Dreieich: Räuberposse im Burggarten Geschichtsverein spielt „Die Räuber im Spessart“

Der böse Graf von Sandau (Michael Kohlhaas, links) weigert sich, Lösegeld für seine Tochter an deren Entführer (und künftigen Ehemann) Major von Knüppeldick (Danny Cobb) zu zahlen. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Eine spannende, wenn auch gut bekannte Geschichte, amüsante Wortwechsel und ein reduziertes Bühnenbild, das die natürliche Kulisse und die Strahlkraft der Schauspieler richtig wirken lässt – die Theatergruppe des Geschichts- und Heimatvereins feierte drei Spieltage „Das Wirtshaus im Spessart“ mit viel Applaus und anschließendem Lob vom begeisterten Publikum.

Schon zur Premiere waren mehr als 300 Besucher in den Burggarten gekommen, um die Inszenierung des Wilhelm-Hauff-Klassikers von Regisseurin Tanja Garlt zu sehen. Und der Theaterbesuch hat sich wahrlich gelohnt. Großartig, wie die Schauspieler des Burgtheaters die Räuberposse rund um Prinzessin Christiane von Sandau (Antonia Treccarichi) mit Leben füllen. Schon gleich in der ersten Szene hat das Ensemble die Lacher auf seiner Seite. Einfach zu schön, wie sich die Räuber hinter ihren portablen Plastik-Tannenbäumen verstecken, um den adligen Damen im Wald aufzulauern und sie zu überfallen. Die Handlung ist schnell erzählt: Der Räuberhauptmann Karl (Gunnar Laumann) ist eigentlich selbst von adeligem Geschlecht. Als Graf von Hohenlohe ist ihm vor allem daran gelegen, Graf von Sandau (Michael Kohlhaas), der ihm alles nahm, eins auszuwischen. Doch bei der Entführung kommt ihm die Liebe dazwischen. Prinzessin Christine erobert sein Herz im Sturm und ihr Vater erweist sich als ein geiziger Knochen.

Von Sandau hat nicht nur seinen Nachbarn über den Tisch gezogen und seine Bauern ausgebeutet, auch das Leben seiner Tochter ist es ihm nicht wert, einen Teil seines Reichtums als Lösegeld rauszurücken.

Das Stück ist von Beginn an lustig. Es lebt von der ausdrucksvollen Spielweise der Laiendarsteller, denen die Spielfreude in jeder einzelnen Szene anzusehen ist. Die große Liebesgeschichte ist charmant erzählt, aber auch die Nebenschauplätze, die Liebelei zwischen Geselle Frank (Jens Chobotsky) und Wirtinnen-Nichte Barbara (Nadja Krawczyk), der Kammerzofe Felicitas (Francesca Eifler) und dem zweiten Gesellen Felix (Maximilian Nowak) und nicht zuletzt auch Gouvernante Frau von Stöckli (Doris Brandau), die sich mit den Räubern Schwartenmagen (Jochen Rehse) und Affenheini (Michael Grevel) gleich zwei Liebhaber gönnt, machen das Theater zu amüsanten Vergnügen.

Ob es die kleinen Märchenanspielungen auf das Rumpelstilzchen sind, oder die herrliche Reiterszene, in der Graf von Sandau mit seinen Gehilfen über die Naturbühne galoppiert – es gibt in dieser modernen Version vom „Wirtshaus im Spessart“ einiges zu lachen.

Auch Regisseurin Tanja Garlt lächelt immer wieder auf ihrem Stuhl zufrieden vor sich hin. Sie hat sich in die letzte Reihe verzogen, mit perfektem Blick auf ihr Ensemble. Was sie sieht, stimmt auch sie fröhlich: „Das macht echt ganz viel Spaß mit dieser Gruppe zu arbeiten. Sie machen das wirklich gut. Ich bin auch noch selten so locker in einer Premiere gegangen wie heute Abend“, lobt die Kulturpreisträgerin des Kreises Offenbach ihr Ensemble.

Als der lange Applaus im Burggarten verklingt, steht noch die große Premierenparty im Burgkeller für das Ensemble an. Auch Dieter Krebs, dieses Mal nur in der kleinen Rolle des so menschlichen Dieners Severin zu sehen, ist sehr glücklich über die drei erfolgreichen Theatertage. „Wir waren schon sehr gespannt, schließlich wachsen wir gerade erst so richtig zusammen und es waren auch einige neue Schauspieler dabei“, sagt das Vorstandsmitglied des Geschichts- und Heimatvereins. Seine Bilanz fällt aber auch durchweg positiv aus: „Es war toll und die Resonanz war sehr gut. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Inszenierung mit Tanja Garlt“, sagt der leidenschaftliche Schauspieler. Gut ist übrigens auch der Kartenverkauf gelaufen. Zwei Vorstellungen mit über 300 Gästen, der Sonntagabend ein klein bisschen schwächer, aber immer noch viele Theaterbesucher. So viel sei schon mal verraten: auch 2019 wird das Burgtheater wieder spielen, die Gruppe wird dann vermutlich mit einem Shakespeare Stück auftreten.