

Wilhelm Ott ging auf die Geschichte von Gut Neuhof ein, das als herrschaftlich-ysenburgisches Hofgut um 1500 gegründet wurde. Nach Verfall und Kriegsschäden wurde es seit 1700 unter Graf Johann Philipp von Ysenburg-Büdingen als Musterdomäne wieder aufgebaut. 1936 wurde es von der Familie Schumacher erworben.

Jetzt fließt das Wasser wieder

Nach dem Passieren der Landesstraße 3317 ging es quer durch das Naturgelände des Golfplatzes. Nach kurzer Wanderung hielt Wilhelm Ott an einem unscheinbaren Graben, der ein wenig Wasser führte. „Dies ist eine früher einmal künstlich angelegte Verbindung, die dem Teich auf dem Gut Neuhof das Wasser zuführte“, erläuterte er. Der Heimatforscher wies aber auch darauf hin, dass es gar angedacht war, dort eine Mineralwasserbohrung zu errichten.

„Der Mineraliengehalt entsprach aber nicht den Anforderungen der Kaiser Friedrich Quelle, sonst würde es hier wohl ganz anders aussehen“, sagte Ott. Nachdem die Gruppe das Ende des Golfplatzgeländes erreicht hatte, ging es links etwas talwärts, dann wieder nach rechts – und bald erkannte man auch den neu gefassten Born mit dem „ausgeräumten“ kleinen Graben am Wegesrand. Die eigentliche Quelle liegt jedoch 30 Meter zurückversetzt im Wald. Dort fanden die Restauratoren ein Betonrohr, das in die Tiefe führte und mit Rotliegenden (Steinen) umfasst war. Von dort wird nun das Wasser des Borns zum Eisenrohr geleitet, aus dem es für alle sichtbar in den Graben abfließt.

Geschichte und Geschichten

Unter dem Lied „Engel singen in den Wäldern“ bestieg Gernot Engel, der Sohn des Haumeisters Philipp Engel, eine Leiter und befestigte hoch oben den goldenen Kunstengel am Baum. Nachdem Peter Holle die Geschichte von Robert Gernhard, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben, vorgetragen hatte, wurde die Einweihung des „Engelsborn“ gefeiert.